Nach den Wahlen

Griechenland: Hoffnung auf Veränderung

Er vermittelt den Eindruck eines jungen und zupackenden Mannes. Mit den greisen, Schlips tragenden Politikerkollegen seines Landes will er, schon rein äusserlich, nichts zu tun haben: Alexis Tsirpas, 40 Jahre alt, wurde schon wenige Stunden nach der Wahl in einem atemberaubenden Tempo zum Ministerpräsident von Griechenland vereidigt. Auf die religiöse Eidesformel verzichtete er. Was ist von ihm zu erwarten?

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Alexis Tsipras, Griechenlands neuer Ministerpräsident
Mit seinem linken Parteibündnis Syriza erreichte Tsirpas 149 der 300 Sitze im Parlament und verfehlte die Mehrheit nur sehr knapp. Die ANEL-Partei unter Panos Kammenos (49 Jahre) hat sich nach denkbar kurzen Gesprächen zur Koalition bereit erklärt und sorgt mit ihren 13 Abgeordneten für die notwendige Mehrheit der Regierung.

Christen trauen Tsirpas echte Veränderungen zu

Das Land hat sich für eine andere Regierung entschieden - und das deutlich. Viele sind der alten Parteien überdrüssig und trauen ihnen keine wirklichen Veränderungen mehr zu. Tsirpas und seiner Regierung trauen viele Griechen echte Veränderungen zu, darunter auch nicht wenige Christen, wie der Generalsekretär der Evangelischen Allianz in Griechenland, Fotis Romeos, gegenüber der evangelischen Nachrichtenagentur idea betonte.

Tsirpas selbst bezeichnet seinen Wahlsieg als «historisch» und will die «desaströse Sparpolitik» der letzten Jahre hinter sich lassen. Damit geht er auf Konfrontationskurs mit der EU, dem Internationalen Währungsfond und der Weltwirtschaftsbank, die das Land in den letzten Jahren mit 320 Milliarden unterstützt haben.

Dass ausgerechnet eine Partei aus dem rechts-konservativen Lager zum Partner der Syriza wurde, lässt sich wohl am ehesten damit erklären, dass beide Parteien die bisherige Sparpolitik unbedingt beenden wollen. Die beiden Parteichefs kommen persönlich gut miteinander aus, auch wenn sie in vielen Fragen durchaus verschiedener Meinung sind. So ist Tsirpas gegen eine zu grosse Nähe zur orthodoxen Kirche, während sein Partner Kammenos demonstrativ die Nähe zur orthodoxen Kirche, der in Griechenland 92 Prozent der Einwohner angehören, sucht.

Verzweifelte Bevölkerung - hohe Selbstmordrate

Was sich die Griechen wünschen, sind handfeste, bessere Lebensverhältnisse: Landesweit ist jeder vierte ohne Arbeit. Bei den unter 25-Jährigen ist es sogar fast jeder zweite. Seit 2009 mussten die Menschen Einkommenseinbussen von 30 Prozent hinnehmen. Viele haben keine Krankenversicherung.

So ist in den letzten Jahren seit der Krise 2008 die Zahl der Selbstmorde stark angestiegen: Insgesamt sind es an die 6'000 Griechen – ein Hinweis auf die weit verbreitete Verzweiflung im Land, vor allem unter denen, die keine Arbeit und keine Krankenversicherung haben. Dass darüber nicht mehr gesprochen wird, liegt auch daran, dass die griechisch-orthodoxe Kirche Selbstmördern ein Begräbnis verweigert. Und so liegt die tatsächliche Zahl der Selbstmorde sicher sehr viel höher.

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Datum: 27.01.2015
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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