Ralph Güntlisberger
Einst bei «Desert Voice», heute bei «The Voice»
Mit der Hard-Rock-Band «Desert Voice» brachte Ralph Güntlisberger Menschen die Liebe Gottes lautstark nahe. Heute rockt sich der Mann mit dem breiten Berner Dialekt in die Herzen des «The-Voice»-Publikums im SRF. Seinem Glauben ist er treu geblieben: «Er gibt Ruhe und Geborgenheit.»
Ralph Güntlisberger, was ging in Ihrem Kopf vor, als beim zweiten, dritten Refrain immer noch niemand gedrückt hatte?
Ralph Güntlisberger: Schon beim Betreten der Bühne war alles anders als bei einem normalen Konzert. Es ist still und vor einem stehen vier umgedrehte Stühle. Als dann niemand drückte, fragte ich mich, was da los ist. «Räphe», sagte ich mir, «komm, gib nochmal alles für das Publikum.» So wollte ich mich einfach diesem noch zeigen, dass es von mir und meinem Schicksal Notiz nimmt. Auch meine Kinder rechneten nicht mehr damit, dass noch etwas geschieht.
Stefanie Heinzmann und Sie scheinen sich ins Herz geschlossen zu haben – wann kommt das Duett mit ihr?
Dazu weiss ich noch nichts. Tatsächlich habe ich sie ins Herz geschlossen, auch wenn sie meine Tochter sein könnte. Ich bin etwas der Exot, tätowiert und mit langen Haaren. Bei einem solchen Duett wäre ich auf jeden Fall dabei.
Ein anderer Kandidat, der Postbote Michael A. Williams, spricht gerne über seinen Glauben. Sie waren einst Frontmann einer – der Ausdruck sei erlaubt – Gospel-Heavy-Metal-Band. Williams und Sie, das könnte doch ebenfalls einen feurigen Gospel-Auftritt bei «The Voice» geben?
Das schliesse ich nicht aus, ich stehe zu meinem Glauben, er ist einer meiner wichtigsten Bestandteile. Michael ist ebenfalls ein Daddy, ein Mann älteren Datums. Es waren etwa 120 Sänger da und so konnte ich nicht mit allen Kontakt haben. Aber ich wäre gerne dabei, so etwas zu machen.
Mit der Hardrock-Band «Desert Voice» befassten Sie sich mit christlichen Inhalten. Womit setzen Sie sich heute musikalisch auseinander?
Bei «Ralph and the Therapists» und den Mundart-Songs bei «Bärnstei» geht es mehr um die Liebe zu den Menschen. Die Texte sind weniger christlich orientiert als mit «Desert Voice». Oft werde ich wegen meiner Stimme oder dem Charisma angesprochen, dann sagte ich, dass dies von Gott ist. Aber ich muss das nicht auf der Stirn tragen, sondern es ist eine Herzenseinstellung, es ist ein Geschenk. Mit «Bärnstei» singen wir beispielsweise auch sozialkritische Themen.
Stellen Sie doch einen oder zwei Ihrer aktuellen Songs etwas näher vor...
Ein Lied heisst «Säg mir der Grund». Darin frage ich: «Ii schreie zu Gott, säg warum müesse die Guete so früh ga, und warum sii die Schlächte no da?…» Darin verarbeite ich mein Schicksal. Meine Frau starb vor zwanzig Jahren, ich blieb mit der 15 Monate alten Tochter zurück. Gleichzeitig handelt der Song auch davon, dass trotz einem Schicksalsschlag eine Türe im Leben aufgehen kann. Ich erhielt auf dieses Lied dankbare Reaktionen von Menschen, die ähnliches erlebt haben.
Was bedeutet Ihnen der christliche Glauben?
Für mich ist er das Wichtigste, seit ich 25 Jahre alt bin, trage ich ihn im Herzen. Er gibt mir eine innere Ruhe, Geborgenheit und Dankbarkeit.
Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Seine endlose Liebe zu mir als Mensch, seine Nähe und dass er nie aufgibt, egal, in welcher Lebenssituation ich bin.
Wie sind Sie Christ geworden?
Durch meine verstorbene Frau. Wir besuchten ein Pfingstfest, dort predigte Wilhelm Pahls. Ich war alles andere als ein Christ, sondern ein Macho-Typ. Er sprach in mein Leben und ich gab Gott mein ganzes Herz.
Warum sind Sie Christ?
Weil ich ein Mensch bin, der hier auf Erden Gutes tun will und ich nicht nur an mich selbst denken will. Und es gibt auch eine Perspektive auf das ewige Leben. Aber das ist die Krönung, nicht ein Angstmoment. Sondern die Gewissheit, dass ich die Ewigkeit mit Gott verbringe.
Was bringt der Glaube an Jesus? Was macht den Unterschied aus?
Er gibt eine innere Ruhe und eine gewisse Gelassenheit. Es gibt ein anderes Bild der Welt mit all der Hektik. Ich nehme die Nachrichten ruhig entgegen, weil ich den Glauben im Herzen habe und nicht stetig Angst haben muss – sondern ich habe eine Gewissheit.
Beschreiben Sie ein besonderes Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben:
Von Gott erhielt ich auch die Gabe, mit anderen Menschen zu beten, Bilder zu sehen, wahrzunehmen, wo es anderen Leuten nicht gut geht und mit ihnen den Glauben zu teilen, das sind die schönsten Momente.
Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben...
Ich kann alles etwas ruhiger sehen, nicht an einem Tag himmelhochjauchzend, dann wieder betrübt. Man sieht die Sachen anders. Auch bei «The Voice» sagte ich: «Okay, Herr, wenn du willst, komme ich weiter und ich werde dann rausfliegen, wenn es dein Wille ist.»
Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben...
Innere Unruhe und Nervosität konnte ich ablegen. Mich bringt so rasch nichts mehr aus der Bahn.
Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann...
Mir ist wichtig, in der Natur zu beten, gerade wenn ich seine Schöpfung sehe. Im Winter, wenn alles schläft und ruhig ist, dann die ganze Frühlingsfreude, das Gras, das grün wird…
Bei der Bibel habe ich ein altes Prinzip. Ich schlage sie auf und lese die Verse, die Gott mit mir anschauen will. Ich lese sie, im Hören auf den Heiligen Geist und finde so Antworten.
Steckbrief
Zivilstand, Kinder: Verwitwet und geschieden, 3 Kinder
Beruf: Musiker, Sänger/Songwriter
Wohnort: Kanton Bern
Werdegang: Musiker ist meine Berufung. Ich will Positives transportieren.
Hobbys: Familie, Töff, Musik, Diskutieren
Lieblingsbibelstelle: Korinther 13
Lieblingsmusik oder -Musikgruppe?: Creed, ich singe zwei Songs, die Creed-Sänger Scott Stapp geschrieben hat; «Higher» und «The great divide».
Webseite:
«Bärnstei» - die Band von Ralph Güntlisberger
Zum Thema:
Postbote und «The Voice»-Star: «Ich bete jeden Morgen!»
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch
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