Ausprobierkirche und WG
Erste evangelische Jugendkirche in München
Jugendkirchen sind im Trend und haben Zulauf. Und gleichzeitig sind sie viel mehr als ein Zeitgeistphänomen: Sie sind der funktionierende Versuch, der jungen Generation in ihren Fragen und ihrer Lebenswirklichkeit zu begegnen.
Am 23. April wurde die neue evangelische Jugendkirche in München eingeweiht – nach 13 Jahren Planung wurde damit eine Idee Wirklichkeit: das Zusammenleben von Alt und Jung in einem Gebäude. Denn die Gemeinde der evangelischen Rogatekirche Ramersdorf und die neue Jugendkirche teilen sich ein Gebäude, quasi als Kirchen-WG. Judith Amend-Knaub, die Leiterin der Jugendkirche, nannte sie daher eine «Kirche der Möglichkeiten» und betonte laut epd: «Es ist einzigartig, dass eine Kirchengemeinde zusammen mit der Evangelischen Jugend ein Kirchengebäude bewohnt».Das Ziel der Jugendkirche
Mehr als zwei Jahre dauerten die Umbauarbeiten der sanierungsbedürftigen Kirche im Münchener Osten. In die frisch renovierten Räume zogen neben der Ortsgemeinde auch die komplette Verwaltung der Evangelischen Jugend München ein. Die ursprüngliche Gemeinde konnte das denkmalgeschützte Gebäude nicht allein bewirtschaften, hatte nach Alternativen gesucht und sie in der Jugendkirche gefunden. Dort sollen Jugendliche die Möglichkeit haben, ihre eigenen Vorstellungen von Kirche und Glauben zu gestalten. Bis jetzt war die 2009 gegründete Jugendkirche «LUX» in Nürnberg, die zum Fresh Expressions Netzwerk gehört, die einzige evangelische Jugendkirche in Bayern.
Raum für Kreativität
Der Dekanatsjugendpfarrer und Leiter der Evangelischen Jugend München, Michael Stritar, hat seinen Arbeitsplatz zukünftig in der neuen Kirche. Er freute sich über den Umzug aus dem bisherigen Bürogebäude: «Der Hauptunterschied ist vor allem, dass wir eine Kirche haben und darin Gottesdienste feiern können. Durch den Raum haben wir auch die technischen Möglichkeiten, gute jugendgemässe Gottesdienste zu feiern. Wir können grosse, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen machen.» Dabei denkt er an Formate wie eine Kirchen-WG, wo die Jugend eine Woche lang in der Kirche übernachtet, an Poetry Slam oder Theaterarbeit. Auch klassische Angebote wie eine wöchentliche Mittagsandacht und ein Bibelkreis für Jugendliche («Wortklauberei») gehört dazu.
Vieles ist noch etwas diffus, doch auch das gehört letztlich zum Konzept, denn «die Jugendkirche ist auch eine Ausprobierkirche», betonte Leiterin Amend-Knaub. Ihr Ziel sei es, den jungen Menschen zu sagen: «Denkt doch ihr mal Kirche!» Bei allem Neuorientieren und Zusammenfinden mit der bestehenden Kirchengemeinde scheint genau dies zu geschehen. So erzählt Tamara, eine Besucherin in einem kurzen Erklärvideo der Kirche: «Ich freu mich jetzt einfach, hier was Neues aufzubauen, und dann auch irgendwas, was ich auch selber mitgestalten kann, was andere noch nicht so geprägt haben.»
Diese Möglichkeit hat die neue Jugendkirche jetzt. Bleibt, ihr zu wünschen, dass sie zu einem Raum wird, wo viele junge Menschen ein Zuhause bei Gott finden.
Zum Thema:
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet
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