9,7 auf IMDb

«The Chosen» – wenn Jesus interessant wird

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Die Geschichte von Jesus kann man als Fabelwerk abtun oder unter der Sparte «Religion» abhaken. Oder man kann seine packende Authentizität über 2000 Jahre hinweg erleben. Die Serie «The Chosen» kann dabei eine gute Hilfe sein.   

Für viele von uns sind die frommen Geschichten über Jesus kalter Kaffee. Zu viele religiöse Traditionen haben die raue, echte Jesus-Geschichte überwuchert. Und zu weit ist die liebliche Feld- und Hirtenlandschaft in Israel vor 2000 Jahren von unserer urbanen High-Tech-Kultur entfernt. Die TV- und App-Serie «The Chosen» hilft aktuell Millionen von Zuschauern, diesen «garstigen Graben der Geschichte» zu überbrücken und Jesus in neuem Licht zu sehen. Bereits über 100 Millionen Menschen haben sie gesehen - damit kann die Serie locker mit irgendeiner Hollywood-Show mithalten.   

Grösstes Crowdfunding-Projekt

Noch nie wurde so viel Geld per Crowdfunding für einen guten Zweck gesammelt: Über zehn Millionen Dollar wurde in Rekordzeit von 75'346 Personen zusammengebracht. Die Dreharbeiten begannen 2018, gerade hat die Ausstrahlung der zweiten Staffel begonnen; mittlerweile ist die dritte Staffel in Vorbereitung und schon zu zwölf Prozent finanziert.

Die Kritiken zur Serie sind überwältigend gut – auf IMDb war die Bewertung teilweise auf 9,9 (von 10), aktuell steht sie auf 9,7. Auf «Rotten Tomatoes» wird sie zu 99 Prozent als gut beurteilt. «The Chosen» ist per App gratis zu schauen (mit deutschen Untertiteln); wer sie kostenpflichtig konsumiert, hilft nach dem Prinzip «Pay it Forward», zukünftige Produktionen zu finanzieren.

Was macht «The Chosen» so gut?

«Noch nie hat mich eine Serie so bewegt und nachhaltig begeistert», ist eine der Tausenden von positiven Kritiken auf der App. Was macht «The Chosen» so gut, vor allem für Leute, die sich normalerweise keine christlichen Filme anschauen? Brett McCracken, Kommunikationschef von «The Gospel Coalition», fasst die Qualitäten der Serie so zusammen:

1. Überzeugende Charaktere

«The Chosen» ist anders als herkömmliche christliche Filme. Die Charaktere sind Menschen mit komplexen Hintergründen, Macken, Fehlern und voller Menschlichkeit. Obwohl es einige Ausnahmen gibt, sind die meisten Charaktere von «The Chosen» interessant und man kann sich mit ihnen identifizieren. Sie haben Familien, Jobs, Probleme und sind Menschen wie wir auch.

Es ist spanned zu sehen, wie sich ihr Leben im Verlauf der Staffel verändert, von Simon Petrus und den anderen Schülern über Nikodemus bis hin zu Maria Magdalena, die mich in der zweiten Folge zu Tränen gerührt hat, als sie dem skeptischen Nikodemus von ihrer Bekehrung erzählte: «Folgendes kann ich Ihnen sagen. Ich war so wie ich war, und jetzt bin ich ganz anders. Und das, was dazwischen passiert ist ... war er.»

2. Echte Emotionen

Die Charaktere von «The Chosen» überzeugen, weil sie echte Emotionen verkörpern. Sie sind keine Figuren auf der Flanelltafel, die gemacht wurden, um die Bibel Vers für Vers wieder zu geben. Sie sind einzigartige Menschen.

Petrus ist ein bisschen wie ein Trottel. Matthäus leidet leicht unter Autismus. Andreas ist ein schlechter Tänzer. Jesus hat einen guten Sinn für Humor. Das Lachen und Weinen dieser Charaktere ist glaubwürdig.

Die Macher von «The Chosen» haben verstanden, dass sie, um den Charakteren Leben einzuhauchen, gewisse Spekulationen anstellen mussten, weil die Bibel nicht alles erzählt. Aber dies geschieht immer in Übereinstimmung mit dem, was die Bibel uns an Informationen preisgegeben hat.

3. Der Fokus liegt auf individuellen Begegnungen mit Jesus

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Die Frau am Brunnen, in der Serie «The Chosen» dargestellt von Vanessa DeSilivo
In «The Chosen» wird der Zuschauer immer wieder mit hinein genommen in die lebensverwandelnden Begegnungen, die Menschen mit Jesus haben. Wir sehen Menschen, die sich an einem Punkt entscheiden mussten und dadurch für immer verändert wurden.

Zum Beispiel sagt die müde Samariterin zu Jesus am Brunnen: «Ich werde von anderen abgelehnt.» Und Jesus antwortet: «Ich weiss, aber nicht vom Messias.» Zu sehen, wie sich ihr Gesicht von Verzweiflung in Hoffnung verwandelt, ist wunderschön. Ebenso ist es spannend zu beobachten, wie sich Simon Petrus verwandelt, als er auf den Ruf Christi «Folge mir nach» reagiert.

4. Effektiver Stil

Oft leiden biblische Filme daran, dass sie entweder keine erkennbare Ästhetik haben oder eine, die seltsam altmodisch oder starr ist. Der Stil von «The Chosen» ist nicht bahnbrechend, aber zeitgemäss und effektvoll.

So werden effektiv Rückblenden eingesetzt, durch Handkameraführung entsteht ein Gefühl von Intimität und Realismus. Bilder und Handlungen erzählen ohne künstlichen Erzähler die Geschichte selbst, nichts Belehrendes ist dabei. Die Erzählweise kennt auch Stille, der Stil hat viel Luft.

Die episodische Struktur der Show ermöglicht es ihr, tiefer in Themen und Motive einzutauchen, die in einer komprimierteren Erzählung möglicherweise übersehen werden, wie eine ganze Episode, die der Hochzeit in Kana gewidmet ist (Episode 4) oder eine, die die Dynamik Jesu mit Kindern wunderschön darstellt (Episode 2).

Gerade zur richtigen Zeit

Je mehr Menschen «The Chosen» anschauen und auch etwas dafür bezahlen, um so schneller werden zukünftige Staffeln fertiggestellt werden können. Fünf weitere Staffeln sind geplant – man darf gespannt sein, nicht zuletzt auf die Passion Christi und das, was sie mit seinen Begleitern macht. In einer Zeit globaler Erschütterung und medialer Allgegenwart hat die Serie das Zeug, die Hoffnung von Jesus Menschen nahezubringen, die mit dem Christlichen bisher nicht viel am Hut hatten – oder schon meinten, alles zu kennen.

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Datum: 14.04.2021
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch / The Gospel Coalition / rada-station.de

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