«Spiritual Care» wird wichtiger
Der Glaube ist bei körperlicher Heilung ein wichtiger Faktor
Der Glaube wirkt sich positiv auf das Befinden aus – dies belegt der Schweizer Arzt René Hefti in mehreren Studien. Ebenso wird die körperliche Heilung verbessert, wenn die spirituelle Ebene einbezogen wird. Zum Thema «Spiritual Care» (seit 2015 gibt es dazu einen Lehrstuhl an der Uni Zürich) organisiert Hefti, Leiter des Langenthaler Forschungsinstituts FISG, nun eine Tagung an der Uni Basel.
«Es geht darum, die verschiedenen Exponenten aus dem Bereich Spiritual Care aus der Schweiz zusammenzubringen», blickt René Hefti nach vorne. «Dieses Mal liegt der Fokus auf der Umsetzung der Spiritual-Care-Modelle. Über diese wurde bisher viel diskutiert. Es gibt verschiedene Ansätze und verschiedene Modelle. Nun wollen wir schauen, wie das in der Praxis umgesetzt wird.»Die Tagung «Spiritual Care im Gesundheitswesen», die am Samstag, 23. März 2019 in Basel durchgeführt wird, ist gesamtschweizerisch.
Hefti leitet in Langenthal das «Forschungsinstitut für Spiritualität und Gesundheit» (FISG), gleichzeitig wirkt er als ärztlicher Consultant, der in der Klinik SGM (ebenfalls in Langenthal) Patienten betreut, zudem ist er Dozent an der Uni Bern für psycho-soziale Medizin sowie an der Uni Basel für Spiritual Care.
In Spitälern angekommen
In der Klinik SGM in Langenthal ist dieses Thema seit vielen Jahren wichtig. «Ein Umsetzungsmodell ist jenes, welches wir hier an der Klinik seit vielen Jahren umsetzen: Es ist der ganzheitliche Ansatz unter Einschluss der Spiritualität.»
Im Waadtland und im Aargau wird nun ebenfalls daran gearbeitet. «Ein anderes Umsetzungsmodell gibt es in Lausanne am Universitätsspital. Dort versucht man, interdisziplinär zwischen Ärzten sowie Pflege und Seelsorge gemeinsame Projekte zu machen und zu schauen, wie man die Spiritualität in den Alltagsbetrieb eines so grossen Spitals integrieren kann. Und ganz neu ist im Spital in Aarau jemand zu 40 Prozent angestellt worden, um ein solches Spiritual-Care-Projekt aufzubauen.»
«Es hilft den Patienten»
In den letzten Jahren wurde erkannt, wie wichtig dieses Thema ist. «Man hat gemerkt, dass die Spiritualität auch im medizinischen Kontext relevant ist und dass es den Patienten hilft, Krankheitssituationen zu bewältigen.»
Beispielsweise könne es ein Belastungsfaktor für Patienten sein, wenn sie die Krankheit als Strafe empfinden. «Das erschwert unter Umständen den Heilungsprozess. Das hat man inzwischen in der Medizin festgestellt.» Wichtig sei das Thema verstärkt auch in der Palliativmedizin, «wo man festgestellt hat, dass man die existenziellen Fragen am Lebensende nicht ausklammern kann».
Forschungsprojekte in Langenthal
Der Zusammenhang zwischen Glaube und Gesundheit wird zudem konstant am FISG erforscht, verschiedene Studien werden erarbeitet. «Am Institut laufen bei uns im Moment zwei Forschungsprojekte», gibt René Hefti einen Einblick in die Forschungsarbeit. «Eines der Projekte geschieht in Kooperation mit der Universität Zürich. Es geht dabei um die Dankbarkeit bei psychiatrischen Patienten. Da hat man erkannt, dass die Dankbarkeit eine Ressource für Patienten ist. Es ist offenbar so, dass Menschen, die einen Glaubensbezug haben, im Schnitt dankbarer sind als jene, die das nicht haben. Das wollen wir noch genauer herausfinden.»
Stress-Studie in Langenthal
«Bei einer zweiten Studie geht es um den Stress-Level unserer Patienten. Uns interessiert, ob dieser ebenfalls über die religiöse Einstellung reguliert wird. Zum Beispiel, ob es ihnen besser gelingt, Krankheitssituationen zu bewältigen und den Stress-Level zu senken.»
Es handelt sich hierbei nicht um die erste Studie dieser Art. «In den USA gibt es bereits Studien, die zeigen, dass der Glaube die Stress-Bewältigung verbessern kann. Wir haben versucht, das bei unseren Patienten nachzuvollziehen.»
In der ersten Studie dieser Art in Langenthal wurden depressive Patienten standardisiert gestresst, mit einem Farb-Wörter-Test. «Wir stellten fest, dass jene, die religiöser sind, den Test besser bewältigen konnten.» Dies äusserte sich dadurch, «dass der Blutdruck weniger ansteigt, dass die Herzfrequenz ebenfalls weniger ansteigt und dass sie weniger Cortisol ausschütten. Also all diese Stress-Hormone und Stress-Parameter, die man messen kann.»
Hausärzte religiöser als gedacht
«Eine Untersuchung, die wir bereits abgeschlossen haben, ist, wie religiös Hausärzte sind. Man behauptet ja, dass Akademiker und Ärzte weniger religiös sind als die normale Bevölkerung und sie dieses Thema deshalb weniger interessiert.»
Nun habe man herausgefunden, dass dies nicht stimme. «Hausärzte sind im Durchschnitt relativ religiös und sie glauben, dass die Religiosität für ihre Patienten eine Rolle spielt.» Dies habe nicht unbedingt überrascht, sondern bestätigt, was vermutet wurde: «Nämlich dass Ärzte nicht weniger religiös sind als andere Menschen.»
Zur Webseite:
Forschungsinstitut für Spiritualität und Gesundheit
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet