Ulrich Eggers
Der Ideen-Entzünder im Livenet-Talk
Ulrich Eggers ist einer der grossen Pioniere der letzten Jahrzehnte im deutschsprachigen Raum. Er gründete Zeitschriften wie JOYCE und wirkte bei Willow Creek Deutschland mit. Nun ist eine spezielle Dialog-Biografie über sein Leben erschienen.
Bis zum Herbst 2021 war Ulrich Eggers Verleger und Geschäftsführer der SCM Verlagsgruppe. Er verantwortet weiter das Magazin AUFATMEN und arbeitet ehrenamtlich für Willow Creek.
Für die 400-seitige Biografie traf der Schweizer Dozent und Bestsellerautor Thomas Härry den 67-jährigen Eggers mehrmals in seiner Heimat an der Nordsee. Dank der Freundschaft der beiden ist im Dialog das Buch «Der Ideen-Entzünder» entstanden.
«Durch und durch von der Bibel geprägt»
Kurz vor Ostern lud ihn Livenet-Redaktionsleiter Florian Wüthrich zum Talk ein. «Ich bin in einer tollen Familie mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen», sagt Ulrich Eggers dankbar zu den Anfängen seines Lebens. Sein Vater war FEG-Prediger, seine Mutter eine musisch-kreative und warmherzige Gemeindemutter. «Ich bin durch und durch von der Bibel geprägt, das spüre ich noch heute», erzählt der mehrfache Grossvater. Seine pietistischen Wurzeln machten ihn stark, gaben aber auch eine manchmal etwas enge Richtung vor, die er später bewusst erweiterte.
Seit seiner Kindheit leidet er an Asthma. Das hat ihn oft ausgebremst, aber nicht lahmgelegt. Er verantwortete die ganze Verlagsgruppe der Stiftung christlicher Medien SCM. Damit folgte Eggers der Aufforderung Jesu: «Euer Leben soll ein lebendiger Dienst für andere sein.» Eigenes einbringen, von anderen lernen, gemeinsam mit Jesus unterwegs bleiben – diese Themen ziehen sich durchs ganze Buch.
Zu zweit unterwegs
Seit 1979 ist er mit Christel verheiratet, sie sind Eltern von vier Töchtern. Die erste starb kurz nach der Geburt. Christel und er betrauerten diesen Verlust unterschiedlich. Ihre enge Beziehung zu Jesus liess sie neue Zuversicht schöpfen. Mit ihm zusammen blieben sie gemeinsam unterwegs. Christel erdet den vielseitigen Macher, er schätzt sie als sein wertvollstes Gegenüber und Geschenk Gottes.
Über Sexualität reden
Das Thema Sexualität wurde in seiner freikirchlichen Umgebung durch hohe Ziele definiert. Die Aufklärung darüber war jedoch eher mässig, Not und Einsamkeit deshalb gross. So litt Eggers unter der Sprachlosigkeit der Christen, besonders beim Thema Selbstbefriedigung. Jeder habe ein Gebiet, das besonders herausfordere, das könne Neid, Geiz oder Sexualität sein, hält er fest. «Je mehr sich Christen auf die grossen Gegner konzentrieren, um sie zu besiegen, desto mehr binden sie sich an sie.»
Er lernte bei Lutheranern einen barmherzigeren Umgang mit sich kennen. Einander Einblick zu geben ins eigene Erleben kann aufzeigen, dass sich andere bei den gleichen Themen schwertun. Und zur Erkenntnis führen: «Zwischen Selbstüberschätzung und Selbstverurteilung sind wir bei Jesus angenommen.»
Christen sind nicht perfekt
«Christen bleiben Menschen, auch als Nachfolger Jesu», so Eggers. «David blieb bis zum Schluss ein problembehafteter Mensch. Wir alle bleiben Menschen mit Schatten.» Auch wenn bei Bill Hybels oder Brian Houston Fehltritte offensichtlich wurden – es sei gute Frucht gewachsen bei Willow Creek und Hillsong, hält der Unternehmer fest. Sünde generiere negative Folgen, es gebe Opfer, nichts dürfe da verharmlost werden, stellt er klar. «Doch die Täter sind auch Menschen, wie du und ich.» Sie haben sich oft jahrelang ehrlich eingesetzt. «Deshalb brauchen wir ja Jesus – wir müssen hier die Balance finden», fordert Eggers auf. «Es kann nicht sein, dass wir Perfektion verlangen. Wir brauchen den Raum der Barmherzigkeit.»
Auf Augenhöhe
Der Ehemann und Vater ist überzeugt: «Menschen, Christen tun einander gut – so hat Gott es sich gedacht, auch für die Geschlechter.» Miteinander komme das Menschsein zur vollen Entfaltung. Christliche Männer müssten hier neu hinsehen: «Bei Frauen wächst die Ungeduld.»
Gemeinsam, auf Augenhöhe, mit verschiedenen Aufgaben unterwegs zu sein sei nötig, hält Eggers fest. «Wir brauchen einander!» Wenn wir Jesus folgen wollen, eröffnen sich neue Massstäbe. Jesus habe Frauen anders behandelt als seine Zeitgenossen. «Wenn wir Frauen im Leitungsteam haben wollen, müssen wir Männer ihnen Wege eröffnen», hält Eggers fest. «Sonst behandeln wir sie nicht fair.» Das sei nicht immer einfach, aber nötig und möglich.
Stille Zeit ganz anders
«Ich will durchzogen sein mit Bibel», erklärt Eggers. Aber für ihn ist das nicht das klassische Lesen am Morgen. «Da bin ich immer wieder gescheitert.» Er hört jedoch auf seinen langen Autofahrten Predigten, lässt sie ein, zwei Stunden auf sich wirken und kommt so ins Gespräch mit Gott. «Ich muss dann auf Autobahnraststätten anhalten, weil ich mir so viel notieren muss.» Für ihn ist es so, dass Gott einen Weg gefunden hat, der für ihn passt. «Ich bete, halte ihm meine Sorgen hin, höre auf seine Impulse.» Der Begriff «Stille Zeit» sei eine Umschreibung. «Es geht um deinen Weg, dich auf Gott auszurichten. Da ist Freiheit drin!»
Fast ein ganzes Leben zwischen zwei Buchdeckeln. Viele Themen, Bilder, Verbindungen zu Christen verschiedenster Denominationen der ganzen Welt, Persönliches und Geschäftliches enthält der «Ideen-Entzünder». Im Buch reflektiert Thomas Härry, ergänzt, und so entsteht ein Gespräch, bei dem man zuhören kann. Und teilnehmen, indem man sich den aufgeworfenen Fragen ebenfalls stellt.
Livenet verlost drei Bücher «Der Ideen-Entzünder». Bei Interesse schreiben Sie eine E-Mail mit Ihren Kontaktdaten an folgende Adresse: redaktion@livenet.ch.
Zur Webseite:
Eggers & Härry
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Zum Thema:
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Autor: Mirjam Fisch
Quelle: Livenet