Jesus im Alltag
Begeisterte Kirchgänger sind nicht das Ziel
Was braucht es, damit Menschen zu mündigen Christen werden? Die Antwort ist eigentlich einfach: Jüngerschaft und daher Herzensbeziehungen mit geistlichen Vätern und Müttern. Diese geben nicht nur Anleitung, sondern schenken Vertrauen und wecken einen tieferen Glauben. Matthias «Kuno» Kuhn hat sich hierzu Gedanken gemacht.Ganz ernsthaft träumte Matthias «Kuno» Kuhn davon, wie Menschen durch seine leidenschaftlichen Predigten zu mündigen Christen heranwachsen. Doch dann kam die Ernüchterung: «Ich sah zwar strahlende und vom Geist überführte Menschen; doch nur in den seltensten Fällen führt eine Berührung durch die Predigt zu einer zunehmenden Mündigkeit.» So begann die Suche nach neuen Wegen.
«Wer sind eigentlich deine 'Timotheusse'?»
Bei einem Spaziergang fragte ein Freund: «Wo sind eigentlich deine 'Timotheusse'?» Die Frage blieb bei Kuno hängen. Ja, wo waren sie, die Menschen, in deren Leben er sich investierte? Freunde hatte er schon, daran lag es nicht. Doch wen durfte er als sein geistliches Kind bezeichnen?
In derselben Zeit lernte Kuno selbst den Wert geistlicher Eltern kennen. Es war nicht geplant und eigentlich nicht einmal so richtig beabsichtigt. Aber plötzlich war da dieses ältere Ehepaar in seinem Leben, die sehr schnell zu seinen geistlichen Eltern wurden. Das hinterliess Spuren. Die erfahrene Herzensbeziehung mit reiferen Christen stillte ein tiefes Verlangen in seinem Herzen, welches er bis dahin kaum in Worte fassen konnte.
«Sohn-Sein» führt zum «Vater-Sein»
«Zu erleben, in erster Linie ein Sohn und kein Gemeindemitarbeiter zu sein, gab meinem geistlichen wie auch meinem natürlichen Leben einen Wachstumsschub.» So fasst Kuno den damaligen Prozess in seinem Buch «Jüngerschaft» zusammen. Während sein Dienst als Prediger gerade dabei war, auch über seine Gemeinde hinaus an Popularität zu gewinnen, fühlte er sich von Gott gedrängt, die Bühnenpräsenz zugunsten persönlicher Beziehungen zu reduzieren.
Es dauerte nicht lange und Kuno verbrachte einen grossen Teil seiner Zeit als Pastor damit, mit Männern der Aare entlang zu spazieren, Kaffee zu trinken oder einfach etwas zusammen zu unternehmen. Gemeinsam lasen sie in der Bibel und unterhielten sich über verschiedenste Lebensthemen. Als Kuno einem jungen Mann anbot, drei Monate lang intensiv zusammen zu bringen, fühlte er sich selbst herausgefordert. Es war klar, dass er über so eine lange Zeit nicht nur sein «Sonntagsgesicht» präsentieren würde. Transparenz enthüllt nun mal nicht nur die guten Seiten einer Person. Doch es lohnt sich, denn gerade in diesem einfachen Zusammensein und gemeinsamen Vorwärtsgehen erfahren Menschen tiefe Veränderung.
Jünger statt begeisterter Kirchengänger
Bevor Jesus in den Himmel auffuhr, gab er seinen Jüngern einen Auftrag. Er trug ihnen auf, Menschen zu Jüngern zu machen. Er wollte nicht begeisterte Kirchengänger, die nach jeder Predigt klatschen und mit strahlenden Augen nach Hause gehen. Nein, er wollte Jünger. Menschen, die ihr ganzes Leben Jesus übergeben haben und durch ihr Handeln in dieser Welt einen Unterschied machen. Deshalb sollen auch wir uns nicht mit begeisterten Kirchengängern zufrieden geben.
Um zu wissen, wie man Jünger macht, lesen wir am besten die Evangelien, um zu erfahren, wie es Jesus gemacht hat. Die Antwort wird dann ganz einfach. Er lebte mit zwölf Männern zusammen, liess sie an seinem Leben teilhaben und erklärte, was er tat. Er drückte ihnen sein Vertrauen aus, ohne danach zu fragen, ob sie dieses auch wirklich verdient hatten. Jesus liess sie ihre Fehler machen, ermutigte sie wieder und wies sie unaufhörlich auf die Bedeutung von Gottes Reich hin. So wurden die zwölf jungen Männer letztlich zu Jüngern, die nicht nur wussten, was sie zu glauben hatten, sondern die nicht anders konnten, als nach ihrem Glauben zu leben.
Die Sehnsucht nach geistlichen Eltern
Junge (und auch ältere) Christen sehnen sich nach geistlichen Eltern. Kuno schreibt: «Sie möchten einen Vater, bzw. eine Mutter, die 24 Stunden für sie da ist. Sie suchen jemanden, der sie nicht nur ernährt, sondern der ihnen sein Leben, seine Aufmerksamkeit und sein Vertrauen schenkt.» Diese Sehnsucht beschreibt mit Sicherheit nicht nur den Zustand von Kuno in jungen Jahren, sondern (fast) aller Christen. Besteht dann nicht eine zentrale Hauptaufgabe der Kirche darin, Menschen ein geistliches Zuhause zu bieten, einen Ort, wo sie angenommen, gefördert und herausgefordert werden?
Ein geistliches Zuhause steht und fällt mit geistlichen Eltern, Menschen, die andere an ihrem Leben Anteil nehmen lassen. Nachdem Kuno und seine junge Kirche sich dem Auftrag verschrieben hatten, der verlorenen Welt zu dienen, wurden jüngerschaftliche Beziehungen und Kleingruppen zu ihrem primären Gefäss. Hier sollten Leben und Lehre zusammen kommen.
Jesus im Alltag nachfolgen
Das Leben findet ausserhalb der Kirchenmauern statt. Das sollte eigentlich jedem einleuchten. Trotzdem sind viele Gemeindestrukturen darauf ausgelegt, den Glauben innerhalb der kirchlichen Aktivitäten zu fördern. Im Alltag fühlen sich dann viel zu viele Gläubige sich selbst überlassen. Das sollte so nicht sein. Und glücklicherweise gibt es heute viele Ansätze und Bemühungen, um genau diesen Missständen abzuhelfen. Kuno ist da ebenfalls seinen Weg gegangen und scheute kein Risiko, neue Wege zu gehen.
Bei einem pionierhaften Lebensstil werden fast zwangsläufig auch Fehler gemacht. Doch nur so können wir lernen. Um Jesus im Alltag immer besser nachfolgen zu können, sollten wir uns jedenfalls nicht allzu sehr von möglichen Fehlern einschüchtern lassen.
Um mehr über den Lernweg von Kuno zu erfahren, empfiehlt sich sein Buch «Jüngerschaft».
Hier ein Video-Input von Matthias 'Kuno' Kuhn:
Zum Thema:
«Kunos» Erstlingswerk: Jüngerschaft – Wie bringen wir Lehre und Leben zusammen?
Jüngerschaft: Zehn Fehler, die man vermeiden sollte
Persönliche Jüngerschaft: Ein Einsatz, der sich lohnt – nicht nur für die Gemeinde
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet
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