Weihbischof nicht erwünscht

Sturmwolken über dem Bistum Chur

Steht das Bistum Chur vor einer Zerreissprobe, falls nun ein polarisierender Weihbischof gewählt wird? Die Vertreter der Kantonalkirchen des Bistums Chur befürchten eine Situation wie bei Wolfgang Haas in den 90er Jahren.

Die römisch-katholische Kirche wird von Bischöfen nach dem Kirchenrecht und nach päpstlichen Vorgaben geleitet. In den Schweizer Kantonen hat sie jedoch staatskirchenrechtliche Strukturen angenommen. Mit diesen demokratischen Elementen tut sie sich aber schwer. Es liegt Zündstoff in dieser Doppelstruktur. Das zeigt sich an den aktuellen Ereignissen im Bistum Chur.

Angebliche möchte Bischof Vitus Huonder den Generalvikar Dr. Martin Grichting als zweiten Weihbischof einzusetzen. Huonder hat sich kürzlich im Vatikan aufgehalten. Die Vertreter der Kantonalkirchen des Bistums Chur, die in der Biberbrugger Konferenz zusammengeschlossen sind, wehren sich nun dagegen.

Kirchgemeinden schwächen?

Schon gegen die Ernennung von Herrn Grichting als Generalvikar habe man Bedenken angemeldet, schrieb die Biberbrugger Konferenz in einer Medienmitteilung am 20. Juli. Man habe darauf hingewiesen, «dass eine Person, die polarisiert, sich nicht eigne für eine Spitzenfunktion in der Kirchenleitung».

Grichting sei nicht der richtige Mann. «Immer wieder hat sich dieser Kandidat gegen unsere staatskirchenrechtlichen Strukturen ausgesprochen mit dem Ziel, die Kirchgemeinden und die Kantonalkirchen ihrer Funktionen, insbesondere der finanziellen, zu berauben. Die im Kirchenvolk tief verankerte demokratische Mitsprache und Mitentscheidung der Laien in kirchlichen Belangen ist Herrn Grichting offenkundig ein Dorn im Auge.»

Warnung vor Zerreissprobe

Auch bei den Priestern würde er auf grossen Widerstand treffen, schreiben die Vertreter der Kantonalkirchen. Das Bistum brauche derzeit keinen zweiten Weihbischof; für das Amt komme «ausschliesslich jemand in Frage, der vermittelt und Brücken baut». Eine Bischofsweihe Grichtings würde das Bistum Chur einer «erneuten, äusserst ernsten Zerreissprobe» aussetzen.

Erinnert wird damit an die Ernennung von Wolfgang Haas im Jahre 1988 zum Weihbischof und später zum Bischof. «Wir sehen sehr negative Folgen für die ganze katholische Kirche in der Schweiz voraus.» Bischof Huonder wird ersucht, alle Bemühungen in Rom zu stoppen und die Frage im Bistum zu beraten.

Innerschweizer fürchten Verhängnis

Die fünf Dekane der Urschweiz haben am 21. Juli nachgedoppelt. In einer Stellungnahme äusserten sie die Befürchtung, eine solche Ernennung könnte das Bistum Chur «in eine neue tiefe Krise» führen. «Der Widerstand gegen Martin Grichting war und ist im ganzen Bistum ausserordentlich gross, was immer wieder zum Ausdruck gebracht wurde.» Bischof Huonder wird ersucht, «diesen verhängnisvollen Schritt zu verhindern».

Der erste Weihbischof, den der Bischof von Chur für Zürich einsetzte, Marian Eleganti, hatte weder im Kanton gelebt noch als Pfarreipriester Erfahrung gesammelt.

Zum Thema:
Die Website des Bistums Chur

Datum: 25.07.2010
Quelle: Livenet / Kipa

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