Hanspeter Nüesch

Das göttliche Licht leuchten lassen – mitten in der Dunkelheit

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Hanspeter Nüesch
Unser Kolumnist wurde schon vor Corona und vor der Ukraine-Krise auf schwierige Zeiten vorbereitet. Er beschreibt – auch anhand von drei Jahreslosungen –, wie er mit diesen schwierigen Zeiten umgeht.

Im Herbst 2019, noch vor dem Ausbruch der Pandemie und dem Kriegsgeschehen in der Ukraine, rief mich Doug aus Neuseeland an. Doug ist ein über 90 Jahre alter Geschäftsmann und geistlicher Vater für viele Menschen. Er ist ein prophetisch begabter Mann, der schon vielen Menschen, insbesondere Leitungspersonen, durch seine Weisheit, Bibelkenntnis und prophetische Gabe gedient hat, mehrmals auch mir selber.

Eine Prophetie zur Zeit

Seine Botschaft war: «Hanspeter, bereite dich vor. Es kommt etwas Gewaltiges auf uns zu, einem Erdbeben zu vergleichen. Es wird die Welt auf den Kopf stellen. Die Nationen werden in Furcht erstarren angesichts der nicht erwarteten Dinge. Inmitten des Gerichtshandelns verfolgt Gott damit gewaltige Heilspläne. Er möchte dadurch die Endzeiternte einbringen.»

Dazu zitierte er Jesaja, Kapitel 64, Verse 1-3: «Vor deinem Auge werde die Nationen erzittern, wenn du furchtgebietende Taten vollbringst, die wir nicht erwarteten... Noch nie hat jemand einen Gott gesehen, der so gewaltige Dinge tut für alle, die ihre Hoffnung auf ihn setzen.» Und er fügte Maleachi, Kapitel 3, Verse 2-5 hinzu: «Spricht der Herr der Heerscharen: Wer aber kann den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bestehen bei seinem Erscheinen? Er wird die Nachkommen von Levi wie Gold oder Silber durchs Feuer reinigen, damit sie ihren Dienst recht versehen... Ja, ich komme zu euch als Richter und werde Zauberei, Ehebruch, Lüge, Ausbeutung der Arbeiter, Bedrückung von Witwen und Waisen, ungerechte Behandlung von Ausländern und fehlende Gottesfurcht richten.»

Abschliessend gab Doug persönliche Worte weiter, die er von Gott empfangen hatte: «Meine Gegenwart wird mit euch gehen. Liebt mich und seid gehorsam. Reisst nichts selber vom Zaun! Aber seid bereit für die erstaunlichen Dinge, die ich tun werde!»

Gemeinsame Interessen bilden Brücken in der Nachbarschaft

So weit die prophetische Botschaft. Und nun zu unserem eigenen Erleben in den letzten zwei Jahren. Nachdem meine Frau und ich am 20. März 2020 mit dem letzten Flugzeug von Armenien zurückgekehrt waren, wurde uns schnell klar, dass durch den verordneten Stopp von aussen sich die Prioritäten für uns verschoben hatten, von der «grossen Welt» hin zur «kleinen Welt» unserer nächsten Umgebung. Plötzlich entdeckte ich viele spannende Menschen in unserem Dorf. Der Wunsch, einander näher kennenzulernen schien gegenseitig zu sein. Oft war es ein gemeinsames Interesse oder ein Hobby, das die Brücke bildete. Immer wieder besuchten uns Eltern, weil ihre Kinder Interesse an Kristallen und Steinen hatten, wobei nicht immer klar war, wer mehr Interesse mitbrachte, die Kleinen oder die Grossen.

