Nationales Gebetsfrühstück
«Wir sind gesegnet, Amerikaner zu sein»
Bemerkenswert zurückhaltend war die Rede von US-Präsident Donald Trump beim diesjährigen Nationalen Gebetsfrühstück. Vor den etwa 3'800 Gästen äusserte er sich besonnen, vor allem aber patriotisch.
Präsident Trump betonte den Stolz auf das Land und zog eine Verbindung zum Glauben, wie es für viele Amerikaner typisch ist. Trump bezeichnete die Vereinigten Staaten als «eine Nation von Gläubigen», die durch die «Kraft des Gebets gestärkt» werde. Das Nationale Gebetsfrühstück, so Trump, erinnere daran, dass der Glaube für das Leben der Amerikaner und für die Freiheit zentral sei. «Heute preisen wir Gott, weil wir wirklich so damit gesegnet sind, Amerikaner zu sein. Im ganzen Land sehen wir die Herrlichkeit der Schöpfung Gottes. Durch unsere gesamte Geschichte sehen wird das Wirken Gottes.»Seit 1953 gibt es das Nationale Gebetsfrühstück jeweils am ersten Donnerstag im Februar in Washington. An ihm nehmen der regierende US-Präsident sowie Mitglieder des Kongresses und der Regierung teil. Zu diesem Anlass äussert sich der regierende US-Präsident vor allem zu religiösen Fragen.
Dank für Selbstlosigkeit
Trump erinnerte an die vielen selbstlosen Menschen in der amerikanischen Gesellschaft, die anderen Menschen dienten. Das reiche von dem Einsatz der Soldaten bis hin zu Eltern, die für ihre Kinder sorgten. «In jeder Stadt, in jeder Gemeinde sehen wir die Gnade Gottes, die uns umgibt, wir sehen sie durch die vielen Taten der Freundlichkeit, des Mutes und der Grosszügigkeit.»Gäste aus über 100 Ländern
Zum Nationalen Gebetsfrühstück in Washington kamen Gäste und Gruppen aus über 100 Ländern, darunter dieses Mal eine besonders grosse Gruppe (55 Teilnehmende) aus Russland. Zu den prominentesten Gästen gehörten der Präsident von Guatemala, Jimmy Morales Cabrera, der Präsident von Kosovo, Hashim Thaçi sowie der lettische Präsident Raimonds Vejonis. Grundgedanken des Treffens sind Gebet und freundschaftliche Beziehungen über Parteigrenzen hinweg.
Neunjährige «Heldin»
Trump begrüsste unter den Zuhörenden auch die neunjährige Sophia, die an einer seltenen Krankheit litt und nicht mehr gehen konnte. Ihrem Arzt, der ihr sagte, dass sie nicht mehr gehen könne, antwortete sie: «Wenn Sie mir nur das sagen, was ich nicht tun kann, möchte ich es nicht hören. Lassen Sie mich lieber versuchen zu gehen.» Dieses Kind, so Trump, habe Gott auf seiner Seite gehabt und könne wieder gehen. Viele Menschen hätten für sie gebetet. Unter dem Applaus der Zuhörenden bezeichnete er sie als «Heldin».
Es sind solche Geschichten, wie sie in Amerika gerne erzählt werden, um zu zeigen, dass Optimismus und die Bereitschaft zum Handeln den einzelnen Menschen und eine Gesellschaft nach vorn bringen.
Aggressivere Töne im letzten Jahr
Im vergangenen Jahr hielt Donald Trump an gleicher Stelle eine deutlich aggressivere Rede. «Ich werde das Johnson Amendment beseitigen und total zerstören. Damit werde ich es den Vertretern der Glaubensgemeinschaften (representatives of faith) ermöglichen, dass sie sich frei und ohne Angst vor Strafe äussern können. Das werde ich tun. Merken Sie sich das.»
Bei dem Johnson Amendment von 1954 geht es um eine Regelung, die auf den demokratischen Politiker und späteren Präsidenten Lyndon B. Johnson zurückgeht. Es verbietet allen als gemeinnützig anerkannten Organisationen, sich aktiv in den Wahlkampf einzumischen, also sich für oder gegen einen Kandidaten auszusprechen oder Wahlkampagnen finanziell oder auf anderem Wege zu unterstützen. Organisationen, die dies nicht beachten, müssen damit rechnen, dass sie ihre steuerlichen Vorteile verlieren.
Gemeinden im aktiven Wahlkampf
Nach der Abschaffung der gesetzlichen Regelung wäre es möglich, dass Kirchengemeinden Wahlempfehlungen aussprechen und eigene Gelder für die Unterstützung von Kandidaten und Parteien einsetzen könnten. Es gibt etliche kirchliche Vertreter aus den evangelikalen Gemeinden, die sich diesen Einfluss auf die Politik wünschen.
Weit verbreitet
Nach dem Beispiel des Nationalen Gebetsfrühstücks in den USA entstanden viele ähnliche Treffen in anderen Hauptstädten der Welt, beispielsweise letztes Jahr in Wien. Trotz der grundsätzlichen Trennung von Kirche und Staat, ist es in den USA viel selbstverständlicher, dass Politiker über ihren Glauben sprechen. Religion ist in den USA ein wichtiger Teil des öffentlichen Lebens, während sie in Europa als Privatsache gilt.
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Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet