Das Laubhüttenfest
Sukkot – Erntedank auf Jüdisch
Während in christlichen Kirchen und Gemeinden im Herbst das Erntedankfest gefeiert wird, begehen jüdische Gemeinden Sukkot, das Laubhüttenfest. Auch dabei geht es um Dankbarkeit für Gottes Versorgen, doch Sukkot ist noch mehr.
Das volkstümlichste und fröhlichste Fest der Juden ist das Laubhüttenfest, auf Hebräisch Sukkot («Sukka» ist die Hütte). Juden in der ganzen Welt feiern es sieben Tage lang vom 15. bis 21. Tischri, also im September oder Oktober. Das Fest geht auf eine Anweisung Gottes in der Tora zurück. In 3. Mose, Kapitel 23, Verse 39-43 erhält das Volk Israel die Anweisung:
«So sollt ihr nun am fünfzehnten Tag des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes eingebracht habt, das Fest des Herrn halten, sieben Tage lang; am ersten Tag ist ein Feiertag und am achten Tag ist auch ein Feiertag. Ihr sollt aber am ersten Tag Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmenzweige und Zweige von dicht belaubten Bäumen und Bachweiden, und ihr sollt euch sieben Tage lang freuen vor dem Herrn, eurem Gott. Und so sollt ihr dem Herrn das Fest halten, sieben Tage lang im Jahr. Das soll eine ewige Ordnung sein für eure künftigen Geschlechter, dass ihr dieses im siebten Monat feiert. Sieben Tage lang sollt ihr in Laubhütten wohnen; alle Einheimischen in Israel sollen in Laubhütten wohnen, damit eure Nachkommen wissen, dass ich die Kinder Israels in Laubhütten wohnen liess, als ich sie aus dem Land Ägypten herausführte; ich, der Herr, bin euer Gott.»
Laubhütten
Im Zentrum des Laubhüttenfests stehen die Hütten. Lange vorher sammeln jüdische Familien dafür Äste, Zweige und Palmwedel, sie tragen Holz, Stroh, Matten und Planen zusammen und bauen daraus eine Sukka, eine Laubhütte. Das Besondere daran ist: Immer ist das Dach so löchrig, dass man die Sterne dadurch sehen kann. Während des einwöchigen Laubhüttenfests verbringen viele Familien den ganzen Tag in dieser Hütte. Die luftige Bauweise erinnert sie dabei daran, dass alles vergänglich ist, selbst ein Haus aus Stein, und dass Gott derjenige ist, der sie wirklich beschützt und versorgt. In Israel oder anderen warmen Regionen ist dies auch problemlos möglich. In kälteren Gegenden wird eben improvisiert: Entweder man trifft sich kürzer in den Hütten, zieht sich wärmer an oder stellt sie kurzerhand auf dem Balkon oder gar im Wohnzimmer auf. Die Idee ist ja gerade nicht, eine perfekte Hütte zu bauen, sondern zwanglos Zeit miteinander zu verbringen und sich dabei an Gottes Nähe zu freuen.
Ein Fest – drei Feste
Was von aussen wie ein Fest aussieht, sind in Wirklichkeit gleich drei. Während des oben beschriebenen Zeitraumes finden verschiedene Feste statt: Sukkot, das siebentägige Laubhüttenfest, dann Schemini Azeret, das am achten Tag als Abschlussfest gefeiert wird, und parallel dazu Simchat Tora, der Tag der Gesetzesfreude. Das Abschlussfest wird meist als Bestandteil des Laubhüttenfests gesehen. Die meisten Familien verbringen es noch in ihrer Sukka, vormittags gehen sie in die Synagoge zum Beten, dort wird dann das Buch «Prediger» gelesen und anschliessend beten sie für den Regen im kommenden Jahr. Das Gebet schliesst mit den Worten «Hoschana na» («Hilf bitte!»). Das Fest der Gesetzesfreude ist geprägt von einer fröhlichen Toralesung. Traditionell wird hierbei der letzte Abschnitt des 5. Buchs Mose gelesen und direkt wieder mit dem Anfang des 1. Buchs Mose begonnen. Oft werden die Torarollen in einer Prozession durch die Synagoge getragen, dazu wird gesungen und getanzt.
Symbolik
Wie viele jüdische Feste ist auch Sukkot von einer starken Symbolik geprägt. Alle drei Feste zusammen zusammen stehen für das Erinnern an die Befreiung aus Ägypten, den Dank für das Versorgen Gottes und das Vertrauen, dass er auch in Zukunft geben wird, was nötig ist. Und alles zusammen wird eingerahmt von einem tiefen Bezug auf Gottes Wort. So ist das Laubhüttenfest eine Art Erntedank und gleichzeitig mehr. Juden, die dieses Fest feiern, erleben Gott eine ganze Woche lang. Frei nach dem Motto: «Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist und zeltet dabei mit ihm».
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet