Felsinschrift in Jordanien

Einer der frühesten Beweise für arabisches Christentum

Zoom
Felsinschrift in Jordanien (Bild: biblicalarchaeology.org)
Diese Felsinschrift ist möglicherweise der früheste Beleg für das Christentum in Arabien. Vor dem Aufkommen des Islam im frühen siebten Jahrhundert war Arabien die Heimat eines anderen monotheistischen Glaubens – des Christentums.

Einige Jahrhunderte vor Mohammed hatten einige alte arabische Stämme das Christentum angenommen. Die Ankunft des Christentums in Arabien war bislang nur aus literarischen Quellen bekannt, die von Aussenstehenden wie dem Bibelforscher und -übersetzer Hieronymus verfasst wurden.

Nun zeigen neuere Entdeckungen auch inner-arabische Hinweise auf das Christentum im vorislamischen Arabien. In den ausgedehnten Wüstengebieten östlich des Jordans finden sich Tausende alter Inschriften, von denen einige Kreuze beinhalten und christliche Begriffe verwenden.

In Fels gemeisselt

Die Harra – eine felsige Basaltwüste im südlichen Syrien, nordöstlichen Jordanien und nördlichen Saudi-Arabien – war jahrtausendelang die Heimat von Hirtennomaden, die Tausende von Felsritzungen und Inschriften hinterliessen, von denen einige die Ankunft des Christentums in Arabien belegen.

In der Frühjahrsausgabe 2022 der Zeitschrift «Biblical Archaeology Review» berichtet der Arabisch-Professor Ahmad Al-Jallad der Ohio State Universität von den faszinierenden Ergebnissen seiner epigraphischen Arbeit im Jahr 2019 im Wadi al-Khudari im Nordosten Jordaniens und den mittlerweile daraus entstandenen Auswertungen.

Er fand bei seiner Untersuchung hunderte antike Inschriften der erwähnten Hirten, die vor fast zwei Jahrtausenden durch diese Region zogen. Die Fundorte und die Verteilung dieser Inschriften bieten Aufschluss über die Routen und vorübergehenden Standorte, die die arabischen Stämme bei der Jagd auf wilde Tiere und beim Hüten ihres Viehs und ihrer Kamele benutzten.

Wertvolle Quellen

Eine Inschrift nennt den Namen Jesus. Al-Jallad, der auch Spezialist für die Sprachen des vorislamischen Arabiens ist, erklärt: «Die Schrift kam schon zu Beginn des ersten Jahrtausends vor Christus zu den Nomaden Nordarabiens.»

Zur Zeit Jesu beherrschten die Nomaden der Harra das geschriebene Wort. «Sie ritzten Zehntausende von Felsinschriften in ihrer lokalen Sprache, einem frühen Dialekt des Arabischen, und benutzten dabei ein einheimisches, konsonantisches Alphabet.»

Die Jesus-Inschrift aus dem Wadi al-Khudari ist möglicherweise das früheste Zeugnis des Christentums in Arabien und ist eine Gedenkinschrift.

Alte Götter durch christliche Anrufung ersetzt

Die Schrift besteht aus drei Teilen: Zunächst werden der Name des Schreibers, eine Person namens Wahb-El und seine Genealogie genannt. Anschliessend folgt das Gedenken an den verstorbenen Onkel. Zuletzt folgt die Anrufung von Jesus. Es besteht laut Al-Jallad kaum ein Zweifel, dass der Verfasser (und möglicherweise auch sein Onkel) Christ war.

Der Text war eine typische Komposition aus jener Zeit und Gegend, «aber die alten Götter und Gebete sind durch eine christliche Anrufung ersetzt worden. Wahb-El könnte also ein Konvertit gewesen sein, der die safaitische Schrifttradition abänderte, um sie seinem neuen Glauben anzupassen, indem er Jesus mit der gleichen formelhaften Struktur anrief, mit der er früher die alten Götter anrief.»

Zum Thema:
Rekord bei SAT-7: Immer mehr Araber sehen christliches Fernsehen
Scheichs finden zu Christus: «Die Christen im Jemen sind mutig und aktiv»
Muslime lernen Jesus kennen: Morgendämmerung in der arabischen Welt

Datum: 27.05.2022
Autor: Marek Dospěl/Daniel Gerber
Quelle: Bibel Archeology/gekürzte Übersetzung: Livenet

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich neu, um diesen Artikel zu kommentieren.
Anmelden
Mit Facebook anmelden

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Adressen

CGS ECS ICS