Opfer religiöser Gewalt

Parlamentarier wünschen entschiedeneres Handeln

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Der 22. August ist von der UNO zum Internationalen Gedenktag für Opfer religiöser Gewalt erklärt worden. Open Doors weist bereits seit 65 Jahren auf diese Problematik hin – und befragte Schweizer Parlamentarier verschiedener Parteien zu diesem Thema.

Ausschliesslich wegen seines Glaubens im Iran inhaftiert zu sein, in Nigeria mit ansehen zu müssen, wie das eigene Dorf angegriffen und Mitglieder der eigenen Familie umgebracht werden oder in einem Arbeitslager in Nordkorea zu verschwinden – das sind nur einige Beispiele für die Gewalt, welcher Christen in Ländern ausgesetzt sind, in denen die Religionsfreiheit nicht garantiert ist.

Die Situation verschiedener Minderheiten verschlechtert sich, wie der jährliche Weltverfolgungsindex dokumentiert. Morgen, am 22. August, wird der UNO-Gedenktag für Opfer religiöser Gewalt nach 2019 zum zweiten Mal begangen. 80 Prozent der Menschen, die wegen ihres Glaubens diskriminiert werden, sind Christen – dennoch bewirkt der Einsatz für Glaubensfreiheit jeweils auch Verbesserungen für andere Minderheiten.

«Eine riesige Tragik»

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Erich von Siebenthal (SVP)
Parlamentarier mehrerer Parteien beantworteten Open Doors für diese Pressemitteilung die folgenden drei Fragen: «Wie finden Sie es, dass dieser UNO-Tag implementiert wurde?», «Wie stehen Sie zum Thema Christenverfolgung?» und «Wie kann die offizielle Schweiz beim Thema Glaubensverfolgung einen Unterschied machen?»

Nationalrat Erich von Siebenthal (SVP) findet gut, dass die UNO die Glaubensfreiheit thematisiert und dass durch einen solchen Tag auf dieses Thema hingewiesen wird. Die Gewalttaten, die gegen Christen und andere Minderheiten verübt werden, sind laut Erich von Siebenthal «eine riesige Tragik».

«Glaubensfreiheit muss eingefordert werden»

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Lilian Studer
«Über 260 Millionen Christen auf der Welt sind in einem hohen und extremen Mass der Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt», sagt Nationalrätin Lilian Studer (EVP). Das dürfe nicht sein: «Niemand soll aufgrund seines Glaubens in Angst und Verfolgung leben und um sein Leben fürchten.» Glaubensfreiheit muss eingefordert werden, erklärt Studer.

«Christenverfolgung ist in vielen Ländern eine Tatsache», erklärt Nationalrat Andreas Gafner (EDU). Die offizielle Schweiz könne einen Unterschied machen, zum Beispiel indem, «dass das EDA gezielt bei den betreffenden Regierungen interveniert und auch definierte Forderungen stellt.»

«Auch Angehörige anderer Religionen schützen»

Nationalrat Laurent Wehrli (FDP), Co-Präsident der parlamentarischen Gruppe Menschenrechte, findet es wichtig, dass die UNO diesen Tag ausgerufen hat. «Es ist wichtig, dass die Schweiz als christliches Land und als Sitz vieler internationaler Institutionen, einschliesslich des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), entschieden gegen die Christenverfolgung vorgeht.»

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Philipp Hadorn
Dieser Tag zeigt, dass es Probleme gibt, die es zu lösen gilt, erklärt Philipp Hadorn (SP), Alt-Nationalrat und Sekretär der parlamentarischen Gruppe Christ und Politik. Der Einsatz der offiziellen Schweiz sei dringlich: «Wir müssen den Mut haben, dieser Problematik auch in unserer Gesellschaft wieder vermehrt Gehör zu verschaffen. Selbstverständlich sind auch Angehörige anderer Religionen gleich zu schützen.»

Laut dem Völkerrecht hat jede Person das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit, erklärt CVP-Nationalrätin Christine Bulliard-Marbach. «Als aktiver Botschafter für das Völkerrecht sollte die Schweiz die Problematik der Glaubensverfolgung sehr ernst nehmen und sich nicht davor scheuen, dies in ihrem internationalen Dialog zur Sprache zu bringen, ganz besonders mit Staaten, in welchen Menschen bestimmter Glaubensrichtungen verfolgt und diskriminiert werden.»

Philippe Fonjallaz: «Sie sollen in Würde und ohne Angst leben»

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen weist darauf hin, dass es in erster Linie Aufgabe der Staaten ist, Angehörige religiöser Minderheiten zu schützen, einschliesslich des Rechts auf freie Religionsausübung.

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Philippe Fonjallaz
«Open Doors setzt sich seit 65 Jahren für das Recht der Christen ein, ihren Glauben frei zu leben und die Verfolgung anzuprangern, der sie in zu vielen Ländern der Welt ausgesetzt sind. Gewalt, sei es physisch oder psychisch, ist die schlimmste Form der Verfolgung. Wir begrüssen die Tatsache, dass die UNO das Ausmass dieses Problems nun offiziell anerkennt», sagt Philippe Fonjallaz, Direktor von Open Doors Schweiz. «Wir glauben jedoch, dass es nicht ausreicht, einen solchen Gedenktag auszurufen. Damit sich die Situation konkret ändert, müssen sich Regierungen und internationale Institutionen verbindlich dazu verpflichten, die Menschenrechte, einschliesslich des Rechts auf freie Glaubensausübung, zu verteidigen. Vergessen wir nicht, dass wir, wenn wir über Gewalt sprechen, von Frauen, Männern und Familien sprechen, die ganz konkret in ihrem Alltag davon betroffen sind und die in immer wiederkehrender Unsicherheit leben. Sie haben das Recht, unabhängig von ihrer Religion anerkannt zu werden, in Würde und ohne Angst vor dem, was sie am nächsten Tag erleiden könnten, zu leben.»

Zur Webseite:
Open Doors

Zum Thema:
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Datum: 21.08.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Open Doors

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