Religiöse Orientierung

Was Schweizer Hausärzte glauben

Über die religiöse Orientierung von Ärzten gab es bisher in der Schweiz keine Untersuchungen. Im Rahmen von zwei Masterarbeiten konnten nun in den Kantonen Basel und Aargau erstmals Hausärzte befragt und Daten erhoben werden.

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René Hefti, Präsident Stiftung GRS und Leiter des FISG (Bild: zVg)
Die Hausärzte wurden telefonisch kontaktiert und erhielten einen Fragebogen zugeschickt, den sie auf Papier oder elektronisch ausfüllen konnten. Als unmittelbare «Belohnung» erhielten sie ihr «religiöses Profil» im Vergleich zur Schweizer Bevölkerung angezeigt. Nebst den Fragen zur religiösen Orientierung ging es auch um Fragen zum Einfluss von Spiritualität auf Gesundheit und Heilung, zum Einbezug von religiösen Aspekten in die eigene Praxis und zum Umgang mit ethischen Problemstellungen. 105 Hausärzte füllten den Fragebogen aus.

Religiöse Orientierung

77,7 Prozent der Hausärzte fühlten sich dem Christentum zugehörig, je 1,9 Prozent ordneten sich dem Judentum und dem Islam zu und 18,4 Prozent gaben an, dass sie keiner Religionsgemeinschaft angehören. Von den christlichen Hausärzten waren 37 Prozent katholisch, 57,5 Prozent evangelisch-reformiert und 5,5 Prozent evangelikal-freikirchlich. 7 Befragte machten keine Angaben. Dieses Profil entspricht der Verteilung der Denominationen in den Kantonen Basel (Stadt und Land) und Aargau.

Auf die Frage «Als wie religiös würden Sie sich bezeichnen» gaben 52 Prozent an, nicht bis wenig religiös zu sein, 27 Prozent bezeichneten sich als mässig religiös und 21 Prozent als ziemlich bis sehr religiös. Auf die Frage, ob sie an Gott oder etwas Göttliches glauben, antworteten 61,6 Prozent «ziemlich bis sehr», was darauf hinweist, dass viele an eine «transzendente Dimension» glauben, auch wenn sie sich nicht als religiös (und auch nicht als spirituell) bezeichnen.

Einfluss der Spiritualität auf Gesundheit und Heilung

Wie sehen die befragten Hausärzte laut Umfrage den Einfluss der Spiritualität auf die Gesundheit? Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse: 44,8 Prozent waren der Meinung, dass Religiosität und Spiritualität einen «starken bis sehr starken» Einfluss auf Gesundheit und Heilung haben. Nur 10,5 Prozent sahen einen geringen bis keinen Einfluss.

Dieses Ergebnis stimmt quantitativ mit dem «Transzendenzglauben» der Hausärztinnen und Hausärzte überein. Das bestätigte sich auch in der Korrelationsanalyse. Die Stärke des Zusammenhangs zwischen der Religiosität der Hausärzte und dem Ausmass des Einflusses, den sie auf Gesundheit und Heilung des Patienten sahen, korrelierte mit .409 hochsignifikant mit dem «Transzendenzglauben». Noch höher korrelierte die Selbstzuschreibung «religiös». Der Korrelationskoeffizient betrug hier .609.

Was denken Sie, wie stark Religion/Spiritualität die Gesundheit von Patienten beeinflusst?

 

 Häufigkeit

 Prozente

sehr stark
sehr
etwas
gering
gar nicht

Gesamt

9
38
47
8
3

105

 8.6
36.2
44.8
7.6
2.9

100.0

Tabelle 1  zeigt die Antwortverteilung bei der Frage nach dem Einfluss der Spiritualität.

In einer Anschlussfrage mussten die Hausärzte dazu Stellung nehmen, ob sie den Einfluss als positiv oder negativ beurteilten. 39,0 Prozent postulierten einen positiven Einfluss, nur 2,9 Prozent einen negativen und 56,2 Prozent waren der Meinung, dass der Einfluss auf die Gesundheit sowohl positiv wie auch negativ sein kann, was einer guten und differenzierten Wahrnehmung der Hausärzte entspricht.

Schlussfolgerungen

Erste Ergebnisse der Ärztebefragung zur «religiösen Orientierung» zeigen, dass sich Hausärztinnen und Hausärzte hinsichtlich ihrer Religiosität nicht wesentlich von der Normalbevölkerung unterscheiden. Zudem sehen 45 Prozent der Ärzte einen Einfluss von Religiosität und Spiritualität auf die Gesundheit ihrer Patienten, der in der Tendenz positiv ist, obwohl auch negative Einflüsse beobachtet werden können.

Der Verfasser der Dissertation, Dr. med. René Hefti, ist Leiter des Forschungsinstitutes für Spiritualität und Gesundheit, Ärztlicher Consultant der Klinik SGM Langenthal und Dozent für psychosoziale Medizin an der Universität Bern.

Diesen Artikel hat René Hefti für INSIST geschrieben. Weitere Informationen zum Magazin unter www.insist.ch.

Zur Webseite:
Forschungsinstitut für Spiritualität und Gesundheit FISG

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Datum: 19.04.2016
Autor: René Hefti
Quelle: Magazin INSIST

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