Ein Festival auf Abwegen
Was muslimische Märtyrer von christlichen unterscheidet
Künstler zeigen in Berlin Bilder von islamistischen Attentäter und nennen sie «Märtyrer». Die französische Botschaft protestiert: Christentum und Islam verstehen unter Märtyrern nicht dasselbe.
In der Schau hängen unterschiedslos Bilder von Menschen wie Martin Luther King oder Maximilian Kolbe neben Fotos von islamistischen Attentätern, darunter denjenigen, die vor zwei Jahren das Gemetzel unter den Konzertbesuchern im Pariser Bataclan veranstalteten.
Darüber hat sich nun nicht nur die AfD-Politikerin Beatrix von Storch erregt, die gegen den Veranstalter des Ausstellungsprojektes eine Strafanzeige erstattete wegen der öffentlichen Billigung von Mord, was laut dem Strafgesetzbuch eine Straftat sei. Auch die französische Botschaft in Berlin hat ihr Entsetzen zum Ausdruck gebracht: «Eine solche Sichtweise ist zutiefst schockierend. Obwohl wir erneut betonen, dass uns die Freiheit des künstlerischen Schaffens am Herzen liegt, prangern wir diese Vermischung von Märtyrertum und Terrorismus mit Nachdruck an.»
Was sagen die KünstlerInnen?
Alle Märtyrer in diesem Kunstwerk wurden von einer weltlichen oder geistlichen Organisation als solche bezeichnet,heisst es in einer Mitteilung der Künstler. Keiner der ausgestellten Märtyrer wurde von den KünstlerInnen dazu gemacht. Die exemplarische Auswahl der ausgestellten Märtyrer diene dazu, aufzuzeigen, wie breit gefächert dieser Ausdruck über die Jahrhunderte hinweg genutzt wurde und wie wandelbar dieser im ideologischen wie geografischen Kontext zum Einsatz kam: Er beziehe sich auf Menschen, die bereit sind, für ihre Überzeugung zu sterben, um ihre politischen Positionen in unterschiedlichen Regimen und Religionen zu erhalten und zu festigen.
Viele geistlich und weltlich anerkannten Märtyrer waren aber auch Täter. Die KünstlerInnen distanzieren sich in der Mitteilung jedenfalls von jeder Form von Gewalt und Terror und wollen den Begriff des Märtyrers differenzierter betrachtet wissen.
Das Festival ist noch bis zum 13. Januar 2018 in Berlin und Hamburg zu sehen.
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Autor: Willy Gautschi
Quelle: Livenet / Comm.