Herausforderung Sexualität

Trotz Fehltritten: Du bist nicht disqualifiziert!

Für viele Menschen ist ihre Sexualität heute etwas Negatives. Stefan Badertscher glaubt, dass diese Leute Weggefährten brauchen, die sie begleiten und ermutigen.

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Stefan Badertscher
Stefan Badertscher hat ein offenes Ohr für Männer, welche in ihrer Sexualität herausgefordert sind. Er hat selbst erlebt, wie wichtig es ist, mit jemandem offen reden zu können.

Anteilnahme erfahren

Als junger Christ leistete Stefan Zivildienst in einer christlichen Organisation. Abends besuchte er regelmässig pornografische Seiten. «Ich hatte ein schlechtes Gewissen und Angst, dass mich jemand ertappen und blossstellen könnte. Ich fürchtete auch, das Firmennetzwerk zu gefährden.» Die Angst wurde immer schlimmer. Letztlich suchte er den IT-Verantwortlichen auf und bekannte sein Verhalten. Die Reaktion war für Stefan überraschend. «Plötzlich hatte er Tränen in den Augen und sagte, selbst unter diesem Problem gelitten zu haben.» Diese Anteilnahme und die anschliessende Unterstützung haben tiefe Spuren hinterlassen.

In seiner Gemeinde, aber auch durch seine Tätigkeit im Bereich Jugend des EGW-Gesamtwerks wenden sich oft Männer mit ihren Problemen an Stefan. Dabei stellt er fest: «Viele fühlen sich von Gott disqualifiziert. Fälschlicherweise glauben sie, dass Gott sie von sich wegschiebt.» Scham und Angst vor Ablehnung werden zu ihren ständigen Begleitern. Doch damit werden ihre Kämpfe und Schwierigkeiten nur grösser. Sobald sich Männer jemandem gegenüber öffnen, geht es meistens aufwärts. Das gilt natürlich auch für Frauen, denn auch sie leiden oft unter denselben Problemen.

Ein Weggefährte sein

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Stefan Badertscher mit seiner Frau
Stefan sieht sich nicht als Therapeut oder Spezialist in diesem Gebiet. Er ist ganz einfach ein Weggefährte für Männer, die in ihrer Sexualität herausgefordert sind. Obwohl er auch schon an kompetente Fachkräfte weiterleiten musste, ist ein Weggefährte das, was die meisten brauchen. Jemand, der sie ermutigt, für sie betet und ihnen ganz praktisch zur Seite steht. Als Weggefährte sagt Stefan immer wieder: «Gott disqualifiziert dich nicht. Das tust höchstens du selbst. Seine Liebe für dich hat nicht aufgehört.»

Gib dich niemals auf

Es ist wichtig zu verstehen: Gott gibt einen Menschen niemals auf – egal wie tief er in Problemen und Süchten steckt. Auch wir sollten uns niemals selbst aufgeben. Viele Menschen beginnen, nach verlorenen Kämpfen auf sexuellem Gebiet zu resignieren. Sie denken, es sei alles sinnlos. Aber das stimmt nicht. Stefan sagt: «Stell dir vor, du stellst beim Autofahren fest, anstatt der vorgegebenen 50 km/h plötzlich 70 km/h zu fahren. Würdest du den nicht sofort die Geschwindigkeit drosseln und in Zukunft etwas vorsichtiger sein? Niemand würde sagen, es sei jetzt zu spät und das Tempo würde keine Rolle mehr spielen.» Wieso nur geben viele Menschen nach sexuellen Unachtsamkeiten auf?

Die Sexualität ist ein sensibler Teil des Menschen, der stark mit unserer Identität zusammenhängt. Es lohnt sich, behutsam damit umzugehen. «Gerade in unserer Zeit, wo 'Warten' uncool ist und wir immer alles sofort haben wollen, geraten viele Menschen auf sexuellem Gebiet in Schwierigkeiten.» Stefan ist nicht der Typ, der mit dem Mahnfinger gewisse moralische Standards durchsetzen will. Trotzdem sagt er unermüdlich: «Gott hat uns mit der Sexualität ein grossartiges Geschenk gemacht. Wollen wir doch behutsam damit umgehen.»

Das Tabu brechen

Es ist Zeit, über sexuelle Herausforderungen zu sprechen. In christlichen Kreisen werden diese oft ignoriert. «Viele denken, mit ihren Schwierigkeiten allein zu sein. Doch viele, die sich öffnen und über ihre Probleme sprechen, sind anschliessend sehr erleichtert und finden danach zu einem heilenden Weg.»

Selbstbefriedigung oder Pornokonsum sind längst nicht die einzigen Probleme. Jeder hat seine Geschichte und Kämpfe. «Das Tabu zu brechen, heisst auch, über die eigenen Erfahrungen und Schwierigkeiten zu sprechen.» Eine schöne Fassade zu bewahren hilft niemandem weiter.

Als Gemeinde vereinen wir Generationen. Die Alten können die Jungen begleiten und ermutigen. Oftmals meinen Eltern, den Jungen keine Anleitung geben zu können. «Wir waren selbst nicht die idealen Vorbilder», sagen sie. Doch auch hier hält Stefan entgegen: «Du bist nicht disqualifiziert! Nimm Vergebung an und gib jungen Menschen Anteil an deinen vergangenen Kämpfen, Niederlagen und Siegen.» Jeder hat Kämpfe. Aber nur wenige stehen als Weggefährten zur Verfügung. Das ist schade und sollte sich dringend ändern.

Agieren statt Reagieren

Für viele Menschen ist es wichtig, einen Weggefährten zu suchen. Das bedingt aber, sich in Bewegung zu setzen und verletzbar zu machen. Stefan betont: «Selbstverantwortung ist wichtig und Initiative, sich einen Weggefährten zu suchen.»
Jeder braucht einen geschützten Rahmen, um über Kämpfe auf sexuellem Gebiet zu sprechen. Leider haben viele keinen solchen Ort. Es lohnt sich aber, einen Weggefährten zu suchen – und selbst einer zu sein!

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Datum: 14.10.2017
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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