Schallwerkstadt
Mehr als Schall und Rauch für seine Majestät
Marc Eglès sieht sich als Goldsucher. Er ist verantwortlich für Bewerbungen der Studierenden an der «SchallWerkStadt» (SWS) in Kandern (D), nahe Lörrach. Diese Akademie für christliche Musiker möchte das Potential der Studenten freisetzen. Wir unterhielten uns mit Marc Eglès über Gott, die Welt und den Schall. Livenet: Marc Eglès, eine Bäckerei produziert Brot, ein Maurer baut Häuser – stellt die Schallwerkstadt in dem Fall Schall her?
Marc Eglès: Ja, und zwar in Form von Musik. Dabei haben wir nicht nur die Musikschaffenden im Auge, sondern auch diejenigen, die Musik in der bestmöglichen Art und Weise herstellen, abmischen und am Ende vermarkten. «Modern Music Ministry» ist einer von drei Studiengängen. Die Schwerpunkte bilden sowohl die klassischen Bandinstrumente – Gesang, Gitarre, Bass, Drums und Keyboard –, als auch Songwriting und Lobpreisleitung. Die beiden anderen Studiengänge sind «Music Production Ministry», das Arbeiten im Tonstudio beziehungsweise hinter der Live-Konsole, und «Music Business Ministry», Künstlerentwickling, Marketing und Vertrieb. Das Anliegen der SWS geht weit über reine Wissensvermittlung hinaus. Es ist ein Ort, wo junge Künstler reifen und der Wert von Gemeinschaft eine grosse Rolle spielt.
Das Wort beinhaltet auch eine «Stadt», wie sehen die Tage in der Schallwerkstadt aus?
Das Kompositum «SchallWerkStadt» soll in erster Linie als inhaltliche Richtungsweisung verstanden werden: Schall – Entdecke dein musikalisches Potential, Werk – Setze dieses unter fachkundiger Anleitung frei, und Stadt – Lebe deine Gaben gesellschafts- und gemeinderelevant aus. Der normale Studentenalltag variiert. Generell fangen die Unterrichtseinheiten um 08:30 Uhr an und enden am späten Nachmittag. Dann gibt es je nach Wochentag einen eher musiklastigen oder einen eher theologisch geprägten Tag. An einigen Tagen gibt es für die Studenten Unterrichtseinheiten an ihrem Instrument, Musiktheorie, Gehörbildung und Bandpraxis. Weiterhin setzen sich die Studenten mit Grundlagen des Alten und Neuen Testaments, Kirchenmusikgeschichte, ihrem persönlichen geistlichen Leben und mit Lobpreis auseinander. Wichtiger Bestandteil des SWS-Alltags bildet das Leben in der WG. Dort lernen sich die Studenten so richtig kennen und verbringen auch viel Zeit miteinander.
Was geschieht in der Ausbildung in der SWS?
Kurz gesagt: ganzheitliche Künstlerentwicklung im besten Sinne des Wortes. Das Schlüsselkonzept der SWS ist das Verbinden von musikalischen, spirituellen und persönlichkeitsfördernden Inhalten. Das eine kann nicht ohne das andere gedeihen, so unsere Überzeugung und unsere Arbeit. Wir vermitteln Wissen in mehreren Disziplinen. Dabei ist nicht nur Frontalunterricht entscheidend, sondern auch die Tatsache, das Erlernte durch eigenverantwortliches, regelmässiges Üben zu verstoffwechseln.
Geben SWS-Musiker während der Ausbildungszeit auch Konzerte – oder gibt es Einsätze oder eine Einsatztour?
Ja. Teil der Ausbildung ist das Erarbeiten eines Live-Sets unter Realbedingungen. Dazu gehört, dass unsere Bands Einsätze in kirchlichen Gemeinden oder anderen Konzertvenues bestreiten. Hierfür kann man uns während des Jahres gerne mal anfragen. Das SWS-Mitarbeiterteam kann interessierten Veranstaltern nach Möglichkeit und nach zeitlichen Ressourcen einen Einsatz vermitteln. Darüber hinaus gibt es immer mehr Ehemalige, die mit musikalischen Projekten und Bands auch nach der SWS aktiv sind.
Gibt es Bands, die sich auf der SWS kennengelernt haben und die nun zusammen unterwegs sind?
Ja, die gibt es. Eine davon ist beispielsweise die Band «Benaja». Sie machen deutschsprachigen Folk/Pop und haben soeben ihre erste EP veröffentlicht. Drummer Jakob und Songwriter/Sänger Benaja haben beide bei uns studiert. Bisher haben sie zwei Musikvideos veröffentlicht.
Danny Plett hat im letzten Jahr eine Deutschlandtour mit SWS-Absolventen bestritten. Daneben gibt es einige Songwriter, die in neuen Formationen oder als Solo-Artisten weitermachen, zum Beispiel Christine Pfeifle, Pascal Diederich, Andrea Hess, Sarah Rockt und viele mehr. Wir sind davon überzeugt, dass man auch von anderen noch hören wird.
Wie viele Personen haben bislang die SWS durchlaufen?
Seit dem Beginn der SWS im Jahr 2011 haben 80 Studenten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und Paraguay das Vollzeitprogramm durchlaufen... und es werden jährlich mehr.
Welches sind Ihre schönsten Erlebnisse an der SWS?
Das kann ich an einzelnen Dingen und Events nicht so genau festmachen. Generell gibt es einem ganz viel zurück, wenn wir das Jahr über feststellen, welche verborgenen Schätze in den Studenten zu Tage treten und wie die gleichen Personen am Ende des Jahres positiv verändert unsere Schule verlassen. Dies können geistliche, persönliche oder musikalische Durchbrüche der Studenten sein, oder auch Songs, die weite Kreise ausserhalb der SWS ziehen, Auftritte, Aufnahmen und so weiter.
In diesem Kontext seh ich mich persönlich als Goldsucher und ich bin gespannt, welche Goldnuggets Gott in Zukunft für uns bereithält.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet