Rednerin am Christustag
Die Mutter Teresa von Kairo
Die Kinder in den Elendsvierteln der ägyptischen Hauptstadt Kairo nennen sie liebevoll «Mama Maggie». Die koptische Christin Maggie Gobran bildete einst als Informatikprofessorin die Elite ihres Landes aus. Ende der 1980er Jahre bekam ihr Leben eine dramatische Wende. Seither widmet sie sich den Ärmsten der Armen in dem islamisch beherrschten Land.
Maggie Gobran wird auch «Mutter Teresa von Kairo» genannt. Wiederholt schlug man sie für den Friedensnobelpreis vor. Auch wenn sie Mutter Teresa (1910–1997) persönlich nie begegnet ist, fühlt sie sich mit deren Anliegen verbunden, «den Ungeliebten die Liebe Jesu» zu bringen. Auch äusserlich ähnelt Gobran der Friedensnobelpreisträgerin; sie ist aber keine Ordensschwester. Die zierliche Frau, die mit leiser Stimme spricht, trägt immer ein weisses Gewand und ein gut sichtbares Holzkreuz. Sie entstammt einer wohlhabenden Arztfamilie in Oberägypten. Dort erlebte sie, wie ihr Vater mittellose Patienten kostenlos behandelte. Geprägt wurde sie auch durch eine Tante, die Kindern biblische Geschichten erzählte.
Schock beim ersten Besuch in Kairo
1985 besuchte Gobran erstmals die Slums von Kairo, wo bis zu 70'000 Bewohner vom Sammeln und Sortieren des Mülls leben – fast durchweg koptische Christen. «Ich war schockiert», bekennt sie angesichts von Dreck und Gestank. Besonders rührte sie das Leid der Kinder an, die unter Hunger litten und keine Schule besuchen konnten. Daraufhin fragte sie Gott: «Du bist voller Gnade. Wie kannst du es zulassen, dass es Kindern so schlechtgeht?» Beim Bibelstudium stiess sie auf den Beginn des 61. Kapitels bei Jesaja, wo es heisst: «Der Geist Gottes des Herrn ist auf mir, weil der Herr mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden ... ». Darin erkannte die damalige Dozentin ihre Berufung, ganz für die Armen da zu sein und ihnen die christliche Botschaft zu bringen.
Täglich Hilfe für 30'000 Familien
1989 gründete sie die Hilfsorganisation «Stephen's Children», die sich um Kinder aus christlichen und muslimischen Familien kümmert. Das Werk, das etwa 1'500 Mitarbeiter beschäftigt, unterhält Bildungs- und Gesundheitszentren. Dort bekommen täglich rund 30'000 Familien Ausbildung, medizinische Hilfe und Lebensmittel. Finanziert wird die Arbeit vor allem durch Partnerorganisationen im Ausland, darunter die Hilfsaktion Märtyrerkirche (Uhldingen/Thun). Gobran ist es wichtig, Menschen an Leib, Seele und Geist zu helfen: «Wir ermutigen die Menschen, Jesus Christus als ihren persönlichen Retter anzunehmen.»
Das hässliche Gesicht des Feindes
Die mutige Bekennerin des Glaubens ist dankbar für die Umwälzungen in ihrem Land. Zur «2. Revolution» im Juni 2013, als 30 Millionen Ägypter gegen das Regime von Mohammed Mursi auf die Strasse gingen, sagt Gobran: «So etwas hat es vorher in der Geschichte noch nie gegeben.» Die einjährige Herrschaft Mursis bezeichnet sie als «Alptraum für das ganze Volk»: «Gott liess es zu, um zu zeigen, wie das hässliche Gesicht des Feindes aussieht.» Und damit meint sie auch das Wirken des Teufels: «Er ist aber nicht nur in Ägypten am Werk, sondern auf der ganzen Welt, auch in Deutschland.»
Maggie Gobran wird beim «Christustag» am 19. Juni in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena sprechen.
Zum Thema:
«Mutter Teresa von Kairo»: Koptin für Friedensnobelpreis 2012 vorgeschlagen
Maggie Gobran: «Ich habe Gott in den Slums gefunden»
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch / idea
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