Ökumene der Märtyrer
Christen und Jesiden entdecken Gemeinsamkeiten
Es ist längst aufgefallen, dass Jesiden in Syrien und Irak ebenso heftig vom IS bekämpft werden wie die Christen. Bei allen Unterschieden gibt es zwischen den beiden Religionen auch Gemeinsamkeiten. Ein Grund, dass Jesiden in Europa bereits den Kontakt zu Kirchgemeinden suchten.
Die Jesiden seien wie die Drusen und Mandäer eine der drei nahöstlichen Mischreligionen mit altorientalischen, frühchristlichen und islamischen Elementen, wie der Orientalist und Publizist Heinz Gstrein auf Anfrage feststellt. Zur Verwandtschaft mit dem Christentum schreibt er: «Bei den Jesiden finden sich auch Spuren von Einflüssen des ostsyrischen Christentums, so die Anschauung von einem 'Seelenschlaf' zwischen Tod und Jüngstem Gericht oder die Siebenzahl der Mysterien (Sakramente).» Manche Religionswissenschafter stellten die Jesiden daher in ihrem Verhältnis zur Kirche auf eine ähnliche Stufe mit Mormonen oder Zeugen Jehovas. In Kurdistan habe es in den 1890er-Jahren auch enge Kontakte zu den aramäischen Christen gegeben.Unerwartete Solidarität eines griechisch-orthodoxen Bischofs
Die Jesiden und ihr Hintergrund
Zum Hintergrund und zur Geschichte der Jesiden schreibt der Orientwissenschafter Gstrein: «Die Jesiden sind ihrer Herkunft nach Kurden, die ihre alte, vorislamische zarathustrische Religion bewahrt haben. Diese war durch den Gegensatz eines Lichtgottes und des bösen Herrschers der Finsternis gekennzeichnet. Dieser 'Dualismus' wurde später unter dem Einfluss der islamischen Mystik monotheistisch zu einem allmächtigen Gott und seinem Widersacher als dem gefallenen Engel 'Melek Taus' (Engel Pfau) gewandelt.
Die Jesiden lehnen jede Bekehrung Andersgläubiger ab, als Jesidi wird man nur von einer jesidischen Mutter geboren. Kontakte zwischen amerikanischen und Schweizer Missionaren des 19. Jahrhunderts und den Jesiden im Osmanischen und Persischen Reich haben daher auch zu keinen Bekehrungen geführt, sehr wohl aber zur Bekanntmachung ihrer Glaubenswelt und ihres religiösen Brauchtums beigetragen. Die Jesiden waren immer wieder Verfolgungen durch ihre islamische Umwelt ausgesetzt, besonders im 19. Jahrhundert und jetzt wieder durch den Islamischen Staat (IS)».
Auf der Suche nach Kontakten
Als Flüchtlinge in Europa suchten einige Jesiden jetzt Kontakt zu christlichen, besonders evangelischen Gemeinden, zum Beispiel im westfälischen Senden. Dort finden sogar gemeinsame Wortgottesdienste mit Einbezug jesidischer Gebete und mit Fürbitten für die verfolgten Christen und Jesiden im Irak statt.
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet