Alarm in der Ostschweiz
Narzisstischer Herodes übernimmt St. Gallens Klosterviertel
In der St. Galler Altstadt, im Klosterviertel, regiert am Sonntag, 10. Dezember eine biblische Gestalt: Herodes. Zum ersten Mal wird die Weihnachtsgeschichte im Massstab 1:1 in der Ostschweiz durchgeführt. Dahinter stehen die Kirchen und Freikirchen der Stadt – gleich wie in Solothurn, der bisher einzigen Stadt in der Schweiz mit einer solchen Aufführung.
«Ich war zusammen mit meiner Frau während zehn Jahren Heilsarmee-Offizier», sagt Markus D'Alessandro. Immer wieder überlegten die beiden, wie sie das Evangelium auf eine gute Art weitergeben können, ohne dass es künstlich wirkt. «Auf dieser Suche sind wir auf die Weihnachtsreise in Solothurn gestossen.»Gleich wie in Solothurn werden nun an verschiedenen Schauplätzen in St. Gallen mehrere Begebenheiten aus der biblischen Überlieferung dargestellt. «Wer auf den Anfang kommt, auf 14 Uhr, erlebt den Einzug aller Darsteller und Tiere wie Kamele und Schafe in die Stadt», blickt D’Alessandro nach vorn.
Narzisstischer Herodes
Die Darsteller verteilen sich anschliessend auf die verschiedenen Szenen. «In diesen kann man die Weihnachtsgeschichte live und lebendig miterleben. Beim Thorn von Herodes kann man miterleben, wie narzisstisch er ist.» Man erlebe, wie die Weisen aus dem Morgenland zu Herodes kommen und sagen, dass sie auf der Suche nach dem neuen König sind «und wie er dann ausflippt». Man kann weiter erleben, wie die Römer durch die Stadt marschieren und die Hirten mit ihren Schafen und Ziegen lagern. Letztere erhalten dann die Botschaft vom neuen König und machen sich auf die Suche nach ihm.
In der Altstadt
Bei einem weiteren Platz trifft man die heilige Familie, die mit einem neugeborenen (echten) Kind lagert. Diese wird besucht von den Hirten und Weisen. «Wer lange stehen bleibt, kann die Geschichten mehrfach erleben.» Die Darstellungen werden bis 17 Uhr wiederholt. «So dass man nichts verpasst, wenn man mal länger an einem Ort stehen bleibt oder zum Beispiel etwas essen geht.»
Durchgeführt wird die Darstellung in der St. Galler Altstadt, im Klosterviertel mit seinen Gassen, dem Kloster und dem Dom.
In Solothurn wird die Weihnachtsreise seit mehr als zehn Jahren durchgeführt. «Ich fragte dort nach, ob wir das kopieren dürfen und stiess auf offene Ohren.» In St. Gallen fragte Markus D'Alessandro bei den anderen Kirchen, ob diese mitmachen würden – auch hier sei er auf offene Ohren gestossen. Gleich wie in Solothurn soll die Aufführung in St. Gallen keine einmalige Sache bleiben. «Wir haben Kulissen und Kostüme, die wir für die nächsten Jahre behalten können.»
In Solothurn können alle mitmachen
Richard Hürzeler vom OK der «Weihnachtsreise der Landes- und Freikirchen von Solothurn» erklärte kürzlich, dass bei der jüngsten Ausgabe in Solothurn jeder, der wolle, mitmachen könne. In Solothurn wird die Weihnachtsgeschichte ebenfalls am 10. Dezember aufgeführt. Die Besucher können durch das weihnachtliche Bethlehem reisen und verschiedene Szenen miterleben. «Beteiligt an der Aufführung sind jeweils rund hundert Leute», sagt Richard Hürzeler vom Solothurner OK.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet