Musik-Bibelschule
Gitarre, Glaube und Gemeinschaft
Ein Knäuel dynamischer Jungkünstler musiziert und haust an einem idyllischen Ort mit viel Grün rundum. So wird in der «SchallWerkStadt» nicht nur an musikalischen Fähigkeiten geschliffen, sondern auch Sozialkompetenzen ausgebildet, und dies alles mit einem deftigen Schuss Theologie.
Die SchallWerkStadt liegt im deutschen Holzen, nahe bei Lörrach. Der Begriff weist auf die praktische Ausrichtung der Musikakademie hin: SCHALL – entdecke dein musikalisches Potential, WERK – setze dieses unter fachkundiger Anleitung frei und STADT – lebe deine Gaben gesellschafts- und gemeinderelevant aus.Die Studenten füllen ihren Lebensrucksack mit Tools aus Musik, Theologie und der Lebensschule. Nicht nur die persönlichen Hintergründe sind unterschiedlich, auch geografisch waren bereits beispielsweise Deutschland, Österreich, die Schweiz, Belgien und Paraguay vertreten.
So unterschiedlich die Herkunft ist, sind auch die Zukunftswege, wohin es die Studenten zieht. Jedoch eines scheint bei allen gemeinsam: «Was bei allen bleibt, ist die Liebe zu Gott, zu der Musik und zu ihren Mitmenschen», so erklärt Marc Eglès, Leiter für Öffentlichkeitsarbeit.
Aktuelle Töne im Gewächshaus
In der Musik-Bibelschule geben sich auch regelmässig prominente Musiker und Gastdozenten zu Konzerten und Workshops die Türklinke in die Hand, wie beispielsweise Johannes Falk, Lothar Kosse oder die Outbreakband. Und was das Ganze mit Konzerten auf dem Wasser mit einem alten Kutter zu tun hat, verrät uns das Interview.
Livenet führte das Gespräch mit Marc Eglès. Er unterrichtet auch das Fach «Songwriting».
Wie würden Sie die Geschichte der SchallWerkStadt
zusammenfassen?
Marc Eglès: Die SchallWerkStadt (SWS) wurde 2011
gegründet. Unser Herz schlägt seither für Künstler, die im Glauben und in ihrer
Persönlichkeit wachsen möchten und künstlerisch/musikalisch evtl. nicht den
Rückhalt in ihrer Gemeinde finden. Für sie ist die SWS eine Art Gewächshaus.
Unsere drei Ausbildungsprogramme Modern Music, Music Production und Music
Business bilden dabei einen kleinen Mikrokosmos der echten Musikwelt ab.
Studenten erschaffen Musik, proben, machen Aufnahmen und gehen in ihrer
Studienzeit regelmässig auf Einsätze, um das Erlernte anzuwenden. In den letzten
sieben Jahren haben 120 Studenten unser praxisnahes Ausbildungsprogram
durchlaufen. Es ist also eine grössenmässig überschaubare Institution, die den
Raum für persönlichen Wachstum bietet. Die enge Zusammenarbeit mit dem Janz Tonstudio
in Kandern ermöglicht Studenten zudem Produktionsmöglichkeiten in einem hochmodernen
Tonstudio.
Welche Instrumente und Ausbildungs-Tracks sind am
meisten gefragt und weshalb?
Am meisten zieht das
Ausbildungsprogramm Modern Music (MM). Hier gehts «Hands on» um das Erschaffen
von Musik. Innerhalb dieses Zweigs können sich die Studenten spezialisieren:
Gitarre, Gesang, Keyboard, Bass, Drums, Songwriting und Lobpreisleitung. Da die
Modern Music-Studenten auch in Bands eingeteilt und gleichzeitig individuell an
ihrem Instrument ausgebildet werden, ist dieses Programm sehr praxisnah
ausgelegt. Zum Studienprogramm MM gehören unter anderem sechs Stunden individuelle
Übezeit pro Woche an ihrem Instrument, so dass sie auch in der Zeit nach der
SWS sich solide in unterschiedlichen Genres musikalisch ausdrücken können.
Weiterhin erwartet die Studenten theologische und persönlichkeitsbildende
Fächer wie z.B. Kirchenmusikgeschichte, Einführung Altes und Neues Testament,
geistliches Leben etc.
Wohin verschlägt es die Studenten nachher?
