Christen in Nigeria
«Lasst Euch fallen in die Hände des Herrn!»
Immer mehr Christen in Nigeria und Mali werden Opfer von islamistischer Gewalt. Sie setzen dennoch vor allem auf Gottvertrauen. Doch ein Projekt der Regierung bereitet ihnen Sorge.
Zu einer ständigen Zone politislamischer Gewalttätigkeit gegen Christen entwickeln sich die Länder am Niger-Strom, besonders Mali und Nigeria. Anfang Juli wurden bei neuen Angriffen auf christliche Dörfer in Mali mehr als 30 Menschen getötet. Mindestens 23 Christen fielen Angriffen auf die Dörfer Bidi, Sankoro und Saran zum Opfer. In Nähe der Grenze zu Burkina Faso sind nach Angaben örtlicher Behörden nochmals elf Tote zu beklagen. Sie starben durch die Explosion eines Sprengsatzes nahe der Stadt Koro.
Gefährlicher Salafistenprediger
Seit Jahren schon verschärfen sich am Niger ethnisch-religiöse Konflikte zwischen den muslimischen Fulbe oder Fulani, die Viehzüchter sind, und den vorwiegend christlichen Dogon, die Landwirtschaft betreiben. Sie waren aber gut miteinander ausgekommen, bis der salafistische Prediger Amadu Kufa zum Dschihad gegen die Sahel-Christen aufrief und dafür vor allem unter den Fulbe Kämpfer anwirbt. Schon am 9. Juni wurden bei einem Überfall auf ein Dogon-Dorf 35 Christen getötet, unter ihnen 24 Kinder. Am 17. Juni starben 41 Menschen bei weiteren Angriffen auf zwei christliche Dörfer.
Kein Wunder, dass in Nigeria jetzt ein Plan der Regierung Sorgen bereitet, Fulbe/Fulani-Muslime gezielt in traditionellen Wohngebieten von Christen anzusiedeln. Dieses Vorhaben von Präsident Muhammadu Buhari würde vor allem Zentralnigeria und dort wieder den Bundestaat Benue betreffen. Dort bekennt sich das Volk der Tiv fast geschlossen zum christlichen Glauben. Die Verkündigung hatte bei ihm schon Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Kirche von England begonnen. Später blieb das Gebiet vor den verschiedenen Dschihads, den «heiligen» Eroberungs- und Islamisierungkampagnen, bewahrt, mit denen die zunächst nur nördlicheren Muslime bis in die 1920er Jahre hinein Nigeria überzogen.
Pfingstler setzen auf Gottvertrauen
Heute erleben in Benue Pfingstchristen einen Aufschwung, die Convenant Church zum Beispiel. Sie halten auch angesichts der neuen Bedrohung die Hoffnung hoch. Wie sie es schon nach dem grossen Massaker an 7'000 von ihnen im Jahr 2001 gehalten hatten. Jetzt erklingt in ihren Kirchen wieder die Parole: «Lasst euch fallen in die Hände des Herrn». In Benue bestätigt sich lebendig die Einschätzung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), dass es sich bei Nigeria heute um das religiöseste Land der Christenheit handelt.
Früher waren die islamischen Wanderhirten nur zwischen den Regenzeiten gekommen. Sie einigten sich mit den christlichen Dörflern über ihre Weidemöglichkeiten. Dann waren sie weiter gezogen. Mit den geplanten Fulani-Dörfern würden nun künstliche Muslim-Siedlungen geschaffen, noch dazu im Namen eines radikalisierten Islams.
Bischof setzt auf Gottvertrauen und Wachleute
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International haben die Landkonflikte zwischen Viehzüchtern und Bauern in Nigeria bereits zwischen 2016 und 2018 insgesamt 3'641 Todesopfer gefordert. Der katholische Bischof von Kano, John Namaza Niyiring, setzt daher neben dem Gottvertrauen auch auf Sicherheit: «Vor meiner Kathedrale stehen rund um die Uhr Polizisten. Die werden von der Kirche bezahlt. Viele Gotteshäuser sind mittlerweile von dicken Mauern umgeben. Auch unsere Schulen und Internate werden rund um die Uhr überwacht.»
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Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet
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