Nahost-Kenner Marc Früh
«Frieden kann man nur auf Wahrheiten bauen»
Die 70 Jahre Gründung des Staates Israel haben in Gaza zu schlimmen Ausschreitungen geführt. Die Hoffnung auf Frieden in dieser Region schwindet. Nahost-Kenner, EDU-Politiker und Buchautor Marc Früh schildert im Buch «Hinsehen erlaubt!» Ansätze für ein besseres Zusammenleben in
dieser Region.Livenet: Setzen wir diese grosse Frage gleich an den Anfang: Kann es
Ihrer Meinung nach je Frieden geben in dieser Region?
Marc Früh: Faktisch
gesehen sieht es so aus: Die palästinensischen Araber sagen, sie würden einer
Zweistaatenlösung zustimmen, aber sie anerkennen Israel nicht und rufen immer
wieder – auch in der Charta des Hamas, im Artikel 13 – dazu auf, den Judenstaat
vollständig zu zerstören. Doch die internationale Gemeinschaft will Israel
verpflichten, genau mit diesem Volk Frieden zu schliessen! (überlegt) Ja, es wird ganz sicher mal Frieden geben, spätestens
dann, wenn der Friedefürst, der Messias Jesuah, wiederkommt. Aber solange Hetzerei,
Tötungen, Zerstörung, Gewalt und Hass regieren, ist der Frieden noch weit.
Zuerst müsste man aufhören, Hass zu predigen.
Sie haben auch ein Buch über die Situation im Nahen Osten geschrieben,
das seit einigen Wochen auch auf Deutsch vorliegt. Was bezwecken Sie damit?
«Hinsehen
erlaubt», so der Titel, ist als Hilfe zur Verständigung in diesen Gebieten
entstanden, denn Frieden kann man nur auf Wahrheiten bauen. Unser Gott ist ein
Gott der Gerechtigkeit. In diesen 45 Jahren, wo ich die Ereignisse rund um den
Nahen Osten verfolge, ist vieles verdreht und vertuscht worden: zum Beispiel
der Flugzeugabsturz von 1970 einer Swissair-Maschine in Würenlingen, bei dem
alle 47 Insassen ums Leben kamen. Obwohl sonnenklar ist, dass es sich um einen
palästinensischen Bombenanschlag handelte, verschwand das Dossier einfach beim
Bundesgericht. Auch deshalb habe ich das Buch geschrieben.
Sie stellen in Ihrem Buch den Anspruch, sachlich zu bleiben. Wenn ein
Palästinenser Ihr Buch lesen könnte, würde er sagen, dass die Facts darin
richtig dargestellt werden?
In diesem
Nachschlagbuch werden alle Ereignisse chronologisch aufgelistet. Und ja, ich
bin überzeugt, dass auch ein Palästinenser verstehen würde, warum die Konflikte
in seiner Region entstanden sind. Damit es klar ist: Ich bin nicht gegen die
Palästinenser, denn das Volk leidet am meisten unter der Herrschaft und der
Politik der Hamas. Aber solange man der Hamas Geld gibt, hilft man dem
Palästinenservolk in keiner Weise, ganz im Gegenteil.
Wie kommt es, dass in Europa die zuerst pro-israelische Stimmung zu
einer pro-palästinensischer gekippt ist?
Es
wird sehr einseitig argumentiert. In Palästina waren Juden nicht nur in
biblischen Zeiten, sondern seit Mitte des 18. Jahrhunderts wieder angesiedelt,
und zwar in vorher unbewohnten Regionen. Wenn heute behauptet wird, rund
700'000 Palästinenser seien verjagt worden, ist das schlicht eine Lüge, die
leider auch unter Christen kursiert. Ende des Zweiten Weltkriegs wurden auch
600-650'000 Juden aus verschiedenen arabischen Staaten vertrieben und mussten
nach Eretz-Israel flüchten; das wird ausgeblendet. Ebenso, dass sich Israel
2005 von Gaza vollständig zurückgezogen und Gaza heute selbstverwaltet ist.
Sie waren erstmals in jungen Jahren in einem Kibbuz, und seither haben
Sie viele Reisen nach Israel organisiert. Wo steht das Land heute?
Israel hat
sich extrem entwickelt. Der Grundunterschied zwischen den zwei Völkern wird
immer deutlicher: Die Palästinenser legen ihr Vertrauen in die Waffen, die
Israelis hingegen in Anbau, Kultur, Technik und Innovation. Israel ist das
Land, das weltweit am meisten Patente pro Kopf der Bevölkerung anmeldet. Israel
ist auch daran, das grösste Problem der Menschheit – nicht genügend Süsswasser
– zu lösen, denn es entwickelt Entsalzungsanlagen, damit Städte das Meerwasser
in Süsswasser umwandeln können.
«Hinsehen erlaubt!»
Im Eigenverlag Elroï Editions erschienen, zeichnet die Neuerscheinung von Marc Früh Vergangenheit, Gegenwart und Perspektiven in Israel und dem Nahen Osten auf. Welche Rolle spielen die Juden in diesem Land göttlicher Enthüllungen? Ist Israel wirklich der Grund der Instabilität in dieser Region – oder bringt es vielmehr einen universellen Segen?
Zum Thema:
Seminar zum Nahostkonflikt: «Was, wenn es Gottes Wille wäre, dass jetzt Frieden wird?»
Christen helfen Muslimen: Ein kleiner, aber gefährlicher Friedensplan für den Nahen Osten
Eine Operation, die Brücken baut: «Für eine bessere Nahost-Zukunft»
Autor: Sandra Lo Curto
Quelle: Livenet
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