«Jacobs Dream»
Wenn ein Lied ein Leben rettet
Vor kurzem trat die legendäre Rock-Band «Jacobs Dream» in der Schweiz auf. Die Gruppe berichtete zudem davon, wie ihre Songs entstehen und was sie auslösen – und aus welchem Grund die gestandene Formation noch immer zusammen ist.
Urplötzlich fragte Sänger Kevin Wright ins Publikum, wie viele Musiker sich im Raum befänden. Es waren doch einige. «Und wie viele von euch sind Sänger?» Der eine oder andere. Und schon folgte die nächste Frage von Kevin, nämlich was die grösste Krankheit eines Sängers ist und er lieferte die Antwort gleich mit: «Dass er denkt, er sei besser als die anderen.» Als er neu in einer Band gewesen sei, habe er ganz normal den anderen beim Tragen und Einrichten des Equipments geholfen. «Da wurde ich gefragt, was ich da tue.» Man war sich gar nicht gewohnt, dass der Sänger mit anpackt.
Folgen einer Jam-Session
Entstanden war die Gruppe gegen Ende der 1980er-Jahre. Gitarrist Jonny befand sich zu der Zeit gerade im Bibelstudium. Ein Mitstudent erzählte ihm, dass ein Bekannter von ihm Marihuana rauchte. Er regte an, dass man diesen einmal besuchen sollte – nicht zwecks Eigenbedarf, sondern um ihm einen anderen Lebensstil vorzustellen. Jonny stellte im Haus des jungen Mannes fest, dass dieser eine schöne Gitarre hatte und so wurde er zu einer Jam-Session eingeladen. Mit der Zeit begann er auch, sich für den christlichen Glauben zu interessieren.Bald stand die erste Bandbesetzung, die sich zunächst aber wieder verlief. Als dann der Musik-Stil Crunch, unter anderem durch die Gruppe «Nirwana», aufkam, sei ihre eher klassische Hard-Rock-Richtung plötzlich weniger gefragt gewesen. Doch langsam kam das Internet auf und die Gruppe gehörte zu den frühen Nutzern. John Berry: «Wir merkten, dass unsere Musik noch immer gefragt ist. Plötzlich erhielten wir zahlreiche E-Mails von Metall-Magazinen aus Europa, die Interviews mit uns führen wollten. Gary meinte dann, dass die es ernst meinen und wir zurückschreiben sollten.» Und so wuchs die Bekanntheit in der christlichen wie säkularen Szene vor rund zwanzig Jahren auf beiden Kontinenten.
Kraft und Zufriedenheit
Der Grund, warum die Band immer noch existiere, obschon unter dem Strich kein Geld verdient werde, ist laut John Berry dieser: «Unser Hauptgrund ist, dass wir mit unserer Musik Gott dienen – das ist unsere wichtigste Motivation.» Daneben arbeiten die Gruppenmitglieder in «normalen» Jobs, einer arbeitet beim Finanzamt, ein anderer in einer Druckerei und so weiter. Bassist James Evans: «Ich arbeite in der Fima, um Geld zu verdienen. In der Band bin ich, weil sie Gottes Plattform ist. Ich verdiene zwar nichts dabei, doch es schenkt Kraft und Zufriedenheit.»
«Wir pflanzen einen Samen, aber selten sehen wir die Frucht», so James Evans, «aber von Zeit zu Zeit kommt es doch vor. Wir erhielten zum Beispiel eine E-Mail von einer Person, die bereits beschlossen hatte, dass sie sich das Leben nehmen wird. Als dieser Mann dann unsere Musik hörte, wurde dies zum Wendepunkt in seinem Leben und er hatte keine Selbstmordgedanken mehr.» Wenn Gott wolle, dass er aus diesem Grund mehrere Jahrzehnte in der Band sei, dann sei das gut so. «Wir wollen immer noch mehr Leute erreichen.»
Wo die Geier kreisen
Ein erheblicher Teil der Texte stammt von John Berry, «jedes Lied hat eine Botschaft.» Beim Komponieren lasse man sich von Gott inspirieren. Einmal sei er beispielsweise mit dem Auto unterwegs gewesen und habe seine Bibel dabei gehabt. In einer Pause las er eine Passage, in der Jesus erklärt, dass da, wo Leichen liegen, die Geier kreisen. Aus diesem Thema wurde schliesslich ein Song. Oft würden die Lieder entstehen, wenn die Gruppe zusammen spricht und spielt.
Ihr Wunsch sei, dass viele Menschen angesprochen werden, auch Nichtchristen. «Wir wollen Leute erreichen, die typischerweise Jesus zunächst ablehnen. Die Texte müssen so sein, dass sich die Menschen mit ihnen auseinandersetzen können.» Denn die Gesunden, so Kevin, bedürfen des Arztes nicht. Interessant sei, dass säkulare Labels «kein Problem mit christlichen Inhalten haben, solange sich die Alben verkaufen.»
Apropos verkaufen. «Beim ersten offiziellen Album hatten wir innerhalb der ersten zwei Tage 10'000 illegale Downloads», erinnert sich James Evans. «Es waren 10'000 Setzlinge, die etwas auslösen können… Doch gleichzeitig wird es dadurch unmöglich, CDs zu verkaufen und Tourneen zu veranstalten.»
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet
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