Überforderter Glaube

Wozu bin ich denn überhaupt Christ…?

Haben Sie sich diese Frage auch schon gestellt? Als ich junger Christ war, kam dann noch die Folgefrage dazu: «Weshalb lässt uns Jesus hier in dieser Welt schmoren, wenn er uns doch gleich in den Himmel nehmen könnte?»

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Was für ein Aufwand, uns immer wieder aus der Bredouille zu helfen, wenn er das doch einfacher haben könnte?! Wenn ich meine Umgebung betrachtete, fiel mir auf, dass sich meine Weggefährten des Glaubens mehr um das eigene Wohl als das Wohl des Nächsten kümmerten. Das brachte auch mit sich, dass die Mitarbeitenden in der Gemeinde nicht primär gefördert wurden, für ihre Berufung zu leben, sondern sie wurden als Unterstützung für das Erreichen der eigenen Ziele und Vorstellungen erkannt.

Eine Frage der Sichtweise

Sehen wir uns selbst oder sehen wir unsere Umwelt? Interpretieren wir die Umwelt aufgrund unserer eigenen Bedürfnisse, oder können wir offen auf sie zugehen? Mir wurde bei der Betrachtung der Person von Jesus Christus eines klar: Es geht immer um Seinen Vater im Himmel und um den Nächsten. Die Nahrung des inneren Menschen Jesus Christus bestand darin, den Willen des Vaters zu tun. Ich habe mir oft gedacht, ob Jesus nicht in der Gefahr eines Burnout stand. Weshalb nicht? Nun, er tat nur das, was er den Vater tun sah.

Zu beschäftigt, um Gottes Stimme zu hören?

Darin liegt das Geheimnis. Wir sind oft so aktiv, so belegt, dass wir diese feine Stimme Gottes kaum hören können. Doch wozu hörte Jesus Christus die Stimme des Vaters? Richtig! Er hörte sie im Zusammenhang mit seinem Auftrag, seiner Berufung, seinem Dienst. Es besteht also ein Kausalzusammenhang zwischen seiner Berufung und der Art und Weise, wie er diese Berufung lebte.

Diese Tatsache bedeutet aber, dass es Jesus Christus ausschliesslich um die Aufgaben ging, die er von seinem Vater übertragen bekommen hatte. Ich denke da an den Text im Johannesevangelium, wo Jesus sagt, sein Brot sei, den Willen des Vaters zu tun. Mit anderen Worten: Die Ausführung des Willens des Vaters ist das, was seinem Leben Inhalt, Versorgung und Kraft gibt. Dort liegt der Grund für seine Life-Balance.

Damit wir leben...

Wozu kam Jesus in die Welt? Ganz einfach – er kam, damit die Welt, die Menschen dieser Welt sich mit Gott versöhnen können. Sein Versöhnungsauftrag beinhaltete seine Bereitschaft, stellvertretend für alle Menschen die Konsequenz der Gottferne auf sich zu nehmen. Diese Konsequenz ist der Tod. Er starb, damit wir leben. Er gab sein Leben hin, damit wir das Leben bekommen. Seine Auferstehung war der Triumph des Lebens über den Tod.

Doch bevor er die verschlossene Türe zum Vater öffnete, lebte er als Vorbild unter den Menschen. Er modellierte sozusagen den Dienst aller, die nach ihm diese Botschaft in die Welt tragen werden. Wenn wir Jesus Christus in seinem Verhalten in den Evangelien beachten, finden wir sozusagen die Arbeitsbeschreibung eines Christenmenschen. Wir sind alle dazu berufen, seine Haltung, sein Verhalten, sein Tun zu imitieren. Die Konzentration auf sein Wesen und Handeln ergibt einen Lebensstil, der heute als von vielen als missionaler Lebensstil bezeichnet wird.

Wir sind seine Lernenden...

In seinem Verhalten finden wir zwei Schwerpunkte. Einerseits der direkte Eingriff in das Leben von Menschen, gewirkt durch den Heiligen Geist, andererseits die Bevollmächtigung seiner Lernenden (Jünger), dasselbe zu tun. Die Wunder seines Dienstes waren zeichenhaft für den eigentlichen Auftrag, die Befreiung des Menschen von der Macht der Sünde und des Todes. Jedes Wunder, jede Heilung, jedes Zeichen der Kraft Gottes sollte das Eine zeigen: Gott hat sich den Menschen zugewandt.

Diese Tatsache gilt auch für die Lernenden (Jünger) von Jesus. Genau dort liegt der Ausgangspunkt für uns. Wir sind Lernende von Jesus Christus, wir sind seine Nachfolgenden. Wir sind in den von ihm modellierten Dienst berufen. Wenn wir die Apostelgeschichte lesen, erkennen wir das Hauptanliegen der von Jesus Christus Gesandten (Apostel). Sie sollten und wollten seinen Dienst weiterführen. Die vielen Heilungen und Wunder sind auch bei seinen Nachfolgern das Zeichen der Hinwendung Gottes zu den Menschen.

...und seine Botschafter

Jesu Nachfolger werden nicht müde, diese Botschaft mit Worten und Taten zu verbreiten. Sie sehen es als ihre Hauptaufgabe, allen Menschen das Heil (die Ganzheit) in Christus bekannt zu machen. Sie überwinden Hunger, Ablehnung, Armut und Hilflosigkeit aus diesem einzigen Grund. Menschen beginnen, sich um dieses Wirken zu sammeln. Diese Menschen werden als die aus den Nationen in die Gemeinschaft mit dem Vater im Himmel Herausgerufenen (Gemeinde – Ekklesia) betrachtet. Sie sind wohl herausgerufen, aber nicht um sich abzusondern, sondern um den gleichen Dienst von Jesus Christus weiterzuführen. Sie beginnen damit, dasselbe zu tun wie ihr Herr, ihr Meister, ihr Vorbild, ihr Erlöser. Sie bringen diese Botschaft der Versöhnung Gottes mit den Menschen an die entferntesten Orte der Welt.

«Missionales Leben»

Genauso geht es auch uns. Wir können nicht schweigen, wir können nicht ablassen davon, die Werke von Jesus Christus zu tun und die Worte von Jesus Christus zu verkündigen. Diese Worte sollen in jedes Haus, in jedes Dorf, in jede Stadt, in jedes Land und auf jeden Kontinent gelangen. Die Botschaft soll nachvollziehbar, erfahrbar und kraftvoll sein. Davon ist ein biblischer Christenmensch beseelt. Wir nennen es heute missionales Leben, aber eigentlich ist es nichts anderes als ein ganz normales Christenleben.

(Auszug aus einem Artikel im Vineyard-Magazin „Equipped“ 8/13)

Martin Bühlmann ist Leiter Vineyard Bewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Webseite:
Vineyard

Datum: 21.09.2013
Autor: Martin Bühlmann
Quelle: Equipped August 2013

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