Religionsapartheid in Pakistan

Coronahilfe für Muslime – nicht aber für Christen

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Mehr als 100 Familien in Pakistan wurden von der Nahrungsmittelhilfe ausgeschlossen. Sie wurden bei der Unterstützung im Zuge der Coronakrise übergangen, nachdem ein lokaler Imam anordnete, die Hilfe nur Muslimen zukommen zu lassen. Dies ist offenbar kein Einzelfall.

Christlichen Familien wurde am 5. April 2020 im Dorf Sandha Kalan in der pakistanischen Provinz Punjab die Nahrungsmittelhilfe verweigert. Ein lokaler Imam entschied, dass nur muslimische Familien berücksichtigt werden sollen.

Deshalb wurden laut Recherchen der Menschenrechtler von «International Christian Concern» (ICC) mehr als 100 Familien systematisch von der Hilfe ausgeklammert. Es handle sich dabei um einen von mehreren Fällen gezielter Diskriminierung bei der Verteilung von Hilfsgütern.

Beim Internationalen Strafgerichtshof gemeldet

Shahakeel Ahmed, ein ortsansässiger Muslim und Menschenrechtler, meldete diese Hilfsverweigerung dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). Laut ihm hatte Scheich Abdul Haleem Hamid, ein Imam in der örtlichen Moschee, beschlossen, dass die Nahrungsmittelhilfe nur an muslimische Familien verteilt werden solle.

Vorgesehen war laut ihm hingegen, dass die hauptsächlich aus Nahrungsmittel bestehende Hilfe, die von einem Komitee des Ortes gesammelt worden war, an alle bedürftigen Familien des Dorfes verteilt werden sollte. Doch Scheich Hamid sorgte dafür, dass nicht einmal eine einzige christliche Familie Hilfe erhielt.

«Unmenschliche Diskriminierung»

In seiner Meldung an den Internationalen Strafgerichtshof verurteilte Menschenrechtler Ahmed den «unmenschlichen und diskriminierenden Akt» scharf und kündigte an, dass nun Bemühungen koordiniert würden, um Nahrungsmittel auch an die verarmten, «verletzlichen» Christen zu schicken.

Der Druck der Christen in Pakistan, das auf Rang 5 des Weltverfolgungsindex von «Open Doors» liegt, ist riesig. So erklärte beispielsweise bereits im vergangenen Jahr Bischof Samson Shukardin aus Hyderabad gegenüber «Kirche in Not», dass Minderheiten in den öffentlichen Schulen Probleme hätten.

«Viele Minderheiten geben ihren Kindern deshalb islamische Namen, damit sie nicht zum Beispiel als Christen erkennbar sind und zu potenziellen Zielen für Diskriminierung in Grund- oder Mittelschulen sowie auf College-Ebene werden.»

Ausgrenzung selbst in Schulbüchern

Dies kommt oft vor, da die Ausgrenzung selbst in Schulbüchern festgehalten ist: Sie werden in Lehrbüchern negativ dargestellt, die Vorurteile gegen Minderheiten werden gefördert. Christen haben Angst vor Angriffen und Vergeltung, da ein Teil dieser Feindseligkeit auf dem falschen Glauben beruht, dass Christen Verbündete des Westens seien.

Neben Christen leiden auch moderate Muslime unter den Extremisten. Es gibt weitaus mehr Angriffe auf Moscheen als auf Kirchen – fundamentalistische Muslime töten gemässigte Mitmuslime. Neben Angriffen und Diskriminierung laufen religiöse Minderheiten in Gefahr entführt zu werden.

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Datum: 14.04.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Faithwire / Premier / Christian Today

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