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Zusätzlich zu kirchlichen Diensten kamen nun plötzlich Einladungen von säkularen Organisationen wie dem Heimatkundlichen Verein, den Männern 50+, dem Bürgerverein meines Heimatortes, dem Mineralien- und Fossilienverein. Was ich dabei erlebte: Die Menschen waren so offen wie noch nie, um über grundsätzliche Themen des Lebens und Glaubens zu sprechen. So kam ich auch mit über einem Dutzend Sammlern von alten Ansichtskarten in Kontakt. Und alle erhielten zusammen mit der gewünschten Ansichtskarte immer auch ein kleines persönliches Zeugnisbüchlein von mir. Nach Vorträgen über Mineralien und Fossilien ergaben sich gute und tiefe Gespräche über den Glauben. Sogar Jesus spricht ja davon, dass Steine reden werden.

Nahe bei Gott – nahe bei den Menschen

Wir lernten in den letzten Monaten viele Personen kennen, die echt an der unsicheren Situation angesichts Corona und des Ukraine-Konfliktes litten. Einige riefen uns an, andere kontaktierten wir von uns aus. Besonders auch Personen mit Migrationshintergrund waren dankbar für Kontakte. Erfreulicherweise wandten sich auch einige von ihnen Jesus Christus zu und liessen sich taufen. Dabei spielte das Pfarrehepaar unserer Kirchgemeinde eine wichtige Rolle. Sie öffneten nach einem persönlichen Erweckungserlebnis ihre Kirche für alle, die persönliches Gebet wünschten. Und erlebten dabei auch immer wieder Heilungswunder.

In unserer Zeit des Individualismus und der Vermassung müssen wir zugleich nahe bei Gott und nahe bei den Menschen sein. Um näher bei der Dorfbevölkerung zu sein, hat sich unser Sohn Dan, der mit seiner Familie im gleichen Ort wohnt, zur Wahl für die Rechnungsprüfungkommission der Gemeinde aufstellen lassen; das, obwohl er als Leiter des ICF-College schon mehr als genug zu tun hat.

Die geographisch Nächsten im Blickfeld zu haben, heisst aber nicht, dass wir die Not der Welt ausser acht lassen. In diesen Tagen reist unsere Tochter Seraina als Teil einer Gruppe mit drei vollen Autobussen in die Ukraine, um dort den notleidenden Menschen beizustehen. Die Autos lassen sie dann dort. Und ich reise für eine Woche nach Wien und werde versuchen, Studierende zu ermutigen. Gleichzeitig bin auch ich dankbar für ihre Ermutigung, denn ich bin gar nicht immer der grosse Hirsch im Glauben, der ich nach so vielen Jahren Unterwegssein mit Gott eigentlich sein sollte.

Sich von Nebensächlichkeiten nicht ablenken lassen 

Die Jahreslosung 2019 «Suche Frieden und jage ihm nach» (Psalm, Kapitel 34, Vers 15) hat uns aufgefordert, mit aller Kraft dem Frieden nachzujagen und gleichzeitig Frieden zu stiften. Die meisten von uns gingen diesbezüglich auch angesichts der stark divergierenden Ansichten zu den Massnahmen rund um Corona durch eine nicht einfache Schule. Wir alle mussten lernen, einander trotz unterschiedlichen persönlichen Überzeugungen mit Barmherzigkeit und Wohlwollen zu begegnen und die Jahreslosung 2021 in die Tat umzusetzen: «Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist» (Lukas, Kapitel 6, Vers 36)

Ich bete in verschiedenen Gebetsgruppen mit. Da kommen zum Teil starke Persönlichkeiten zusammen. Oft haben wir sehr unterschiedliche Positionen in Einzelfragen. Aber immer wieder finden wir uns in unserem Zentrum: Jesus Christus und seinem Missionsauftrag. Wir haben uns bewusst entschieden, voneinander zu lernen und gleichzeitig dem Virus der Entzweiung keinen Raum zu geben, den wir als mindestens so gefährlich erachten wie den Krankheitsvirus.

