Bild-Redaktor Daniel Böcking

«Ich bin Christ – ob ich arbeite oder mit der Familie frühstücke»

Der Christ Daniel Böcking arbeitet als Redaktor bei der Bild-Zeitung. Auf welche Weise Gott zu ihm spricht und wie er den Glauben im Alltag lebt, verrät er im Interview mit Livenet.Zuerst mal ganz konkret zur Situation um Covid-19: Wie haben Sie persönlich diese einschneidende Krise erlebt?
Daniel Böcking: Grundsätzlich hat Corona uns genauso krass getroffen, wie jeden anderen auch. Wir haben vier kleine Kinder. Meine Frau ist also zur Homeschooling-Heldin geworden und die Familie hatte sehr anstrengende, aber auch sehr schöne gemeinsame Momente. Von vielen Ängsten und Nöten sind wir aber verschont geblieben – sowohl medizinisch als auch finanziell.

Wie sind Sie bei der Bild mit dem ganzen Wirrwarr an Fakten und Expertenmeinungen, aber auch mit den politischen Massnahmen, die getroffen wurden, umgegangen?
Zuallererst schlicht journalistisch: Wir haben die Fakten benannt und haben die Fragen gestellt, die offen waren. Dazu gehört in so einer einmaligen Situation natürlich auch, dass es nicht auf alle offenen Fragen sofort eindeutige Antworten gab. Die Reporterleistung unserer Kollegen in diesen Monaten ist grossartig und dank unseres Netzwerks von über 500 Redakteuren konnten und können wir die Krise in all ihren Aspekten – vom Politischen bis zu den persönlichen Schicksalen – beleuchten. Was uns immer wichtig bleibt: Wir hinterfragen weiterhin alles. Das ist nicht immer populär, zeichnet aber guten Journalismus aus.

Wie wirkt sich Ihr Glaube an Gott auf Ihren Alltag und Ihre Arbeit bei Bild.de aus?
Das lässt sich schwer in aller Kürze beantworten. Ich bin Christ – ob ich arbeite oder zuhause mit der Familie frühstücke. Deshalb vertrete ich natürlich entsprechende Werte, bete häufig, lese in der Bibel. Da ich schon häufig Themen in der Bild aus christlicher Perspektive kommentieren durfte, wissen die Kollegen natürlich von meinem Glauben. Mich hat anfangs überrascht, dass mich niemand deshalb angegriffen oder ausgelacht hat. Bei Bild arbeiten Atheisten, Christen, Juden, Moslems – und das sehr respektvoll und freundschaftlich miteinander. Mein Job besteht sicher nicht darin, aus Bild eine christliche Missionarszeitung zu machen. Aber ich bin froh und dankbar, dass ich mich nie verbiegen musste oder eine Trennlinie ziehen musste: Hier der Journalist, da der Christ. Das geht ganz hervorragend zusammen.

Auf welche Weise spricht Gott zu Ihnen?
Ich habe das mal als «inneres Nicken» beschrieben. Oft erlebe ich beim Bibellesen oder beim Beten diese Momente, in denen ich dieses «innere Nicken» spüre – weil ein Vers mich besonders anspricht, weil sich eine Problemlösung in mein Herz eingepflanzt hat, die sich plötzlich sehr richtig anfühlt, weil irgendwoher ein Impuls kam, der mich plötzlich aufleuchten lässt. Wenn ich das dann mit dem abgleiche, was ich aus der Bibel weiss, dann habe ich das Gefühl, dass Gott mich hier auf eine Spur oder einen Weg geschickt hat. Und ab da übe ich Gottvertrauen nach dem Motto: Vielleicht klappt es nicht so, wie ich mir das vorstelle – aber ich tue es in dem Vertrauen, auf Gott zu hören. Das schenkt mir einen grossen Frieden.

Sie bezeichnen den christlichen Glauben in Ihrem Buch als «grossartig» und als «Glück». Was begeistert Sie an Gott?
Eine sehr profane Antwort – aber: die Liebe! Dass ich ein geliebtes Gotteskind bin. Was er für uns getan hat, wie oft er zur Vergebung bereit ist. Weniger pathetisch: Als ich das erste Mal bewusst das Neue Testament von vorn bis hinten durchgelesen hatte, war ich baff, wie grossartig Jesus ist und wie friedlich, herrlich und aktuell die Botschaften sind, die er für uns hat. Ich habe den Glauben als «grossartig» bezeichnet, weil ich vorher sehr viele Vorurteile gegenüber Christen und der Kirche hatte. Seitdem ich mich in dieser grossen Gottesfamilie bewegen darf, wurden viele dieser Vorurteile pulverisiert. Ich durfte Gott als Wahrheit erleben, deshalb ist es eigentlich wurscht, ob ich ihn toll finde. Aber es ist eine schöne Erfahrung, immer wieder zu sehen, wie ganz irdisch glücklich das Christsein machen kann.

Wie formulieren Sie einem Menschen, der mit Gott nicht viel am Hut hat, Ihr persönliches Glaubensbekenntnis?
Ich versuche nie, Leute mit dem Vorschlaghammer zu missionieren oder mit einem knackigen Glaubensbekenntnis zu überzeugen. Was ich oft vorschlage ist, es einfach mal auszuprobieren. Mal beten, mal in den Evangelien blättern, beim Beten mal innehalten und auch «zuhören». Mein Erleben war: Gott lässt sich ganz gern finden und macht es einem nicht schwer.

Kommt es vor, dass Sie Gott oder die Bibel nicht verstehen? Was tun Sie dann?
Ja, das kommt oft vor. Und damit befinde ich mich ja in bester biblischer Gesellschaft. In der Bibel bekommen wir häufig den Tipp, um Weisheit zu beten. Das mache ich entsprechend oft. Gleichzeitig halte ich es aber auch gern mit einem Spruch, der Frère Roger zugeschrieben wird: «Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.» Damit bin ich schon ganz gut beschäftigt.

Was ist Ihre persönliche Lieblingspassage in der Bibel und weshalb genau diese?
Wenig originell: die Bergpredigt. Da finde ich immer wieder sehr kluge Impulse für mein Leben. Vers 33 in Matthäus Kapitel 6 hat mir die Prioritäten im Leben klar sortiert: «Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das Übrige alles dazugegeben.»

Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Mit Blick auf den Job: «Wo Gott dich hingesät hat, da sollst du blühen!» (Afrikanisches Sprichwort)

Zum Thema:
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Datum: 08.09.2020
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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