«Ikigai»
Dein Grund, morgens aufzustehen
«Ikigai» ist Japanisch und heisst «Lebenssinn» oder übertragen «das Gefühl, etwas zu haben, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen». Und genau darüber schreibt Frank Bonkowski. Praktisch und unterhaltsam stellt er mehr Fragen als er beantwortet. Und fordert damit immer wieder zu einem Leben heraus, das diesen Namen wirklich verdient.
Wer nicht so gut Japanisch spricht, sagt statt «Ikigai» vielleicht lieber Berufung. Doch die Stärke des nur 112 Seiten dünnen Buchs ist es, Berufung ganzheitlich zu sehen und nicht rein geistlich. Denn etwas, wofür es sich lohnt zu leben, betrifft nicht nur den Glauben. Es meint auch mehr als Karriere. Und eigentlich muss es jeder für sich selbst entdecken. Frank Bonkowski erzählt dazu Geschichten, stellt Fragen und wird sehr persönlich.
Geschichten vom Leben
Das Buch ist voller Geschichten und Beispiele: «Geschichten aus meinem Leben, Geschichten von Freunden und ein paar Geschichten aus der Bibel. Diese haben eines gemeinsam: Alle handeln sie von Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, ihr Ikigai zu finden – oder die zumindest nicht schreiend weggelaufen sind, als ihr Ikigai sie gefunden hat» (Seite 18).
Bonkowski stellt die verschiedensten Typen vor: Bonifazio und seine Frau aus Kalabrien, Ruth aus Moab, den Busfahrer Charley aus Kanada, den spätberufenen Mose und die plötzlich wieder zu Eltern gewordenen Jane und Mike. Es sind nicht unbedingt Erfolgsstorys. Es sind meist keine Erlebnisse, die den Ablauf der Geschichte geändert haben. Aber es sind authentische, persönliche und berührende Erzählungen von echten Menschen, die sich an irgendeinem Punkt in ihrem Leben entscheiden mussten, was sie wirklich wollten.
Erzählung mit Tiefgang
Der Autor ist nicht nur Pastor und Gern-Redner, er ist auch bekennender Morgenmuffel. Und so jemand soll einem erklären, wie man erwartungsvoller in den eigenen Tag startet? Ganz genau! Denn «Ikigai» ist mehr als die Frage nach Leidenschaft und Können, nach dem, wofür unser Herz brennt und was wir gut machen. Das unterstreicht Bonkowski eindrücklich mit seiner eigenen Geschichte. Nach 17 Jahren als Pastor in einer kanadischen Gemeinde durchleidet er einen Burn-out, quittiert den Dienst (und fast den Glauben) und kehrt mit seiner Familie nach Deutschland zurück.
Eine Reise nach Uganda fordert ihn heraus: «Was für ein Mensch will ich sein? Wie kann ich auch solch einen Unterschied für mein Umfeld machen? Was kann das für mein eigenes Leben bedeuten?» (Seite 62). Und er erzählt von seinen Kämpfen, seiner Familie, seiner Arbeit, seinen Freunden und dem, was ihn heute auf eine positive Art und Weise antreibt.Alles, nur keine drei Punkte
Manch ein Multimillionär veröffentlicht einen Ratgeber, wie man in drei einfachen Schritten ebenfalls zum Millionär wird. Manch ein Erfolgreicher veröffentlicht ein Buch, das zeigt, wie man durch drei einfache Punkte ebenfalls erfolgreich wird. «Ikigai» listet kein einfaches Erfolgsmuster auf. Weil es dieses Schema offensichtlich nicht gibt. Stattdessen stellt Bonkowski viele Fragen. Und er überlässt die Antwort tatsächlich der Leserin und dem Leser, weil «so gut wie nichts Wertvolles in meinem Leben einfach so gekommen ist. Meistens steht am Anfang eine schwere Entscheidung, aus der eine wunderschöne Erfahrung wird» (Seite 76). Er stellt klar: «Man kann sein Ikigai romantisieren. Und in diesem Buch geht es ja auch darum, wie lebenswichtig und befreiend es ist, herauszufinden, warum man hier auf der Erde ist. Aber ich habe nie behauptet, dass es auch immer leicht ist, wenn man es gefunden hat» (Seite 74).
Warum sollten Sie dieses Buch lesen?
Der Umfang des Buches täuscht. Sie können «Ikigai» in einer Stunde durchlesen, aber Sie können auch viel länger daran buchstabieren. Wenn in Ihrem Leben alles nach Plan verläuft und Sie jederzeit wissen, was gerade dran ist, dann brauchen Sie das Buch kaum. Wenn Sie aber zu den Menschen gehören, die sich immer wieder einmal «sortieren» müssen, die sich fragen, warum sie eigentlich auf der Welt sind, und die von der Sehnsucht erfüllt sind, ihrem Leben Leben zu verleihen, dann finden Sie hier viele gute Anregungen. «Wir sind berufen, eingeladen, Risiken einzugehen. Du kannst dich für Langeweile, Zynismus und Verzweiflung entscheiden, oder du kannst etwas Neues schaffen. Ein Partner Gottes sein und diese Erde etwas schöner machen…» (Seite 112).
Frank Bonkowski: Ikigai. Dein Grund, morgens aufzustehen. 112 Seiten. ISBN 978-3-96140-040-9. EUR 12,- / SFr 18,-.
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Quelle: Livenet
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