Die Welt mit Gottes Augen sehen

Und jetzt kommt noch der Krieg in der Ukraine hinzu, wo wir in Gefahr stehen, das Böse mit dem Bösen bekämpfen zu wollen. Ärger und Wut sind verständlich, aber wir dürfen uns im Gebet nicht davon leiten lassen. Es ist wichtig, dass wir die Welt aus Gottes Perspektive sehen lernen. Dazu helfen das gründliche Studium der Bibel und die Leitung durch den Heiligen Geist. Wir müssen es vermeiden, aus unseren Emotionen heraus für die Menschen in der Ukraine und Russland zu beten. Bevor wir beten, ist es deshalb wichtig, Gott zu fragen, warum er den Krieg zulässt und was sein Heilswille hinter dem Kriegsgeschehen ist. Nur so können wir uns anschliessend in der Fürbitte für Menschen und Länder in Gottes Willen einklinken. Beim Stillewerden weist der Heilige Geist uns oft auf etwas hin, worauf wir selber nicht gekommen wären. So erlebten wir es letzthin bei der Frage, was der tiefere geistliche Grund hinter der Invasion Russlands ist.

In Sachen Sensibilität gegenüber der Leitung des Heiligen Geistes habe ich viel von meinen Grosseltern gelernt. Sie hatten den deutschen Geschwistern rund um den Zweiten Weltkrieg, wie ihre Dankesbriefe zeigten, immer zur richtigen Zeit das Notwendende geschickt. Auf meine Frage «Wie konntet ihr wissen, dass die Deutschen das oder jenes gerade benötigten», gaben sie zur Antwort: «Wenn uns in den Sinn kommt, wir könnten irgendwem etwas Gutes tun, dann tun wir es. Es könnte ja von Gott sein.» Meine Grosseltern hatten zuvor nie einen Kurs besucht, wie man Gottes Stimme hören kann. Aber sie waren offen für Gottes Reden und Aufträge. Deshalb sprach Gott zu ihnen auf eine Weise, die sie verstanden.

Unsere Berufung als Gottes Schatzgräber

Abschliessend möchte ich die aktuelle Jahreslosung 2022 in Erinnerung rufen: «Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen» (Johannes, Kapitel 6, Vers 37). Wie passend ist dieses Wort für unsere Zeit, in der sich so viele Menschen fragen, wohin sie sich mit ihren Fragen und Problemen wenden können. Unsere schöne Aufgabe ist, diesen Menschen den Weg zu Jesus Christus und den Vater im Himmel zu weisen, der bereit ist, sie mit offenen Armen zu empfangen. Wir müssen uns immer neu entscheiden, uns durch nichts ablenken zu lassen von unserem Auftrag, das Licht Christi in der Welt zu sein.

Meine Frau Vreni und ich sehen unseren Auftrag darin, als Gottes Schatzgräber menschliche Kristalle unter dem Dreck zu erkennen, den Schmutz mit Gottes Hilfe zu entfernen und die Kristalle zum Leuchten zu bringen. Während den vergangenen zwei Jahren hat Gott uns beschenkt mit sehr schönen Funden von Bündner Jade. Jade, mineralogisch Nephrit, zeichnet sich dadurch aus, dass er sehr zäh und widerstandsfähig ist. Keine Säure kann ihm etwas anhaben. Gleichzeitig geht von Jade ein starker, natürlicher Lichtglanz aus. Ist das nicht ein schönes Bild für Christen?

Wenn wir eine starke Identität im Glauben haben, kann uns die saure Umwelt nichts anhaben. Gleichzeitig strahlen wir das Licht Gottes in eine immer dunklere Welt aus. Je stärker unsere Identität in Christus ist, desto stärker leuchtet unser Licht nach aussen. Wir wollen einander ermutigen, nicht auf die Probleme und Umstände zu schauen, sondern auf das ewiggültige Wort Gottes: «So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen» (Matthäus, Kapitel 5, Vers 16)

Dieser Artikel erschien zuerst im Forum Integriertes Christsein.

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Datum: 06.04.2022
Autor: Hanspeter Nüesch
Quelle: Forum Integriertes Christsein

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