Versorgung der Kriegsflüchtlinge
Kirchen leisten massgeblichen Beitrag
Seit einem Monat herrscht Krieg in der Ukraine und praktisch ebenso lange leisten zahlreiche Organisationen und Privatpersonen auch in der Schweiz und in Deutschland einen enormen Effort, um Flüchtende zu unterstützen.
Die Schweizerische Evangelische Allianz SEA-RES koordiniert mit einer Taskforce die Hilfsaktivitäten der Organisationen und Kirchen in ihrem Netzwerk. Diese haben im Kriegsgebiet und umliegenden Ländern rund 100'000 ukrainische Flüchtlinge unterbringen oder versorgen können. Und in der Schweiz wurden bereits 700 Personen in privaten Haushalten untergebracht.
100'000 Menschen vor Ort geholfen
Diverse mit der Schweizerischen Evangelischen Allianz verbundene Organisationen waren schon vor Kriegsausbruch in Osteuropa tätig und gut vernetzt und konnten so umgehend auf die Krisensituation reagieren. Nach einem Monat wird das verheerende Ausmass des Kriegs nicht nur in der Ukraine augenscheinlich. Auch in den Ländern, welche die Flüchtenden aufnehmen, sind die Herausforderungen riesig, insbesondere in den Nachbarländern. Heute sind 13 Organisationen aus dem Netzwerk der SEA-RES vor Ort tätig. Sie konnten bisher rund 100'000 Personen mit Unterstützung erreichen – sei es durch Unterbringung, Mahlzeiten, Hilfsgüter oder Transporte. Marc Jost, Generalsekretär SEA-RES, betont: «Neben dieser äusserst wichtigen Nothilfe sind unsere Partner auch in der Betreuung und Begleitung der verletzlichsten Menschen tätig. So gibt es besonders kinderfreundliche Angebote und es stehen Fachleute zur Begleitung von traumatisierten Personen zur Verfügung.»
Einsatz in der Schweiz
Parallel dazu haben viele lokale Kirchen in der Schweiz damit begonnen, ihre Räumlichkeiten, die unter der Woche teils unbenutzt sind, als Unterkunft für geflüchtete Menschen zu öffnen und anderweitige Unterstützung zu organisieren. Ausgehend von einer Initiative aus der Ostschweiz wird ein Grossteil dieses kirchlichen Engagements nun über die Plattform kirchen-helfen.ch koordiniert. Diese vereint und vernetzt bis jetzt rund 90 Kirchen, 650 private Haushalte mit über 2200 Schlafgelegenheiten (Livenet berichtete). Seit Ausbruch des Kriegs hat das Netzwerk 700 Geflüchteten Unterkunft gegeben und erwartet, dass bis Anfang April 1000 Menschen vermittelt sein werden.
Mitinitiator Paul Bruderer sagt dazu: «Manche Zufluchtsuchende aus der Ukraine kommen mit nur zwei Plastiktüten Gepäck hier an. Ihnen zu begegnen und in die Augen zu schauen, ist herzzerreissend und sollte unser aller Erbarmen wecken! Wir sehen unseren Auftrag darin, diesen Menschen eine sichere Zuflucht vor dem Krieg zu bieten und zu beten, dass sie bald wieder in ihre Heimat zurückkehren dürfen.»
Hand in Hand mit den Behörden
Die von der SEA-RES Anfang März eingesetzte und von ihrem interkulturellen Beauftragten Egzon Shala geleitete Taskforce stellt die Schnittstelle zur Hilfe in der Krisenregion sicher und stimmt die Hilfsangebote in der Schweiz aufeinander ab. Zudem steht sie im engen Kontakt mit dem Staatssekretariat für Migration (SEM), das die privaten und kirchlichen Initiativen sehr schätzt und neben der staatlichen Hilfe als unabdingbar zur Bewältigung des Flüchtlingsstroms erachtet.
Weiter haben die SEA-RES und ihre Partner praktische Leitfäden zu Fragen der Betreuung, Begleitung und privaten Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine erarbeitet. Ihre Beratungsstelle für Integrations- und Religionsfragen (BIR) bietet Kirchen und Privatpersonen, die geflüchtete Menschen aufnehmen möchten, rechtliche Auskünfte zu Fragen rund um Asyl und Flucht an. Die BIR auch im Kontakt mit der Schweizerischen Flüchtlingshilfe zur Koordination und Absprache, die ihrerseits bisher 1300 Personen privat untergebracht hat.
Diese und weitere Informationen, Anlaufstellen, Hilfs- und Spendenmöglichkeiten aus dem SEA-Netzwerk im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg werden auf der Plattform Flüchtlingen helfen laufend aktualisiert und ergänzt.
Hilfe in Deutschland
Auch in Deutschland sind Kirchen und Organisationen im ständigen Einsatz für die Flüchtlinge aus der Ukraine. So etwa die christliche Organisation Samaritan’s Purse, die seit Kriegsbeginn bereits 185 Tonnen an Hilfsgütern in die Ukraine und Grenzregionen gebracht hat, darunter auch ein Notfallkrankenhaus, das am Stadtrand von Lwiw betrieben wird.
In Zusammenarbeit mit einer Kölner Kirchengemeinde wurde bislang über 650 Geflüchteten der sichere Transit aus der Ukraine nach Deutschland ermöglicht. Für die Unterbringung steht man im engen Kontakt mit einer benachbarten Füchtlingsunterkunft. Weitere 34 Kirchgemeinden haben zudem bis zu 2‘500 Hoffnungsrucksäcke an ankommende Flüchtlinge verteilt, die von Samaritan’s Purse bereitgestellt wurden. Die Rucksäcke enthalten Hygieneartikel, Süßigkeiten und Spielzeug für Kinder sowie praktische Dinge wie Isolierkanne, Powerbank und eine Decke.
Zum Thema:
Flüchtende in heiligen Räumen: «Jetzt braucht es offene Kirchen!»
Spendenaktion in Langenthal: Gemeinsam für die Menschen aus der Ukraine
Ukraine: Was können wir schon tun?
Quelle: SEA / Samaritan's Purse