Spiritualität

Christliche Sozialarbeit im Fokus der Behörden

Wenn Christen sich sozial engagieren, zum Beispiel mit Flüchtlingen, geraten sie schnell in den Verdacht, missionieren zu wollen. Christliche Spiritualität ist in der Sozialen Arbeit gleichzeitig Herausforderung und Chance.

Sozial ausgerichtete Institutionen sehen sich öfters dem Verdacht von Behörden oder Medien ausgesetzt, den Glauben über die Professionalität zu stellen. Wie kann dieses Spannungsfeld entspannt werden?

Vier Institutionen, die in der Sozialen Arbeit und/oder in der Ausbildung für Sozialdiakone und Sozialpädagoginnen engagiert sind, organisierten gemeinsam die Tagung «Ressource Spiritualität? – Chancen und Herausforderungen im Rahmen einer christliche Sozialen Arbeit». Am 18. März fanden sich dazu rund 110 Personen im Theologisch-Diakonischen Seminar Aarau (TDS) ein.

Spiritualität als Mehrwert

Für Daniel Zindel, Leiter der Stiftung Gott hilft in Zizers, bringt christliche Spiritualität einen Mehrwert in die Arbeit mit Menschen, die Unterstützung brauchen. Und zwar gleichermassen für die Mitarbeitenden wie für die Klienten. Eine spirituelle Grundhaltung – Zindel verwendet dabei die engere christliche Definition von Spiritualität als einer Haltung, die auf das Wirken des Heiligen Geistes vertraut – ist eine Motivationsressource. Sie schützt vor dem Helfersyndrom, fördert Barmherzigkeit gegenüber den Menschen und ermöglicht Gefühlsregulierung nach Enttäuschungen. Sie vermittelt persönlichen Halt bei Erschütterungen, ermöglicht aber einer engagierten Mitarbeiterin auch, rechtzeitig Halt zu sagen und sich selbst Grenzen zu setzen, wenn sie sich zu überfordern droht. Umgekehrt kann die Einsicht, dass der christliche Helfer aus Gnade lebt, Ansporn zu einer guten Leistung sein, wie das schon der Apostel Paulus beschrieb.

«Du bist gewollt»

Der besondere Vorzug christlicher Mitarbeitenden in der Sozialen Arbeit ist: Sie haben ein positives Menschenbild und eine positive Grundbotschaft: Du bist gewollt! Sie sind sich aber auch bewusst, dass der Mensch nicht nur «edel und gut ist». Christen können beides zusammenbringen und damit umgehen.

Gefahren falsch angewandter Spiritualität

Als Gefahren für christliche Mitarbeitende sieht Daniel Zindel die Versuchung, die «Konfession über die Profession» zu stellen und damit fachlichen Anforderungen auszuweichen. Dies kann zu Grenzverletzungen führen, zum Beispiel wenn einem Klienten Gebet aufgedrängt wird – oder zur Passivität: Nur noch beten und hoffen, dass ein Wunder geschieht. Glaube darf im Rahmen einer sozialen Arbeit nicht aufgedrängt werden. Freiwilligkeit gilt gerade in diesem Bereich als ein «Must».

Umgekehrt sollen sozial Tätige bereit sein, auch geistliche Fragen zu beantworten, wenn diese gestellt werden. Manchmal kann es sogar zu einem Muss werden, sich auf die geistliche Ebene zu begeben. Denn Spiritualität kann Identität schaffen, ein grosser Vorzug gegenüber einem säkular verankerten Therapieansatz.

Zum Thema:
Christliche Sozialarbeit und Diakonie - Rückblick und Ausblick
Im Spannungsfeld: Christliche Spiritualität am Beispiel der Streetchurch
Satirische Betrachtung: Freikirchler dienen Asylsuchenden – und Sektenexperten
Mission im Asylzentrum: Wie berechtigt sind die «Sorgen» der Sektenexperten?

Datum: 23.03.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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