Am Papstsitz in Kairo
Ein Toter nach Schüssen vor Markuskathedrale
Unbekannte eröffneten am Ende einer Trauerfeier in der Kairoer Markuskathedrale das Feuer auf die Teilnehmer und erschossen dabei einen Christen und verletzten 29 weitere. Ein an die Kathedrale angrenzendes Gebäude ging in Flammen auf.
Ägyptens Präsident Mohammed Mursi ordnete eine Untersuchung der Vorfälle an und erklärte in einem Telefonat mit dem koptischen Papst-Patriarchen Tawadros II., jeder Angriff auf die Markuskathedrale «sei wie ein Angriff auf ihn selbst», berichtete das staatliche Fernsehen. Die Markuskathedrale ist der Kairoer Sitz des koptischen Papstes, der Hauptsitz liegt in Alexandrien.In der Kathedrale im Stadtteil Abbassiya wurde am Sonntag jener vier Kopten gedacht, die tags zuvor bei Ausschreitungen zusammen mit einem muslimischen Jugendlichen ums Leben gekommen waren. Auslöser jener Krawalle waren Graffiti, die auf ein muslimisches Zentrum in Al-Khossousse gesprayt worden waren. Wie die assyrische internationale Nachrichtenagentur Aina am Montag berichtet, seien sowohl Christen aller Bekenntnisse als auch Muslime zum Begräbnis erschienen.
Während der Trauerfeier seien die Priester, die die Feierlichkeiten leiteten, nicht mehr in der Lage gewesen, die Kopten zu beruhigen, hiess es weiter: Mehrmals sei in Folge der Gottesdienst unterbrochen worden durch Heulrufe der Mütter der Opfer, Proteste von verärgerten Kopten, die Vergeltung forderten, sowie von Sprechchören, die «Nein zur Verfolgung und Ermordung von Kopten» gerufen hätten.
Zusammenstösse und Brand
Als nach Ende der Feier die Teilnehmer die Kathedrale verliessen, eröffneten Unbekannte von Dächern umliegender Häuser das Feuer auf sie, worauf es zu Zusammenstössen kam. Wie es hiess, hätten am Begräbnis teilnehmende muslimische Aktivisten vergeblich versucht, die koptischen Jugendlichen zur Rückkehr in die Kathedrale zu bewegen, um so eine Konfrontation mit den muslimischen Angreifern zu verhindern. 24 verletzte Kopten wurden in ein nahes Spital eingeliefert, einer von ihnen verstarb dort aufgrund einer Kopfwunde.
Nachdem ein Molotov-Cocktail in ein zur Kathedrale gehörendes Gebäude geworfen wurde, brach ein Brand aus, der von der Feuerwehr gelöscht wurde. Hunderte Teilnehmer der Trauerfeier hätten sich Berichten zufolge noch in der Kathedrale befunden, wobei viele per Handy Kontakt mit diversen Nicht-Regierungs-Organisationen aufnahmen und berichteten, sie seien in Erstickungsgefahr, heisst es in dem Aina-Bericht.
In einer Reaktion auf die jüngsten Vorfälle rief Kopten-Papst Tawadros II. zu «Ruhe und Einsatz der Vernunft auf, um die Sicherheit der Nation, der Menschenleben und der nationalen Einheit zu wahren».
Die Muslimbruderschaft, deren Kandidat Mohammed Mursi im vergangenen Jahr zum Präsidenten gewählt worden war, verurteilte die Gewalt der vergangenen Tage. Die Vereinigung erklärte, die Unruhen seien «von Leuten geplant worden, die kontinuierlich daran arbeiten, die Gesellschaft zu spalten, damit das Land nicht zur Ruhe kommt.»
Quelle: Kipa
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