Pastor hilft in Ukraine

«Ich bin müde, aber wir geben nicht auf»

Mitten in den ukrainischen Wirren harren Christen aus und sind für ihre Mitmenschen da. Artilleriegranaten zerstörten ein christliches Drogenrehazentrum, berichtet ein lokaler Partner des Hilfswerks «HMK Hilfe für Mensch und Kirche» in Thun. Hier schildert der in der Ostukraine lebende Pastor sein Erleben (Name und Stadt werden zu seiner Sicherheit nicht genannt).

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Die Situation in unserer Stadt hat sich weiter verschlechtert. Seit drei Wochen schlagen in unserer Stadt immer wieder Granaten ein, wir stehen unter Dauerbeschuss, es herrscht Krieg: Artilleriefeuer, Bomben und Kampfflugzeuge. Die Zerstörung ist gross: Viele zerstörte Häuser, Wohnungen und geplünderte Einkaufsläden.

Mitten im Kampfgebiet

Unsere Stadt ist von der ukrainischen Armee umringt und es hat viele Separatisten hier; sie betreiben eine taktische Geiselnahme und die Menschen hier beginnen das langsam zu begreifen. Seit über drei Wochen haben die Menschen in unserer Stadt keine Elektrizität, kein fliessendes Wasser, kein Benzin, keine Medikamente und auch die Kommunikation ist sehr schwierig.

Zudem gibt es keine Gesundheitsversorgung. Viele Leute leiden unter Dauerstress und haben psychische Probleme. Die Stadt ist wie leergefegt. Löhne und Pensionsgelder werden schon länger nicht ausbezahlt. Ich bin überrascht, dass Gott mich bisher bewahrt hat. Wir machen hier «die Hölle» durch. Betet für uns, jetzt ist der kritische Moment. Gott beschütze uns. Ich kann immer noch nicht glauben, dass das hier in unserer Region geschieht.

Rehabilitationszentrum zerstört

Zwei Artilleriegranaten haben unser Drogenrehabilitationszentrum getroffen, die Gebäude sind zerstört. Gott sei Dank wurde von unseren Leuten niemand verletzt. Doch Splitterbomben trafen einen Nachbarn. Niemand konnte ihm helfen. Unsere Jungs versuchten es, aber es half nichts. Er starb.

Aus Angst vor den Granaten harrten wir zusammen mit Nachbarn und Freunden tagelang im Keller aus, ohne Strom, ohne fliessendes Wasser, ohne Notausgang und nur mit sehr beschränkten Kommunikationsmöglichkeiten. Wir lasen in der Bibel und ich erzählte ihnen Zeugnisse. Es gab so viele Möglichkeiten, um Seelsorge zu machen und von Jesus zu erzählen.

Flüchtlingshilfe und Evakuierungen

Doch dann kam der Moment, wo wir unsere Frauen und Kinder evakuierten. Sie verliessen die Stadt unter Lebensgefahr in Richtung Zentralukraine und sind inzwischen gut dort angekommen. Ich und ein paar meiner Freunde harrten weitere Tage in unserer Stadt aus, um zu helfen. Die Sirenen heulten immer wieder und auf der Strasse tummelten sich hunderte von Separatisten – unter ihnen viele Söldner aus Tschetschenien und russische Aktivisten.

Wir führten unsere Flüchtlingshilfe trotz allem fort. Wir haben Menschen geholfen und Leute besucht. Wir brachten Lebensmittel, Wasser und Medikamente, wir trösteten, trotz Beschuss. Wir halfen, wo wir konnten und gaben all unsere Wasser- und Essensvorräte.

Schwierige Evakuierungen

Seit nun gut einer Woche evakuieren wir weitere Einwohner. Wir haben ein Flüchtlingslager im Nachbardorf eingerichtet, wo wir die Menschen hinbringen. Wir geben den Leuten Wasser, drei Mahlzeiten am Tag und Medikamente. Und wir organisieren ihnen ein Dach über den Kopf, wo sie schlafen können und sicher sind.

Doch die Evakuierungen werden immer schwieriger, da wir von den Separatisten zunehmend daran gehindert werden, die Menschen aus der Stadt zu bringen. Vor ein paar Tagen beschlagnahmten die Separatisten eines unserer Autos und hinderten uns daran, dass wir die Stadt betreten bzw. verlassen können. Die Menschen sind immer mehr gezwungen, zu Fuss zu gehen, ungefähr 10 Kilometer! Es ist schrecklich. Viele Menschen weinen. Wir unterstützen, trösten und erzählen von Gott, aber es ist schwierig.

Helfen Sie uns!

Bitte beten Sie für meine Gesundheit. Wegen all dem Stress habe ich Herzschmerzen. Beten Sie zu Gott, dass er mein Herz stärkt und dass ich weiter den Menschen um mich herum helfen kann. Wir vertrauen Gott. Er gibt uns Friede und Ruhe in unsere Herzen. In diesen Tagen kommen viele Menschen zum Glauben an Jesus. Bitte beten Sie weiterhin für uns und beten Sie für Frieden. Ich bin so müde von der ganzen Situation, aber wir geben nicht auf. Unsere Hoffnung ist in Gott.

Beten Sie, dass Gott uns führt. Gerade jetzt starten neue starke Kämpfe in der Stadt. Soeben habe ich die Meldung erhalten, dass eine Frau unserer Gemeinde von einer Granate getötet wurde. Es ist verrückt. Alle sind aufgerufen zum Gebet! Danke für Ihre Unterstützung und dass Sie im Gebet und mit Ihren Herzen nahe bei uns sind. Und beten Sie für meinen Sohn, der krank ist. Auch wirtschaftliche Hilfe durch den Schweizer Partner HMK ist willkommen.

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Datum: 10.08.2014
Quelle: HMK

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