Bistumssprecher von Chur
«Wir können von Freikirchlern einiges lernen»
Die Pfarrei-Initiative wirbelt bei den Katholiken viel Sand auf. Dabei sollte mehr über Gott als über die Kirche diskutiert werden, findet Giuseppe Gracia.
Die Initianten der Pfarrei-Initiative fordern Reformen, weil die Realität im Kirchenalltag längst nicht mehr den Vorschriften der Kirchenleitung entspreche. So würden Andersgläubige die Kommunion erhalten, Laien predigen und wiederverheiratete Paare gesegnet. Mit der Initiative wollen vor allem Seelsorger die heute bewährte Praxis darlegen, damit erkannt werden könne, wo Ausnahmen und Ungehorsam zur Regel geworden seien.Kaum verwunderlich: Die Bischöfe lehnen die Initiative mehrheitlich ab. Der Churer Bischof Vitus Huonder hat den Unterstützern der Initiative sogar dienstliche Konsequenzen angekündigt. Wer die in einigen Teilen der kirchlichen Lehre widersprechende Initiative unterschrieben habe, dem würden in Zukunft kirchliche Ämter verweigert. Die Befürworter wurden zudem aufgefordert, ihre Beweggründe für die Unterstützung dieses Begehrens schriftlich darzulegen.
«Es wird zu wenig über Gott diskutiert»
«Bei uns wird viel zu viel um Institutionen und Strukturen diskutiert und zu wenig über Jesus, Sinn und Gott», beklagt Giuseppe Gracia, Sprecher des Bistums Chur. Er ist überzeugt, dass gerade dies viele Gläubige abstosse. Demgegenüber würde der Glaube in den Freikirchen mit grossem Enthusiasmus gelebt, ohne andauernd die Kirche als Institution in den Fokus zu stellen. «Da können wir von den Freikirchlern einiges lernen.»
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Autor: Tobias Müller
Quelle: Livenet