John Wimber
Der Schlüssel zur Jüngerschaft
Der Schlüssel zur Jüngerschaft
Als Pastor und Sprecher an vielen Konferenzen fand John Wimber, verstorbener Gründer der Vineyard-Bewegung, heraus, dass ausnahmslos jede christliche Ausrichtung ihre eigenen "Gemeinschaftstests" und "Regeln" hat. Verschiedene Kriterien legen fest, ob eine Person wirklich "hingegeben" ist oder nicht. Bedeutet das Einhalten dieser "Regeln" aber Jüngerschaft? Wimber zeigt anhand von Beispielen auf, was der Schlüssel zur "wahren" Jüngerschaft Christi ist.
Solche Jüngerschaftskriterien und "Regeln" sind laut Wimber:
1. Anwesenheit in der Gemeinde:
Für einen Einsteiger ist es okay einmal die Woche anwesend zu sein, aber ein "reifer" Christ sollte mindestens zweimal die Woche in der Gemeinde erscheinen: Am Sonntag und zum Gebetstreffen.
2. Geben:
Man muss den Zehnten geben. (mindestens 10% seines Einkommens).
3. Dienst:
Von einer wirklich hingegebenen Person erwartet man, dass sie der Gemeinde dient, indem sie in der Sonntagsschule oder mindestens in der Jugendgruppe mitarbeitet.
4. Lehre:
Ein wirklicher Jünger wird eine "solide Lehre" bewahren. (Normalerweise bedeutet solide Lehre "unsere Lehre").
5. Praxis:
Man muss sich von bestimmten Orten und Handlungen fernhalten. (Jede Gemeinde hat da ihre eigene Liste).
Normalerweise glauben die Mitglieder ernsthaft, dass diese "Regeln des Gemeindelebens" das Gleiche sind wie wahre biblische Jüngerschaft, schreibt Wimber. Wenn man das Neue Testament betrachte, sind diese Regeln jedoch nicht das, was Jesus unter Jüngerschaft verstand. Er konfrontierte gar die konservativen religiösen Leute wie die Pharisäer und wies sie zurecht, weil sie sich so auf ihre selbstgemachten Interpretationen des Gesetztes fixierten und den eigentlichen Kern einer Beziehung zu Gott ignorierten.
Im Gegensatz zur fehlgeleiteten Gläubigkeit dieser Leute präsentiere Jesus die Essenz dessen, was es bedeutet, ein Bürger des Königreichs Gottes zu sein, in der Bergpredigt und in der kurzen aber tiefgründigen Zusammenfassung des Gesetzes "Liebe Gott, den Herrn, von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand ... Liebe deinen Mitmenschen, wie dich selbst." (Matthäus 22,37-39). Zusätzlich zu dieser Lehre zeigte Jesus Jüngerschaft und das Königreich in Aktion, indem er den Leuten, in Barmherzigkeit und Kraft diente und Körper, Seele und Geist heilte.
Jüngerschaft wie im Neuen Testament: Hingabe
In Matthäus 28,18-20 steht, dass die Gemeinde berufen ist, hinauszugehen und Menschen zu Jüngern zu machen. Das Wort, das man mit "Jünger" übersetzt, bedeutet Lernender, Schüler oder Jünger. Wir westlichen Menschen denken dabei normalerweise an Klassenzimmer mit Tischen.
Im Neuen Testament hat dieses Wort so Wimber allerdings eine andere Bedeutung: die griechischen Schüler oder die Studenten eines Rabbis verpflichteten sich persönlich ihrem Lehrmeister gegenüber und suchten objektive Lehre, um später selber ein Lehrmeister oder Rabbi zu werden. Aber der Ruf Jesu zur Jüngerschaft heisse nicht, dass ein Jünger in einer Lernbeziehung steht, aus der er dann als Lehrmeister hervorgehen kann. Jesus als Jünger nachzufolgen bedeute das bedingungslose Opfer des gesamten Lebens (Matthäus 10,39 und Markus 3,31-35). Es bedeutet mit Jesus verbunden sein und Gottes Willen zu tun (Matthäus 12, 46-50).
