Götzendienst heute

Wer sind unsere Götter?

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Christopher J. H. Wright, Autor von «Here are your Gods» (Bild: chrisjhwright.wordpress.com).
Götter und Götzendienst scheinen uns oft sehr ferne und nicht Teil unserer Lebensrealität. Christopher J.H. Wright sieht das aber anders und erklärt in seinem Buch, wie wir als Jünger heute leben können. Eine Buchbesprechung von Barbara Rüegger.

Als junger Christ konnte ich mit den Bibelstellen, in denen es um Götzendienst ging, nicht viel anfangen. Was sollte ich damit? Wir lebten ja nicht mehr im alten Israel oder sonst einer der alten Kulturen, die Götter anbeteten. Als ich ein paar Jahre nach meiner Hinwendung zu Jesus nach Indien reiste, um dort einen Kurzeinsatz zu machen, wurde der ganze Götterdienst plötzlich viel realer. Hier wurden Götter in grosser Zahl angebetet und viele Menschen litten unter der Knechtschaft dieser Götter. Sie versuchten, in ihrem Leben das Richtige zu tun, um den Göttern zu gefallen. Götter waren also auch noch heute real, aber was haben wir in Westeuropa mit Göttern zu tun?

Dies ist eine Besprechung des englischen Buches: «Here are your Gods» von Christopher J.H. Wright, geschrieben aus seinem Erleben heraus. Als Brite erlebte er den Brexit und aus etwas grösserer Entfernung die Regierung Trumps in den USA. In beidem ist laut Wright viel Götzendienst zu erkennen.

Nur ein einzig wahrer Gott

Sind die Götter, welche von den Israeliten oder von ihren Nachbarvölkern angebetet wurden, auch Götter? Und haben sie auch Kraft? Wright macht klar, dass es nur einen einzigen Gott gibt, der alle Macht hat, er ist der Schöpfer von Himmel und Erde. Viele Völker würden aber von Gott Geschaffenes wie Sonne, Mond oder Sterne anbeten. Auch die Israeliten seien der Gefahr ausgesetzt gewesen. Auch wir müssen uns bewusst sein, dass neben diesem einzig anbetungswürdigen Gott viele andere Götter unsere Aufmerksamkeit und Anbetung wollen.

Für die Israeliten war klar, dass die Götzenbilder und Statuen nur Repräsentationen der echten Götter waren. Gerade die Propheten machten sich daher immer wieder lustig über diese Götter (wie zum Beispiel der Prophet Elia, der im biblischen Buch 1. Könige Kapitel 18 zu den Baalspriestern sagt, sie müssten vielleicht lauter schreien, um Baal aufzuwecken). Für die Israeliten war klar, dass die Götter genauso menschliche Konstrukte waren wie die Statuen, die sie repräsentieren sollten. Der Autor kommt zum Schluss, dass es dann ja eigentlich absurd sei, wenn wir das, was wir selber erschaffen haben, auch anbeten. «Und wenn Götter von Menschen erschaffen sind, haben wir es auch in der Hand, sie wieder zu zerstören und uns dem einzig wahren Gott zuzuwenden.»

Wer sind die Götter, die wir anbeten?

Götteranbetung ist die Entscheidung, dass nicht mehr Gott derjenige ist, der sagt, was gut und was böse ist. Wir beten Dinge an, die uns verlockend erscheinen, die grosse Macht haben. Oder im Gegenzug auch Dinge, die uns Angst machen. Statt Gott in allem zu vertrauen, beginnen wir, für unsere täglichen Bedürfnisse oder unsere Ängste jemandem oder etwas zu vertrauen, das schlussendlich keine echte Hilfe ist. Der Autor sagt es ganz klar: «Götzendienst ist radikale Selbstbeschädigung und die Götter werden uns immer enttäuschen» (vgl. Seite 43 im Buch von Christopher J.H. Wright, «Here are your Gods»).

