Zwischenruf
Medienlandschaft – Die Krise als Chance
Sparmassnahmen, Entlassungen, Kritik... Die Medienschaffenden sprechen selbst von einer Krise der Medien. Trotz knappen Ressourcen gäbe es aber Luft nach oben.
Spüren Sie auch manchmal das frustrierende Gefühl? Immer wieder dieselbe Meldung, dasselbe Thema bis zum Überdruss bearbeitet. Und was man gerne wissen möchte, erfährt man doch nicht.
Das hat Folgen. Neue Geschäftsmodelle buhlen um neue Konsumentinnen und Leser. Man verspricht, sich vom allgemeinen Medienmainstream abzuheben. Siehe die Republik, die WOZ oder Die Weltwoche. Solche Medien wollen das Interesse von Mediennutzern ansprechen, die einen Mehrwert suchen, oder einfach auch eine alternative Sichtweise, und sei es das pure Gegenteil vom «Mainstream».
Was wir uns von den Medien wünschen würden
Doch genügt das? Viele von uns suchen in den Medien nicht nur Unterhaltung, nicht nur Nachrichten im Agenturstil, nicht nur 08/15-Kommentare oder oberflächlichen Hintergrund aus dem Archiv, nicht nur Empörungsjournalismus, sondern Anstösse zum Weiterdenken und neue Einsichten. Sie wollen zum Beispiel nicht nur die Probleme eines Landes ausgebreitet erhalten, sondern auch Gegenakzente.
In einer Krise gibt es oft mehr als nur trübe Infos, es gibt auch Lichtblicke, Menschen, die der Krise zu trotzen wissen. Etwas über solche Menschen oder Projekte zu erfahren, wäre oft mehr als die depressiv stimmenden Bad News. Dafür hat sich die Gattung «konstruktiver Journalismus» etabliert, leider merkt man davon noch zu wenig.
Nicht nur Vordergründiges und Naheliegendes
Es ist richtig, dass gerade der Bereich International bei vielen Zeitungen sowie Radio und Fernsehen ziemlich zusammengestrichen wurde. Korrespondenten müssen daher mehr und schneller arbeiten und haben weniger Zeit für Recherche und damit auch Hintergrundarbeit. Oft muss ein einziges Interview für einen längeren, manchmal langfädigen Bericht herhalten, um die Lage in einem Land zu beschreiben. Eine alternative Sicht fehlt dann. Beispiele dazu liefert öfters Radio SRF. Das hat zur Folge, dass ein Land oft nur dann ein Thema ist, wenn es Probleme gibt. Dass Probleme auch mal überwunden oder gelöst werden, ist dann keine Nachricht oder Analyse mehr wert.
Auch positive Veränderungen wahrnehmen
Livenet hat sich das Ziel gesetzt, zum Beispiel nicht nur Nachrichten über Christenverfolgungen zu bringen, die es ja leider in sehr vielen Ländern gibt, sondern auch eine Nachricht, wenn es in einem Land besser wird. So hat Livenet-Korrespondent Heinz Gstrein zum Beispiel als einer der ersten auf Livenet über die Verbesserungen für die Christen und die Religionsfreiheit im Sudan berichtet. Oder über die Berufung eines Christen zum Polizeichef von Indonesien, trotz wütendem Protest islamistischer Organisationen.
Der Mut, zu seiner Überzeugung zu stehen
Die politische Korrektheit scheint es vielen Medienschaffenden zu gebieten, immer auch die Gegenseite zu einer Meinungsäusserung oder zu innovativen Vorschlägen zu bringen. Dies führt in der Schweiz dazu, dass immer wieder die Polparteien zum Zug kommen, weil sie Nein zu Veränderungsvorschlägen sagen oder sie ihnen zu wenig sind. Der Medienwissenschafter Bernhard Pörksen hat im letzten Fachmagazin «Schweizer Journalist» dazu aufgerufen, gegensätzliche Meinungen, die oft nur ideologisch begründet sind, nicht unnötig aufzuwerten.
Christlicher Journalismus ist anderseits in der Pflicht, nicht nur schöne News zu bringen, sondern wo nötig auch kritische Dinge in den Reihen der christlichen Kirchen und Organisationen zu thematisieren. Beispiel dazu lieferten kürzlich Hamed Abdel-Samad und Sam Urech mit ihren Kommentaren zur (unchristlichen) Polemik der frommen Impfgegner.
Zum Thema:
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet