StopArmut-Konferenz 2011
«Ich war arbeitslos und ihr habt mir einen Job gegeben»
300 Besucher – mehr denn je – strömten an die StopArmut-Konferenz, die diesmal in der Arche Winterthur durchgeführt wurde. Die Konferenz zeigte an Beispielen, wie die Wirtschaft weltweit die Armut bekämpfen kann.
«Nachhaltig ist Armutsbekämpfung nur, wenn Arbeitsplätze geschaffen werden», bilanzierte Jürg Opprecht zum Auftakt der StopArmut-Konferenz. Als er 1997 beruflich in Kirgisien weilte, sei er nachts um zwei Uhr hellwach gewesen. Worte von Jesus Christus gingen ihm durch den Kopf, unter anderem: «Ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben.» In Gedanken ging der Unternehmer weiter: «Ich war arbeitslos und ihr habt mir einen Job gegeben – ich wusste, das ist ein Mandat!» Und aus diesem Mandat entstand die Stiftung «Business Professional Network» (BPN), die in wirtschaftlich schwachen Staaten Unternehmer und Firmengründer mit vergleichsweise günstigen Krediten fördert.
«Hilfe ist das Problem!»
Gott übertrage soziale Verantwortung: «Als Henry Dunant über das Schlachtfeld ging, sah er Freund und Feind sterben und befand: Dagegen muss man etwas tun! Er erfuhr sehr wenig Verständnis und gründete dennoch das Rote Kreuz.» Genau so sei es mit der Arbeit, er habe viele Menschen gesehen, denen man die Initiative aus den Händen genommen habe - «wir müssen ihnen die Würde zurückgeben», so Opprecht.
Die Worte des afrikanischen Journalisten Andrew Mwenda gingen um die Welt: «Hilfe ist das Problem, nicht die Lösung.» Es gebe viele Afrikaner, die das sagen, analysierte Jürg Opprecht: «Oft hörte ich: ‚Ihr habt uns bequem gemacht, ihr habt uns die Initiative aus den Händen genommen!‘ Ich denke, dass ein Paradigmawechsel nötig ist: Statt der Hilfe kommt das Handeln.» Obschon in Afrika so viel wie nie investiert werde, gehe es Afrika heute schlechter als vor 40 Jahren. Derzeit baut BPN in Ruanda ein Programm auf.
«Arme sind nicht faul!»
Es sei ein Vorurteil, dass arme Menschen faul sind, eröffnete Tony Fosu seinen Vortrag. Seine «Sinapi Aba Trust», die er als CEO leitet, bietet den Bewohnern seiner Heimat Ghana Mikrokredite. «In Afrika gibt es viele Unternehmer, aber sie können ihre Firmen nicht vorantreiben, weil sie keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben.»
«Die Armen misstrauen den Banken und die Banken sind an ihnen nicht interessiert.» Deshalb führe er seit 1994 eine Bank für die Armen, eine «Vertrauensbank». Dadurch werden die lokalen Märkte erreicht. Etwa durch Georgina Ofoo-Mensah, die einen kleinen Gemüsestand führte und vier eigene Kinder grosszuziehen hatte. Dank einem Mikrokredit konnte sie ein kleines Restaurant einrichten. «Das war vor fünf Jahren. Heute hat sie vier Angestellte und kann ihre Kinder zur Schule bringen.»
«Klienten sind Geschwister»
Auch biete sein Institut Sicherheit. «Gerade in ländlichen Gebieten müssen die Menschen das Geld nun nicht mehr unter dem Kopfkissen horten oder in kleinen Boxen vergraben.» Sein Schlüsselerlebniss machte Tony Fosu als Kind. «Es war üblich, dass man das Geld in einem Dorf jeweils einem Sammler anvertraute. Eines Tages war meine Mutter sehr wütend: Der Sammler war mit dem Geld verschwunden. Ich fragte mich: ‚Was ist daran denn schlimm?‘ Da merkte ich, dass Mama das Schulgeld nicht mehr bezahlen kann, und ich sah ein, dass etwas geändert werden muss.» Er sehe seine Klienten als Mütter und Geschwister, denen er helfen wolle. Tony Fosus Arbeit wird in der Schweiz durch Opportunity International vertreten.
Kampf gegen Korruption
Nach einer Podiumsdiskussion standen den Besuchern sieben Workshops zur Wahl. In einem berichtete King's Kurry-Chef Ranjeet Guptara, wie seine wachsende Restaurant-Kette auf fairen Umgang und Werte setzt. Buchautor Hannes Leitlin dokumentierte einen Lebensstil, der wenig Ressourcen braucht. Dazu kam eine Tischmesse mit rund 30 Ausstellern.
StopArmut-Leiter Peter Seeberger freute sich: «300 Leute besuchten den Anlass, und es ist ermutigend, wie gerade junge Menschen das Anliegen tragen und sich engagieren.» In den nächsten zwei Jahren werde StopArmut einen Schwerpunkt auf die Bekämpfung der Korruption legen.
Zum Thema:
StoppArmut 2015
StopArmut-Preis 2011 verliehen
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch
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