40 Tage Fastenzeit
Raum schaffen für Gott
Fasten ist angesagt. Dass es beim Fastengedanken zunächst aber nicht um eine gute Figur oder die Umwelt geht, ist oft kaum präsent.
Heute wird aus vielen Gründen gefastet: Gegen den Konsum (Verzicht auf Fleisch, Süssigkeiten etc.), für einen attraktiven und gesunden Körper, für mehr Ruhe und Selbstkonzentration (Fernseh- und Handy-Fasten) oder für die Umwelt (Autofasten, CO2-Vermeidung). – Fasten scheint die Antwort auf viele Probleme des Menschen zu sein.
Seit kurzem boomt das sogenannte Intervallfasten, ein Verzicht auf Nahrung über 16 Stunden eines Tages oder aber komplett für einen oder zwei ganze Tage einer Woche. Es gilt als besonders effektiv, um abzunehmen.
Fasten vor der Taufe und als Zeichen der Umkehr
In unseren Breiten ist Fasten, also der teilweise oder gesamte Verzicht auf Nahrung, selten religiös motiviert. Demgegenüber erwähnt das christliche Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) das Fasten über 40 Tage aus verschiedenen Gründen: Gefastet wurde, um sich auf eine Taufe vorzubereiten, als Zeichen der Umkehr und Busse oder während einer Zeit der Besinnung. Erst später wurde die 40-tägige Fastenzeit vor dem Osterfest üblich, die mit dem Aschermittwoch beginnt.
Aus der Beziehung zum Vater im Himmel
Die Bibel berichtet, dass auch Jesus fastete: «Vierzig Tage war er, vom Geist geführt, in der Wüste und wurde vom Teufel versucht. Während jener ganzen Zeit ass er nichts, so dass er am Ende sehr hungrig war.» (Die Bibel, Lukas-Evangelium, Kapitel 4, Vers 2)
Bemerkenswert ist der Hinweis, dass Jesus bei seinem Fasten von Gottes Geist geleitet wurde. Es war für ihn keine fromme Übung, sondern das Fasten entstand aus seiner Beziehung zu seinem Vater im Himmel, aus dem Geist, der ihn führte.
Jesus fastete 40 Tage in der Wüste
Jesus hatte eine 40-tägige Fastenzeit in der Wüste, man würde heute sagen, er hatte eine Auszeit, bevor er in die Öffentlichkeit ging. Für Jesus ist diese Zeit nicht nur Verzicht, sondern bedeutet auch eine heftige Versuchung. Satan schlägt ihm vor: «Du bist doch der Sohn Gottes, mach' dir aus diesem Stein Brot!»
Satan will Jesus damit aus seiner Selbstbeschränkung herauslocken. In einem schwachen Moment, Jesus war hungrig und erschöpft, versucht er ihn dazu zu bringen, nicht wie ein Mensch zu leben, sondern seine göttlichen Möglichkeiten zu nutzen. Letztlich geht es hier nicht um das Brot, das Jesus aus einem Stein machen könnte. Es geht darum, ob Jesus daran festhält, als Mensch und in den Möglichkeiten eines Menschen zu leben, also seiner Mission treu zu bleiben.
Gegen das Übermass
Auch für Menschen in unserer Zeit ist Fasten vor allem eine Form der Selbstbeschränkung. Sie verzichten auf das, was sie zur Genüge und im Übermass haben, um so wieder zu sich und zu ihrer eigentlichen Bestimmung zu finden.
Von der Bibel wird Fasten vor allem als Übung gesehen, die das Beten unterstützt, als ein Weg der Vorbereitung oder als Hilfe, um eine Entscheidung zu treffen.
Es gilt der Leitsatz: Wer siegen will, der verzichtet
Vielleicht könnte man das Fasten des Christen auch so beschreiben: «Raum schaffen für Gott». Zu diesem Raum-Schaffen gehört Verzicht. Wer fastet kann erleben, dass der komplette oder teilweise Verzicht von Nahrung es viel leichter macht, zu beten und sich auf Gott auszurichten. Fasten hilft, sich zu fokussieren. Es mag für die, die das Fasten nicht kennen, schwer nachvollziehbar sein, aber, wer fastet, denkt klarer als der, der satt ist.
Der Lehrer Paulus vergleicht das Leben eines Christen mit dem eines Sportlers. Er betont, dass Verzicht wichtig ist, er spricht hier nicht ausdrücklich von Fasten. «Wer im Wettkampf siegen will, setzt dafür alles ein. Ein Athlet verzichtet auf vieles, um zu gewinnen.» (Die Bibel, erster Brief an die Korinther, Kapitel 9, Vers 25)
Es geht um das Leben
Paulus meint damit noch etwas viel Grundsätzlicheres, denn es geht ihm nicht um Fitness, sondern um das Leben: Wer seine Hand nicht frei macht, kann die Hand von Jesus nicht ergreifen. Und wer sein Leben nicht loslässt, bekommt nicht das neue Leben, das Jesus ihm schenken will.
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Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet