Mahnwache in Basel
Aufrütteln gegen den Terror von Boko Haram
Seit Jahren leidet die Bevölkerung in Nigeria unter dem Terror von Boko Haram. Mit einer mehrtägigen Mahnwache und Armbändern mit den Namen von Opfern macht Mission 21 auf das Drama aufmerksam. Wir fassen eine Reportage der Agentur ref.ch zusammen. Dienstagmorgen, 7 Uhr: Vor dem Bahnhof SBB in Basel herrscht Hochbetrieb. Vor dem Eingang sitzen Frauen und Männer. Sie halten blaue Karten mit der weissen Aufschrift: «Wir schweigen. Aber nicht nur.» Wer will, kann sich auf einen der freien Stühle dazusetzen. Mission 21 hält hier während vier Tagen bis zum 12. Juni jeden Morgen zwischen 7 und 8 Uhr eine stille Mahnwache für die Opfer der Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria. Mit der Aktion weist das Basler Missionswerk auf den brutalen Bürgerkrieg hin, der Nigeria erschüttert.Am Weihnachtstag 2011 verübte Boko Haram einen blutigen Anschlag auf eine Kirche nördlich der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Seither verbreitet die islamistische Sekte Angst und Schrecken. Jedes Jahr verfolgen, vertreiben und töten ihre Mitglieder Tausende, Christen ebenso wie Muslime.
Mittlerweile befinden sich gemäss Mission 21 über eine Million Menschen auf der Flucht vor dem Terror, vor allem Frauen und Kinder. Der Konflikt machte 2014 weltweit Schlagzeilen, als Boko Haram 178 Schülerinnen gewaltsam verschleppte. Bis heute gelten die Mädchen als verschollen.
Den Opfern Namen geben
Zehn Freiwillige des Missionswerks mischen sich unter die Passanten. Sie verteilen Armbänder aus blauem Silikon, jedes bedruckt mit einem Namen. Diese erinnern an die Opfer von Boko Haram: Zum Beispiel an Ruth Ishaku (18). Die junge Frau gehört zu den Schülerinnen, die am 14. April 2014 entführt wurden.Auch Mission 21-Direktorin Claudia Bandixen beteiligt sich an der Mahnwache. Es sei nicht so einfach, die Aufmerksamkeit der Vorbeigehenden zu gewinnen, wenn man keine Schokoriegel zu verschenken habe, meint Claudia Bandixen.
Am Ende fällt das Fazit des ersten Tages positiv aus: «Wir haben über 200 Armbänder verteilt und noch mehr Informationskärtchen», sagt Christoph Rácz, Medienbeauftragter von Mission 21, gegenüber dem Portal Ref.ch. Er war selber im Einsatz auf der Strasse: «Ich bin überrascht, wie viele Leute sich in dem morgendlichen Gewusel trotzdem Zeit genommen haben, mir zuzuhören oder sich zur Mahnwache auf einen der Stühle zu setzen.» Auch am zweiten Tag der Solidaritäts-Aktion mit den Opfern in Nigeria wurden mehrere Hundert Armbänder mit Namen von Opfern sowie Informationsflyer verteilt. Trotz Zeitstress in der Rush Hour fanden zahlreiche Menschen Zeit, die Infos entgegen zu nehmen.
Mahnwache interreligiös: mit Jasmina El-Sonbati
Am Mittwoch beteiligte sich Jasmina El-Sonbati an der Solidaritätsaktion vor dem Basler Bahnhof SBB gegen den Terror von Boko Haram. El-Sonbati ist Muslimin und Mitbegründerin des «Forum für einen Fortschrittlichen Islam».«Es ist wichtig, gegen den Terror von Boko Haram ein Zeichen zu setzen. Betroffen von den Angriffen sind sowohl Christinnen und Christen als auch Musliminnen und Muslime!», erklärt Jasmina El-Sonbati am Mittwochmorgen vor dem Basler Bahnhof SBB.
Jasmina El-Sonbati ist Schweizer Muslimin, aufgewachsen als Kind einer katholischen Mutter und eines muslimischen Vaters. Ihre Kindheit verbrachte sie in Ägypten. Sie setzt sich für einen fortschrittlichen Islam ein und auch für eine tolerante, offene Schweiz, in welcher verschiedene Religionen ihren Glauben leben können.
Weltweite Aktion
Die Mahnwache markiert den Kick-Off zu einer weltweiten Solidaritätsaktion, die vom 1. Juli bis zum 31. Dezember dauert. Partnerkirchen von Mission 21 auf der ganzen Welt veranstalten jeweils eine Aktion pro Woche. Die Resolution unter dem Titel «Wir schweigen für die Opfer von Boko Haram» wird am kommenden Freitag an der internationalen Missionssynode verabschiedet.
Trailer von Mission 21:
Zur Webseite:
Mission 21
Zum Thema:
«Kalifat» ausgerufen: Nigeria: Boko Haram ändert Taktik
Das Ende der Terrororganisation?: Boko Haram: die Welt ist erwacht
Wie Saulus zum Paulus: Erste Boko-Haram-Mitglieder werden Christen
Autor: Fritz Imhof / Karin Müller
Quelle: Livenet / Kirchenbote BS