Jesus als Jüngermacher: zeigen, erklären, tun
Im Matthäus-Evangelium sieht man Jesus in Aktion als Jüngermacher und Trainer von Menschen, schreibt Wimber:
Seine Trainingsmethode ist "Zeigen", "Erklären" und "Tun". Wenn Jesus sich Leuten zuwendet, die Heilung und Befreiung brauchen, "zeige" er seinen Jüngern, was das Königreich ist. In Kapitel 10 sende er sie dann aus, um die gleichen Dinge zu tun. "In dieser Zeit rief Jesus seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht, böse Geister auszutreiben, die Kranken und Leidenden zu heilen." (Matthäus 10,1).
Jesu Trainingsmethode ähnle der eines Muttervogels, der seinen Jungen das Fliegen beibringt: Erst dürfen die Jungen auf dem Rücken der Mutter zwischen ihren Flügeln mitfliegen. Dann fliegt die Mutter davon und die Jungen können ihre eigenen Flügel ausprobieren. Jesus Ziel war es, die Worte und Taten des Königreichs beispielhaft an Leute weiterzugeben, die sie dann umsetzen und später an andere weitergeben. Die Trainingsresultate Jesu könne man klar in der Apostelgeschichte erkennen: Die Jünger Jesu sagen die Worte des Königreichs und tun seine Werke, genauso wie Jesus es vor ihnen getan hatte. Man sehe, wie sie in der Kraft des Heiligen Geistes predigen und sich Tausende bekehren (Apg. 2,14-41), wie sie Lahme und Blinde heilen und den von Dämonen Geplagten Befreiung bringen. Offensichtlich sei auch, dass sie ihren Dienst durch Zeigen und Erklären an eine zweite Generation von Jüngern - wie Philippus und Stephanus, weitergegeben haben.
Zurüstung nach Jesus-Methode
Training ist also eher ausgerüstet als belehrt zu werden, eher geformt als informiert zu werden. Das bedeute nicht, dass man gegen eine lehrmässige Ausrüstung sein solle. Es gibt eine Zeit und einen Ort, wo man die Theorie und Theologie dessen, was man tut, lernen muss - so Wimber. Doch sollte es nicht Priorität sein, Leute so zu trainieren, dass sie die WORTE Jesu kennen und die TATEN Jesu tun. Vielmehr gelte es mit den Leuten, die man trainiert, Beziehungen zu bauen und die Zeigen-und-Erklären-Methode anzuwenden. Wenn man jemanden anlernt, dann geht man am besten so vor:
- man macht es vor, während der Lernende zuschaut (z.B. für Kranke beten)
- dann lässt man es den Lernenden selber tun, während man dabei ist. So kann man darüber austauschen.
- schliesslich lässt man ihn allein und sagt, dass man sich später darüber unterhalten könne.
- schlussendlich sagt man ihm, dass er es so jemand anderem beibringen solle.
Genauso hat Wimber gelernt Zeugnis zu geben und so habe er Hunderte gelehrt für Kranke zu beten.
"Manchmal haben sehr ernsthafte Leute mir gegenüber ihre Unzufriedenheit wegen unseres praktischen Verständnisses von Jüngerschaft und Training bei Vineyard ausgedrückt", schreibt Wimber. "Sie sagten, dass sie reife Jünger Jesu werden wollen, indem sie das "Fleisch" des Wortes erforschen. Einmal sprach der Heilige Geist deutlich zu mir und sagte: John, das Fleisch ist auf der Strasse."
Bei Jüngerschaft gehe es nämlich nicht so sehr darum, was jemand weiss, als darum, was er mit seinem Wissen anfängt! Die Meisten von uns wissen nämlich weitaus mehr über das Wort Gottes als sie derzeit anwenden und dem sie derzeit gehorchen! In der Umsetzung braucht man am meisten Hilfe! So betete Wimber immer für Christen, dass sie wirklich Jünger Christi werden wollen und ihre Gemeinden als Trainingslager sehen, in denen sie durch das Beispiel anderer und durch eigene Erfahrungen lernen, die Worte Jesu zu sprechen und die mächtigen, bestätigenden Werke Jesu zu tun.
Redigiert: Livenet, Antoinette Lüchinger
Autor: John Wimber
Quelle: equipped
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