Evangelisation in Russland
Trotz Anti-Evangelisationsgesetz entstehen neue Gemeinden
In Russland wird weiterhin evangelisiert, trotz Gesetzen und Druck der Regierung. Der Leiter der Siebenten-Tags-Adventisten sprach sogar davon, dass im Land deutlich grössere Religionsfreiheit herrsche als in anderen Ländern.
Am siebten Juli 2016 trat in Russland ein Gesetz in Kraft, das die Evangelisation ausserhalb der Kirche verbietet. Die Konsequenzen dieses Gesetzes bekamen im vergangenen Jahr insbesondere die Zeugen Jehovas zu spüren, deren Zentralbüro im Sommer 2017 offiziell geschlossen und die Organisation des Landes verwiesen wurde.Auch die evangelischen Christen stehen unter Druck. Dennoch besteht im Land deutlich grössere Religionsfreiheit als in vielen anderen Ländern, erklärte Oleg Goncharov, Leiter der Siebenten-Tags-Adventisten Russlands, in einem Interview im August 2017. Letztlich komme es auf die Interpretation des Gesetzes in der Praxis an. «Gläubige in Russland werden heutzutage nicht verfolgt. […] Verglichen mit anderen Ländern der Welt besteht in Russland recht grosse Reiligionsfreiheit. Der Staat unterstützt weiterhin religiöse Organisationen und ihre soziale Arbeit.»
Neue Gemeinden entstanden
Und so haben auch evangelistische Bemühungen nicht abgenommen. Zwar gibt es laut eines Berichts von Evangelical Focus nur noch vereinzelt und eher im Stillen evangelistische Strassenaktionen, doch wurden im vergangenen Jahr weiter neue Gemeinden gegründet, unter anderem durch (ehemalige) Leiter der Baptistenunion Russlands, vor allem in Moskau. Dazu gehört das «Haus des Vaters» (Dom Otsa), das am 15. Januar 2017 eröffnet wurde, sowie die «Russische Bibelgemeinde», die sich bereits an verschiedenen Orten trifft und mehrere Hundert Mitglieder zählt. Sie steht in enger Verbindung mit John MacArthurs «Grace Community Church» in Kalifornien. Ebenfalls neu entstand im Nordwesten Moskaus die «Evangelische Gemeinde Tushinskaya», die ein Ableger der Kalifornischen Saddleback Gemeinde vom bekannten Pastor Rick Warren ist.
Abseits der Denominationen
Ein weiterer Trend, der eigentlich als durchaus positiv gewertet werden kann, ist laut Leonid Kartavenko, einer der Leiter der Baptistenunion, dass die Christen Russlands immer weniger in Denominations-Kategorien denken, «sie denken eher horizontal». Das bedeutet zwar auf der einen Seite, dass diverse nationale evangelische Strukturen geschwächt werden, darunter beispielsweise die Russische Baptistenunion, und dass es derzeit keine offizielle evangelische Stimme im Land gibt – die Russische Evangelische Allianz befindet sich im Wiederaufbau. Doch auf der anderen Seite kann dies die Chance schenken, dass die russischen Christen ausserhalb der Denominations-Grenzen in Einheit nach Wegen suchen, um trotz des Drucks der Regierung Gemeinde zu bauen und Menschen für Jesus zu gewinnen.
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Evangelical Focus