"Rolling Church"

Zwei Tonnen Kirche rollen durchs Land

Die Kirche von heute wartet nicht mehr auf Leute, sondern geht zu ihnen. Nach diesem Prinzip kurvt derzeit die Rolling Church durch die Schweiz und bald auch durch Deutschland. Dabei stösst das blaue Kirchenobjekt, eine Idee der Jugend des Evangelischen Gemeinschaftswerks EGW Bern, auf reges Interesse.

"Jetzt haben wir endlich mal eine eigene Kirche" und "der Mann am Kreuz ist der Einzige, der uns nicht mit Schmutz beschmeisst", sollen Prostituierte gesagt haben, als sie der Rolling Church begegneten. Die Kirche auf Rädern soll aber laut Jo Scharwächter, der mit ihr unterwegs ist, die ganze Bevölkerung ansprechen. Die Leute, denen er dabei begegnet, seien sehr überrascht, aber offen für das aussergewöhnliche Projekt. Auch das Interesse von Radio und Fernsehen zog die motorisierte Kirche bereits auf sich, als der Startschuss im Oktober in Aarau fiel. Anvisiert werden im Dezember vor allem Weihnachtsmärkte.

Kirche in Bewegung

"Jesus ist immer zu den Menschen hingegangen", so Pastor Scharwächter. Die Kirche müsse also beweglich werden. Wieviele Menschen die Rolling Church dabei jeweils anlockt, spielt für Scharwächter, der jeden Einzelnen als wertvoll betrachtet, keine Rolle. "Egal, ob ein oder zwei Menschen kommen, ich predige wie vor tausend", so der Mann, der auch durch seine Töffgottesdienste bekannt wurde.

Die 16-plätzige Rolling Church bringt aber nicht nur das Evangelium in Dörfer und Städte. Laut Scharwächter sollen auch junge Leute ihre Berufung kennenlernen und eine entsprechende Ausbildung anpacken. "Sie sollen ihren Blick nicht nur auf ihre Gemeinde, sondern auch auf ausserhalb, nämlich auf die Strasse, richten", sagt der 59-Jährige. Scharwächter kann sich nach eigenen Aussagen vorstellen, das Projekt auch unter der Obhut der Landeskirche laufen zu lassen, um den "Geruch der Sektiererei" zu vermeiden und finanziell unterstützt zu werden. Ausserdem habe die Landeskirche den grössten Namen, täte aber am wenigsten.

Kein Amateur am Werk

Mit seelsorgerlichen und evangelistischen Einsätzen hat Jo Scharwächter bereits Erfahrung. Unter anderem durch seine eigene kriminelle Vergangenheit kennt der christliche Lebensberater die Randgesellschaft und weiss, was gerade diese Menschen heutzutage beschäftigt.

Die Rolling Church wird vermietet, allerdings nur unter der Bedingung, dass jemand vom fünfköpfigen Trägerverein beim Einsatz dabei ist. Der Verein stützt sich auf die Glaubensgrundlagen der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA und des Verbandes evangelischer Freikirchen und Gemeinden VFG.

Geldgeber gesucht

Die Kosten der rollenden Kirche belaufen sich insgesamt auf 50000 Franken, welche von den fünf Personen des Trägervereins selber berappt werden. Der Verein Rolling Church möchte nun Firmen ansprechen und ihre Werbung auf der Rückseite der Kirche platzieren. Für 1000 Franken pro Jahr ist man mit 50 mal 50 Quadratzentimeter Werbefläche dabei.

Ursprünglich war die Kirche auf Rädern an der Expo.02 als Gebetskirche stationiert. Die EGW-Jugend entwickelte anschliessend die Idee der Rolling Church und konnte Scharwächter für das Projekt gewinnen. Bis Ende Jahr ist die Rolling Church meistens im Raum Aargau und Basel anzutreffen. 2004 auch bei Zeltevangelisationen in Deutschland.

Autorin: Monika Breidert

Datum: 18.12.2003
Quelle: idea Schweiz

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