«Nicht überraschend»

Ex-Kirchenpräsident Locher verlässt die Kirche

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Gottfried Locher (Bild: Jesus.ch-Print)
Der frühere Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), Gottfried Locher, ist aus der Kirche ausgetreten. Der 56-Jährige hatte sein Amt Ende Mai 2020 niedergelegt, nachdem Vorwürfe gegen ihn laut geworden waren.

Danach soll er in den Jahren 2011 bis 2013 «Grenzverletzungen» gegenüber einer ehemaligen Angestellten der Kirche begangen haben. Später berichtete die Neue Zürcher Zeitung, dass es weitere Frauen gegeben haben soll, die Locher unter Druck gesetzt habe, um sich ihnen «ungebührlich zu nähern». Von 2015 bis Juni 2020 war Locher zudem geschäftsführender Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE).

«Bruch mit der Kirche»

Wie die Basler Zeitung am 29. März berichtet, hat der Theologe nun ganz mit seiner Glaubensgemeinschaft gebrochen. Er habe sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und wolle sich zu seinem Austritt nicht äussern.

Die jetzige Präsidentin der EKS, Rita Famos (Zürich), erklärte, dass Locher sie nicht über den Austritt informiert habe. Dieser Schritt sei ein «Bruch mit der Kirche». Wie dazu EKS-Sprecher Dominic Wägli erläuterte, endet damit auch der Anspruch Lochers, für die Kirche als Pfarrer tätig zu sein.

Nach Wäglis Worten kommt der Austritt Lochers nicht überraschend. Dieser habe sich ganz aus dem kirchlichen Leben zurückgezogen. Wägli: «Alle Versuche, mit ihm in Kontakt zu treten, lehnte er ab.» Die EKS-Synode habe eine Untersuchungskommission damit beauftragt, den Fall aufzuarbeiten. Die Kommission habe ein Jahr später festgestellt, es liege ein «Missbrauch» einer Mitarbeiterin durch Locher vor, «wodurch sie in ihrer sexuellen, psychischen und spirituellen Integrität verletzt wurde». In der Untersuchung verweigerte Locher jegliche Aussage.

Lochers Ehefrau kritisiert «Scheinjustiz»

Im September 2021 wandte sich Lochers Ehefrau Barbara in einem Offenen Brief an Mitglieder der Kirchensynode. Darin warf sie dem EKS-Rat vor, gegen ihren Mann einen Schauprozess geführt zu haben: «Am Rechtsstaat vorbei haben Sie Ihre eigene Scheinjustiz installiert – ohne Strafanzeige, ohne Strafverfahren, ohne Rechtsmittel.»

Für die Evangelisch-reformierte Kirche ist der Fall nicht abgeschlossen. Eine der betroffenen Frauen stellt finanzielle Forderungen. Laut EKS-Sprecher Wägli werden diese momentan juristisch abgeklärt.

In der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, dem früheren Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund, sind 25 reformierte Landeskirchen und die Evangelisch-methodistische Kirche mit zusammen 1,57 Millionen Mitgliedern zusammengeschlossen. Das sind 18,3 Prozent der 8,6 Millionen Schweizer.

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Datum: 29.03.2022
Quelle: idea Deutschland

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