Bibliothekscafé etabliert sich

Heisser Kaffee und gute Worte

Das christliche Bibliothekscafé Wortschatz etabliert sich im thurgauischen Tägerwilen als rege genutzter Treffpunkt. Der Traum von Carola Bitzer und Verena Frauenfelder wurde wahr. Hier verbinden sich Gastfreundschaft und christliche Literaturarbeit. Es ist ein Ort, wo das Herz und nicht der Kommerz im Zentrum steht.

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Verena Frauenfelder (re.) und Carola Bitzer (Bild: idea)
Gesprächstermin an der Hauptstrasse 54 in Tägerwilen. Eine Internetkarte zeigt mir dort einen Altbau an. «Die Betreiber des Erlebniscafés 'Bibliothek Wortschatz' haben sich ein altes Ladenlokal günstig eingerichtet», dachte ich. Doch weit gefehlt. An der Stelle steht ein Neubau, und «Wortschatz» ist ein topmodernes Lokal mit viel Charme.

Wie die christliche Bibliothek mit Café in einem solchen Lokal möglich wurde, erfuhr ich von der Co-Leiterin Verena Frauenfelder. «Frag doch mal dort nach, dort ist ein Gewerbelokal im Rohbau zu vermieten», hatten ihr zwei Personen vorgeschlagen, als sie gemeinsam mit Carola Bitzer vor rund zwei Jahren ein neues Lokal für ihr christliches Bibliothekscafé suchte. «Das können wir nie bezahlen», war ihr erster Gedanke; doch sie hatten ja nichts zu verlieren. Und prompt: Der Mietzins war für den Verein erschwinglich und sie erhielten den Zuschlag. Im kleinen Nachbardorf Fruthwilen hatte das Wortschatz-Team, alles ehrenamtliche Frauen aus verschiedenen Gemeinden, fünf Jahre Erfahrung gesammelt. Das Bibliothekscafé war dort aber ein Fremdkörper geblieben und auf wenig Resonanz gestossen.

Erfolgreicher Neustart

Jetzt, in ihrem Wohnort Tägerwilen, konnten die engagierten Christinnen durchstarten. Für ein Crowdfunding über eine Bank halfen Freunde, ein solides Konzept zum Ausbau des Lokals und zum Betrieb zu erstellen. 30'000 Franken konnten bis zur Einweihung im Februar 2019 investiert werden. Im ersten Betriebsjahr etablierte sich Wortschatz bereits als fester Teil des Dorflebens. Während des Interviews winkten die beiden Leiterinnen regelmässig und herzlich Passanten zu, die draussen auf der Hauptstrasse vorbeigingen. 20 Teilnehmer kamen im Oktober und November zum Life-Seminar. Beim ersten Englisch-Talk-Abend vor wenigen Wochen im Januar kamen noch mehr. Eine Frau aus dem Wortschatz-Team führt diesen Abend nun einmal im Monat durch. Im April wird Helmut Binder, Produzent von christlichen Hörbüchern, zu Gast sein. 2'280 Ausleihen von Büchern und anderen Medien haben sie seit Januar 2019 verzeichnet. 69 Personen haben ein neues Bibliotheksabonnement gelöst, 62 andere ihr Abo verlängert. Der Betrieb finanziert sich selber, wobei alle Arbeit ehrenamtlich geschieht.

Mittagspause in der Bibliothek

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Bibliothekscafé Wortschatz in Tägerwilen
Weil in Tägerwilen viele Auswärtige arbeiten und ihr Mittagessen auf der Strasse verzehren, lädt das Wortschatz-Team seit dem Sommer auch dazu ein, mit dem mitgebrachten Essen ins Bibliothekscafé zu kommen. Es besteht kein Konsumationszwang. Im Café selber gibt es keine Küche, verkauft werden die von sieben Frauen ehrenamtlich gelieferten Kuchen sowie Getränke. So kommen und gehen Gäste auch während unseres Gesprächs. Sie werden herzlich begrüsst und verabschiedet. «Wohl nicht einmal, wenn wir es finanziell könnten, würden wir Löhne auszahlen, so liegt uns dieses Lokal am Herzen», sagt Verena Frauenfelder über ihre Motivation. «Bis gsägnet!», steht gross unten auf jedem Kassenzettel. «Das Wichtigste lesen Sie hier unten», sagt sie oft, wenn sie Gästen den Zettel überreicht. «Die Menschen sollen Gottes Gegenwart und Segen riechen», hat sie sich auf die Fahne geschrieben. Sie ist die geborene Gastgeberin unter den beiden Gründerinnen.

Aus Liebe

Carola Bitzer, ein Bücherwurm, ist für die Bibliothek verantwortlich und liest vor allem die Sachbücher. Beide haben voneinander profitiert. Verena Frauenfelder liest mittlerweile auch viel, jedoch eher die Biografien und Romane. Die Vision für Wortschatz entwickelte sich, als vor einigen Jahren im benachbarten Kreuzlingen die christliche Buchhandlung den Betrieb aufgab. Die beiden Frauen waren dort ab und zu Kundinnen und trafen sich privat zum gemeinsamen Hören von Predigten. Selber eine Nachfolgebuchhandlung zu eröffnen, davon rieten ihnen Fachleute ab. Mit Hilfe einer erfahrenen Bibliothekarin einer christlichen Bibliothek in Steffisburg starteten sie schliesslich Wortschatz, mit geschenkten Büchern. Mittlerweile kaufen sie Bücher und andere christliche Medien auch ein. 2'500 Artikel gehören zum Bestand, plus Geschenkartikel zum Verkauf. Es besteht immer ein persönlicher Bezug zu den Produzenten.

Sogar den von einem Schreiner aus ihrem Bekanntenkreis gefertigten Holztisch im Café haben sie verkauft und dann wieder einen neuen machen lassen. Wo sonst kann man die Atmosphäre des Restaurants gleich mitnehmen? Das Wortschatz-Team nimmt auch Bestellungen für Bücher und Medien entgegen und spürt wenn nötig auch vergriffene Artikel auf. Aus Liebe zur christlichen Botschaft und zu den Gästen.

Zur Webseite:
Erlebniskaffee Wortschatz

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Datum: 16.02.2020
Autor: David Gysel
Quelle: idea Schweiz

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