Reformierte Kirche Schweiz
Untersuchungsbericht bestätigt Übergriffe von Gottfried Locher
Nun sind die Untersuchungsergebnisse im Fall Locher bekannt: Dass der frühere Ratspräsident eine Mitarbeitende in ihrer sexuellen, psychischen und spirituellen Integrität verletzt hat, sei glaubwürdig belegt worden. Dies gab die Evangelisch-reformierte Kirche heute bekannt.
Alle Elemente aus den unzähligen Anhörungen deuteten «in dieselbe Richtung», heisst es in dem Bericht. Die Aufarbeitung des Falls erfolgte im Rahmen einer administrativen Untersuchung, welche Kosten von rund 400'000 Franken verursachte und nun zuhanden der Synode verabschiedet wurde. «Diese Ereignisse haben unsere Institution erschüttert», betonte die heutige EKS-Präsidentin Rita Famos an der Medienkonferenz in Bern. Deshalb sei dem Rat wichtig gewesen, die Hintergründe genau zu untersuchen und nichts zu vertuschen.
Gottfried Locher völlig abgetaucht
Gottfried Locher verweigerte seit seinem Rücktritt Ende Mai 2020 (Livenet berichtete) jegliches Gespräch mit der externen Anwaltskanzlei, welche die Untersuchung durchführte. Marie-Claude Ischer, die Präsidentin der nichtständigen Untersuchungskommission, bezeichnete diese Tatsache als «inakzeptabel». Locher habe zu keinem Zeitpunkt auf Anfragen reagiert oder selbst Kontakt aufgenommen, weder mit der Anwaltskanzlei noch sonst mit jemandem. Über eine Anwältin habe Locher jedoch grossen Druck auf den Rat ausgeübt, was Marie-Claude Ischer scharf verurteilte.
Im Bericht ist die Rede von Missbrauch, Mobbing und Belästigungen, die unter Locher vorgefallen sind. Um künftig ähnliche Vorkommnisse zu verhindern, empfiehlt die nichtständige Untersuchungskommission 17 konkrete Massnahmen. Es handelt sich dabei unter anderem um institutionelle, rechtliche und finanzielle Veränderungsvorschläge.
«Glaubwürdigkeit der EKS hat gelitten»
Die heutige Ratspräsidentin Rita Famos machte an der Medienkonferenz in Bern keinen Hehl daraus, dass die Glaubwürdigkeit der EKS gelitten habe. Sie sei aber froh, dass die Beschwerde sorgfältig und professionell aufgearbeitet wurde und man sich die nötige Zeit dafür genommen hat. «Die persönlichen Schicksale hinter den Ereignissen sind sehr bedauernswert», so Famos weiter. «Wir entschuldigen uns bei der Beschwerdeführerin für das erfahrene Leid. Es ist unsere Pflicht, den Schutz und das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden zu gewährleisten und wir wollen alles unternehmen, um solche Ereignisse in Zukunft zu verhindern.»
Der Untersuchungsbericht geht in diesen Tagen an die Mitglieder der Synode, welche Anfang September darüber zu befinden haben.
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Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet