Christen und Konflikte

Hält unsere Liebe andere Meinungen aus?

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Daniel Schenker (Bild: Livenet)
Als Konfliktcoach spricht Daniel Schenker im Livenet-Talk über die Wichtigkeit, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch die verbreitete Lieblosigkeit von Christen Andersdenkenden gegenüber kommt zur Sprache.

Daniel Schenker ist leidenschaftlicher Gemeindebauer, Pastor in der «Chile Grüze» und auch Konfliktcoach und Dozent. Gerade erst hat er eine Masterarbeit geschrieben, in der es um Teamentwicklung in Kirchen ging.

Möglichst früh Hilfe holen

Oft wird Daniel als Mediator in Konfliktsituationen gerufen. Die Hintergründe der Konflikte sind dabei sehr vielfältig. «Oft sind es familiäre Geschichten, wo es zusammen nicht mehr weiter geht.» Er moderiert aber auch Konflikte in anderem Umfeld.

Daniel plädiert, dass in solchen Situationen lieber zu früh als zu spät eine Person beigezogen wird, die den Konflikt moderieren kann. In konfliktbeladenen Beziehungen weicht unsere beabsichtige Aussage oft meilenweit von der Wirkung auf das Gegenüber ab. So kann mit besten Absichten das Gespräch gesucht werden, welches dann aber doch völlig eskaliert. In solchen Situationen brauchen wir jemanden, der «Übersetzungshilfe» leistet.

Haben Christen beim Lösen von Konflikten einen Vorteil?

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Daniel Schenker im Gespräch mit Florian Wüthrich
«Grundsätzlich haben wir Christen in Konfliktsituationen sehr viel Vorteile», sagt Daniel. Konkret spricht er die Versöhnung durch Jesus und die grössere Perspektive, mit welcher wir unterwegs sind, an. Oftmals werde uns dies aber auch zum Stolperstein und unsere Stärke zur Schwäche. «Ein falsches Verständnis von Harmonie führt oft dazu, Probleme nicht auf den Tisch zu bringen.» Früher oder später werden Verletzungen aber doch aufbrechen.

Daniel hat selbst schon manche Konflikte erlebt. Konkret berichtet er davon, wie er den gemeinsamen Weg mit einem Mitarbeiter nicht mehr finden konnte. Schliesslich zerbrach die Beziehung und die Wege trennten sich. «Das ist eine Narbe, die ich mit mir trage.» Entgegen besserem (Fach-)Wissen, habe er sich in Konfliktsituationen schon öfters falsch verhalten. Wenn man selbst involviert ist, wird es meist schwierig. «Mit sich selbst versöhnt zu sein und über sich selbst nachdenken zu können, hilft, um gemeinsam gut unterwegs zu sein.»

Konflikte aufgrund der Covid-Situation

Eine aktuelle Herausforderung in der «Chile Grüze» ist, wie bei vielen anderen Gemeinden, der Umgang mit den Zertifikaten. Was Daniel dabei besonders beschäftigt ist der Umgang von Christen miteinander. Im Umgang mit den Fragen zu Corona weht häufig ein kalter und bissiger Wind.

Neulich las Daniel in der Bibel über die Eigenschaften der Liebe und das machte ihn sehr betroffen. «Uns Christen sollte man an der Liebe erkennen können. Paulus schreibt in 1. Korinther 13, dass die Liebe alles glaubt, alles erträgt – wenn ich dann sehe, wie mit unterschiedlichen Meinungen und Haltungen umgegangen wird und einige fast aufeinander einprügeln… das hat mich sehr erschüttert.» Dann stellt er die Frage: «Weshalb fällt es uns Christen so schwer, das auszuhalten?» Die aktuellen Schwierigkeiten und andere Meinungen auszuhalten, wäre doch eine Eigenschaft der Liebe.

Das Ziel muss eine wachsende Liebe sein

Es soll nicht darum gehen, einander von irgendetwas zu überzeugen, sondern vielmehr, einander grundsätzlich Respekt entgegenzubringen. «Und wenn ich sogar noch das Interesse aufbringen kann, zu verstehen, wie du zu deiner Meinung kommst, dann haben wir viel gewonnen.» Letztlich sind wir aber auf Gottes Wirken in und durch uns angewiesen.

«Die Liebe muss neu in uns wachsen», ist Daniel überzeugt. «Ich glaube, dass es eine neue Erfrischung des Heiligen Geistes braucht, welcher uns mit seiner Liebe erfüllt – einer Liebe, die fähig ist, auszuhalten.» Unser Ziel müsse sein, neu von Jesus berührt und von seiner Liebe erfüllt zu werden. Hierzu, so ist Daniel überzeugt, braucht es eine bewusste Entscheidung von unserer Seite.

Sehen Sie sich hier den ganzen Livenet-Talk an:

Zum Thema:
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Datum: 26.10.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

Kommentare

Guter Artikel. Corona hat mich neu dazu angeregt, über Verhältnis Gemeinde-Staat und Christ-Gemeindeleitung nachzudenken. Vielleicht sind wir Christen auch etwas verwöhnt worden durch allzu einfache Theologie und sind denkfaul geworden, leidensscheu sowieso. Für mich geht es im Umgang miteinander nicht nur darum, dass die Liebe wächst (was sehr gut ist), sondern auch um das Verhältnis Liebe zur Wahrheit. Oft meinen wir, Einheit zu schaffen/wahren, indem wir schwierige Themen meiden, doch sollten wir lernen, diese in guter Weise zur Sprache zu bringen und lernen 'richtig zu streiten'. Selbstreflexion und Zuhörenkönnen sind dabei nebst klarer Sprache essentiell.

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