Unsere Absolventen
schlagen nach dem Jahr an der SWS unterschiedlichste Wege ein. Einige haben
sich bisher erfolgreich für weiterführende Musikhochschulen qualifiziert (z.B.
die Popakademie in Mannheim oder Institut für Musik der Hochschule Osnabrück),
andere studierten Musiktherapie, Logopädie oder soziale Arbeit. Was bei allen bleibt, ist die Liebe zu Gott, zu der Musik
und zu ihren Mitmenschen.
Eine ganz besondere Geschichte: Der Jahrgang von 2013/14 hat nach dem Studium an der SchallWerkStadt ein Netzwerk gegründet, das sogenannte «Vereint. Netzwerk». Sie führen regelmässig Workshops in Gemeinden oder auch Konzerte in unterschiedlichsten Locations durch. Im letzten Sommer sind sie als Crew eines alten Kutters in der Ostsee mitgesegelt und haben abends in unterschiedlichen Häfen vom Schiff aus Konzerte gespielt; ein grossartiges Projekt.
Welche Trends sehen Sie in der Musik und im Worship?
Es ist schön zu sehen,
dass die junge Generation sich nach langen und intensiven Zeiten der Anbetung
sehnt. Es ist ein neuer Hunger nach Gottes Gegenwart, seinem Reden und Wirken
entstanden. Als schwierig empfinden wir die oft zu kurz kommende Übertragung
auf das tägliche Leben. Wie kann sich Anbetung Gottes darin zeigen, wie ich
meinen Alltag lebe, mit meinem Mitmenschen umgehe, mich für Gottes Reich und seine
Gerechtigkeit auf Erden einsetze? Wie können wir verhindern, dass wir ein «Doppelleben»
führen: völlig hingegeben stundenlang «ich liebe dich» singen, aber im Alltag
über schwere Fragen oberflächlich hinweg gehen, weil uns die Tiefe und der Mut
fehlt, Gott wirklich in alle Lebensbereiche einzuladen?
Wie sehen Wirkungsfelder ausserhalb des Kirchen-Kuchens
aus?
Sehr beliebt sind zurzeit
Wohnzimmerkonzerte. Gerade für unsere Songwriting-Absolventen ist das eine
prima Möglichkeit, mit ihren eigenen Songs aufzutreten, ohne dass Veranstalter
eine teure Location buchen müssen. Diese Konzerte sind nahbar und bieten so
einen Rahmen, um Konzertbesucher mit ihren Songs und Stories persönlich zu
erreichen. Weitere Wirkungsfelder unserer aktuellen Studenten sind
gemeinnützige Dienste (Dorffeste, Hausaufgabenbetreuung für sozial
benachteiligte Kinder, Dienst in Altersheimen) oder Mitwirkung bei
Jugendveranstaltungen.
Haben Sie noch ein paar Tipps für Künstler und Musiker, die
sich bis jetzt noch nicht so getraut haben?
Nur Mut, einfach
anfangen! Aus unserer Erfahrung haben die «stilleren» Musiker oft mehr zu sagen
als diejenigen, die sehr selbstbewusst daherkommen. Fang an, Texte zu schreiben.
Überleg dir EIN Thema. Wähle deine Sprache «sensorisch» (also was du anfassen, sehen, schmecken, riechen kannst). Brainstorme, starte mit einer
einfachen Übung: Schreibe innerhalb von fünf Minuten (keine Sekunde länger!) alles
auf zum Thema «Der Wecker klingelt am Morgen». Vielleicht ergeben sich so
interessante Ideen für einen neuen Song? (Buchtipp: «Songwriting Without
Boundaries» von Pat Pattinson)
Zum Ausklingen noch eine Kernaussage aus der Vision der SchallWerkStadt: Wir glauben, christliche Künstler und Musiker sind gefordert, wieder deutlich zu machen, dass Christsein alle Bereiche des Lebens umfasst. Sie sollen bereit sein, die Kulturlandschaft mit Wertvorstellungen zu prägen, die sie aus der Bibel und einer lebendigen Beziehung zu Gott und zu seiner Gemeinde schöpfen.
Folge-Projekt ehemaliger Studenten:
Weitere Infos:
Das neue Studienjahr beginnt am 18. September. Noch kann man sich dafür auf der Webseite bewerben.
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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet