Sünde oder siebter Himmel?
Perspektiven einer evangelischen Sexualethik
Wie kann die Kirche zeitgemäss über Sexualität reden und welche Beiträge leistet die Theologie? Dieser Frage und vielen anderen rund um eine evangelische Sexualethik sind die Teilnehmenden der Herbst-Frauenkonferenz des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) am 23. Oktober 2018 in Bern nachgegangen.«Die Aktualität dieses Themas im kirchlichen Kontext ist unbestritten. Es betrifft und beschäftigt Frauen und Männer in unseren Kirchen», stellte die Präsidentin der SEK Frauenkonferenz, Sabine Scheuter, fest.
Sexualität lange mit Sünde gleichgesetzt
Denn in der christlichen Tradition wurde Sexualität lange mit Sünde gleichgesetzt und meist in enge Schranken verwiesen. Selten wurde sie als positive, lebensförderliche Kraft geschätzt und in den kirchlichen Diskursen als selbstverständlicher Teil des Lebens offen miteinbezogen.
Ruth Pfister, Ratsmitglied des Kirchenbundes, sagte in ihrem Grusswort: «Sexualität stellt eine Grunddimension menschlichen Lebens dar, die zu einer gelingenden Beziehungsgestaltung dazu gehören kann». Es müsse aber auch darum gehen, die konflikthaften Aspekte klar zu benennen: Wo in intimen Beziehungen die Freiwilligkeit oder der Respekt vor dem Gegenüber verletzt werden, da müssen sich auch die Kirchen für die Gefährdeten und Betroffenen einsetzen.
In Kirchen (zu) oft die Frage, was erlaubt ist und was nicht
Das Hauptreferat von Prof. Dr. Andrea Bieler stellte theologische Gedanken über das Begehren, guten und schlechten Sex und die Vielfalt der Geschlechter dar. Für die Professorin für Praktische Theologie an der Universität Basel «dominiert in den Kirchen beim Thema Sex nach wie vor ein Regulierungsdiskurs. Das heisst, es geht meist um die Frage, ob etwas erlaubt ist oder nicht. Wir fragen zu wenig danach, wie wir unser eigenes Verhalten eigentlich wahrnehmen. Die kirchliche Bildungsarbeit könnte hier die Funktion haben, Sexualität in ihrer Schönheit und ihrer Zwiespältigkeit besser wahrzunehmen», so Andrea Bieler.
Weitere aktuelle Themen zu Prostitution, #MeToo und Gender wurden im Rahmen von Workshops am Nachmittag diskutiert.
Zum Thema:
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Quelle: Livenet / SEK