Landeskirchen-Forum
Das Abendmahl als Augenöffner
Im Abendmahl ist Christus in der Gemeinde anwesend. Die Tagung des Landeskirchen-Forums am 5. März in Basel gab Impulse zur Verankerung der Feier im Alltag der Kirchgemeinde. Regelmässige Praxis und tieferes Verständnis des Abendmahls bedingen sich gegenseitig.
In einem Grusswort skizzierte der Basler Kirchenratspräsident Lukas Kundert die beiden Sakramente Taufe und Abendmahl als entscheidende Zeichen der Ökumene. Er nannte das Abendmahl «eine Handlung, in der Gott selbst handelt und uns wandelt».
Augenöffner
Für die Berner Pfarrerin Silvianne Bürki liegt die Bedeutung des Abendmahls darin, dass wir dadurch besonders Gott erkennen können. Sie deutete in ihrem Vortrag die Begegnung der zwei Jesus-Anhänger mit dem Auferstandenen: Sie waren mit ihm unterwegs, erkannten ihn aber erst beim Brotbrechen in Emmaus. «Kann das Abendmahl auch für uns zum Augenöffner werden?»
Im Feiern des Abendmahls, so Bürki, «werden wir hineingenommen in eine kreisförmige Bewegung, in der wir uns gleichzeitig ausrichten und ausgerichtet werden, uns ausdrücken und geformt werden». Die Erkenntnis Gottes im Abendmahl nimmt den Menschen ganz in Anspruch, «sie nimmt mich in liebevollen Beschlag».
Gott «zum Essen gern haben»
Der Zürcher Reformator Ulrich Zwingli verstand das Abendmahl als Handlung zum Gedächtnis und zur Danksagung. In der Folge sei der Zusammenhang von Sonntag und Tischgemeinschaft verloren gegangen, sagte Prof. Ralph Kunz, Universität Zürich. Heute zeigten die meisten Reformierten wenig Appetit. «Wir essen die Speisekarte und wundern uns, dass es so papierig schmeckt.»
Das Abendmahl ist dazu da, den tiefsten Hunger des Menschen zu stillen. Performance ist es nicht, sagte Kunz, sondern Gedächtnis, Gewahr-Werden: «Wir reden über das Wunder der Wandlung, die mit uns geschieht, die wir nicht bewerkstelligen können – ein Verlangen, das wir erst spüren, wenn wir Gottes Verlangen nach uns spüren. Wenn wir sehen, wie er nach uns Ausschau hält.»
Etwas für den Hunger tun
Ralph Kunz rief dazu auf, der Einladung Gottes mit geistlicher Übung Folge zu leisten und etwas für den Hunger zu tun. Es gehe um Einübung in das gemeinsame Leben. «Wie viel Kraft würden wir gewinnen, wenn wir die Mahlfeier wieder als Wegzehrung verstünden?»
An der Tagung kam das weite Feld der Gestaltung des ganzen reformierten Gottesdienstes in den Blick. Was ist im Abendmahl unverzichtbar? Und wie wird eine Liturgie für gelegentliche Besucher gestaltet? Die Workshops behandelten das Abendmahl in der Vielfalt der Orte, vom Münster über die Kirchgemeinde bis zur Kommunität, zum Hauskreis und zum Krankenbett.
Am abschliessenden Podium nahmen die Münsterpfarrerinnen von Basel und Bern teil. Ralph Kunz betonte, dass mit Brot und Wein die Einsetzungsworte, die Bitte um den Heiligen Geist und der Lobpreis das Abendmahl konstituieren. Im Blick auf die Vollendung wird es zum Freudenmahl.
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Autor: Peter Schmid
Quelle: Landeskirchen-Forum