Vom Präsidenten gefordert

Eine Kirche für jede Moschee

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Christi-Geburt-Kathedrale in Kairo (Bild: Wikipedia)
«Wo es eine Moschee gibt, muss es auch eine Kirche geben.» Dies verkündete kürzlich der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Und forderte dazu die Einführung eines neuen Gesetzes.

Al-Sisi forderte das ägyptische Parlament dazu auf, ein neues Gesetz zur Stellung der Christen zu verabschieden, das auch Kirchengebäude in allen Nachbarschaften legal macht, in denen es bereits eine Moschee gibt.

Der Prozess zum Entwurf dieses neuen Gesetzes, das auch Regelungen zu sensiblen Themen wie Familienangelegenheiten beinhaltet, läuft seit langem – und zwar bereits seit 2014. Alle ägyptischen Kirchen waren darin involviert. Al-Sisi ist der erste ägyptische Präsident, der die koptische Gemeinde als wesentlichen Teil der ägyptischen Identität anerkennt. Koptische Christen machen etwa 10 Prozent der 87 Millionen Ägypter aus.

Spannungen nach neuem Gesetz

Am 30. August 2015, nach der Enthauptung von 21 ägyptischen koptischen Christen durch den Islamischen Staat IS in Libyen (Livenet berichtete), verabschiedete das ägyptische Parlament ein neues Gesetz zur Vereinfachung der Gründung neuer Gemeinden in Ägypten. Daraus resultieren seit Jahren enorme Spannungen mit der muslimischen Mehrheit, insbesondere im Süden des Landes.

Das jüngst verabschiedete Gesetz besagt nun, dass neu gebaute Stadtzentren auch den Bau einer Kirche in ihren Bauplänen berücksichtigen müssen. Und zwar auch dann, wenn diese Kirche oder Gemeinde nur wenige getaufte Mitglieder hat.

Andrea Zaki, Präsident der evangelikalen Gemeinschaft in Ägypten, betonte, dass «der Bau von Anbetungsstätten unter der Leitung von Präsidenten al-Sisi nationale Wichtigkeit erlangt hat und in der Geschichte des modernen Ägyptens nicht in Vergessenheit geraten wird». Das erklärte Ziel der Regelungen ist es, allen Bürgern – Muslimen wie Christen – die Möglichkeit zu geben, an Feierlichkeiten, Zeremonien und Aktivitäten einer Gemeinschaft ihres jeweiligen Glaubens teilnehmen zu können.

«Zehn Regeln» verhinderten legalen Kirchenbau

Bis zum Jahr 2016 wurde der Bau neuer christlicher Anbetungsorte immer noch durch die sogenannten «Zehn Regeln» von 1934 erschwert, die den Bau einer Kirche in der Nähe einer Schule, eines Kanals, Regierungsgebäudes, einer Eisenbahnlinie oder einer Wohngegend verboten. In den Jahrzehnten nach dem Inkrafttreten der «Zehn Regeln» wurden in ganz Ägypten viele Kirchen und Kapellen von Christen schlicht und ergreifend ohne die erforderliche Erlaubnis gebaut. Das Gesetz von 2016 ermöglichte die «Legalisierung» von 1'958 dieser Bauten.

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Datum: 02.07.2022
Quelle: Joel-News

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