Gott in den Nationen

In der Bibel lesen wir immer wieder von der Erstarkung von Nationen und dem Fall dieser oder anderer Nationen. Der Grund für den Fall einer Nation war meistens Boshaftigkeit und wachsende Ungerechtigkeit gegen Arme und vulnerable Personen im Land. Auch heute werden Nationen gross und fallen wieder, wie der Autor am Beispiel Grossbritanniens und anderer Länder beschreibt, die gross und reich wurden, weil sie andere Länder ausbeuteten und Menschen zu Sklaven machten. Wenn diese biblischen Grundlagen auf die heutigen Länder der westlichen Welt angewendet werden, sieht es nicht gut aus. Dies sind laut dem Autor die Symptome für den kommenden Fall einer Nation: Historische und systemische Gewalt wie Sklaverei, wachsende Armut und Ungleichheit, extreme Formen von Nationalismus, sexuelle Verwirrung und Zerfall der Familien, die Zerstörung der Erde, Gottes Schöpfung und der Krieg gegen die Wahrheit.

Die Götter, die wir gemäss Wright in all dem anbeten werden, sind Reichtum, Nationalstolz und Selbsterhöhung. Diesen stellt Gott seine Ansprüche für einen öffentlichen Dienst gegenüber. Er erwartet von uns Bescheidenheit, Integrität und das Ausüben einer Gerechtigkeit, welche allen zu Gute kommt. 

Gottes Volk in einer Welt voller Götteranbetung

Was sollen wir also tun? Das Wichtigste sei, «als Bibel-Leute zu leben», was heisst, uns bewusst zu sein, dass wir Teil der grossen Geschichte Gottes mit uns Menschen sind und wir in dieser Geschichte einen kleinen Teil mitleben und mitgestalten. So wie Daniel zu seiner Zeit, leben wir als Christen in «Babylonien», können aber mithelfen, die Welt um uns herum zu beeinflussen. Das bedingt, dass wir die Bibel kennen, Zeit damit verbringen, sie zu lesen und biblisch fundierte Predigten hören. In einer Zeit, wo das Bibelwissen vieler Christen abnimmt, ist es wohl kein Zufall, dass der Götzendienst auch unter Christen zunimmt.

Zweitens sollen wir Botschafter der Guten Nachricht sein, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit leben und der Schöpfung Sorge tragen. Unser Auftrag ist ein dreifacher: Kirche zu bauen, unserer Gesellschaft zu dienen (indem wir barmherzig und gerecht sind) und schliesslich, indem wir den ersten Auftrag Gottes an uns wahrnehmen, uns um seine Schöpfung zu kümmern und unseren Lebensstil darauf auszurichten. Als Menschen, die Teil des Königreiches von Gott sind, sollen wir uns unter seine Herrschaft stellen, damit sein Licht durch uns scheinen kann.

Das Buch «Here are your Gods» von Christopher J.H. Wrightist momentan nur auf Englisch verfügbar. Hier geht es zum Kauf: www.bookdepository.com

Zum Thema:
Fragen eines Jungen: «Warum beten wir einen Götzen an, der nicht hört und spricht?»
Geistlicher Kampf in Kenia: Sohn des Gemeindegründers von Hexengötze gelähmt
Keinen anderen Gott: Was bestimmt Ihr Leben?

Datum: 30.12.2021
Autor: Barbara Rüegger
Quelle: Livenet

Kommentare

Sklaverei macht im Endeffekt nicht reich, sondern wissenschaftlich-technische Entwicklung und Menschenrechte, die möglichst viele Menschen am Fortschritt teilhaben lassen. Deshalb schafften die westlichen Nationen sie wieder ab und überholten die islamische Welt, die die Sklaverei schon viel länger betrieb (es gibt noch andere Gründe). Es ist falsch zu sagen, dass der wirtschaftliche Aufschwung auf Sklaverei beruhe. https://weltwoche.ch/story/als-muslime-christen-versklavten/

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