Lutherbibel
«Die Kraft dieser Sprache erhalten»
In der Bibel redet Gott zu den Menschen. Soll die Heilige Schrift möglichst alltagsnah oder erhaben-würdig übersetzt werden? Weil diese Frage verschieden beantwortet wird, gibt es unterschiedliche Übersetzungen. Die Lutherbibel hat die deutsche Sprache wie kein anderes Buch geprägt hat. Sie wird derzeit durchgesehen. Dabei soll ihre Gestalt bewahrt werden.
Im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird gegenwärtig der Text der Lutherbibel durchgesehen. Der Theologieprofessor Christoph Levin gehört dem Lenkungsausschuss für dieses Projekt an. Die letzte Revision der Lutherbibel stammt aus dem Jahr 1984. Die durchgesehene Lutherbibel soll noch vor dem Reformationsjubiläum 2017 vorgestellt werden. Eine durchgreifende Revision oder (wie bei der Zürcher Bibel) Neuübersetzung ist nicht geplant.
Sprache für Glaubens-Erfahrungen
«Wir bleiben stärker an der Ausgangssprache orientiert statt an der Zielsprache wie manche neueren Übersetzungen», sagte Levin dem evangelischen Pressedienst. «Wir haben heute gelernt, dass es eine Standardsprache nicht gibt. Deshalb bemühen wir uns nicht mehr um jeden Preis, die Gegenwartssprache zu treffen.»
Die Bibel bringt laut Levin Erfahrungen zum Ausdruck, «die über den Alltag und die Gegenwart hinausgehen. Die Sprache darf das zu erkennen geben und durchaus eine religiöse Sprache sein, wie es bei der Lutherbibel der Fall ist». Luther habe einen feinen Sinn für Satzstellung und Rhythmus gehabt. Als Beispiel nennt Christopher Levin einen Satz aus dem Neuen Testament. Man kann ihn übersetzen: Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung, oder: Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes. «Die zweite Möglichkeit folgt eher unserem heutigen Sprachgebrauch. Dennoch ist die erste schöner – und zugleich evangelischer, denn sie betont die Erfüllung, nicht das Gesetz. Die Kraft dieser Sprache wollen wir erhalten. Sie ist die religiöse Heimat der evangelischen Christen.»
«Dem Ausgangstext erstaunlich nahe»
Zugleich gibt es Gründe für die Durchsicht. Die wissenschaftliche Arbeit habe neue Erkenntnisse gewonnen, in die Textgrundlage oder in die Bedeutung der Wörter und Wendungen. Allerdings, so Levin, «sind wir heute wieder konservativer als frühere Generationen. Wir sind vorsichtiger geworden, Änderungen anzubringen. Wir lernen den ursprünglichen Luthertext neu schätzen und erkennen, wie erstaunlich nahe er dem hebräischen und griechischen Ausgangstext steht.»
Im Zweifel für die bisherige Fassung
Daher sollen sich Änderungen in engen Grenzen halten. Jede Abweichung muss begründet werden und in der Arbeitsgruppe überzeugen. «Es ist darum auch gut, dass wir im Team arbeiten. Wenn es um die Bibel geht, ist kein Platz für Sondermeinungen und persönliche Eigenheiten.» Die Fachleute achten darauf, bei Änderungen den Rhythmus und den Gesamtsinn zu erhalten. Überprüft werden zudem die Stellung und der Wortlaut der Zwischenüberschriften, die fettgedruckten Kernstellen und die Verweise auf andere Bibelstellen.
Quelle: Livenet / epd
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