Heikle Gespräche
In christlichen Gemeinden werden zu oft Konflikte verdrängt
Unternehmensberater und Bestsellerautor Joseph Grenny sprach am Willow-Creek-Kongress in Hannover über die Tendenz, dass schwierige Gespräche in Gemeinden oft nicht geführt und Beziehungsprobleme unter den Teppich gekehrt werden. Damit verbaue man sich die Chance, gesunde Beziehungen aufzubauen, was laut Grenny weitreichende negative Folgen hat.
Viele christliche Gemeinden leiden darunter, dass ihre Mitarbeiter untereinander nicht ehrlich und wahrhaftig sind. Diese Überzeugung vertrat der US-Unternehmensberater und Bestsellerautor Joseph Grenny am Willow-Creek-Leitungskongress in Hannover. Häufig getraue man sich nicht, Probleme ehrlich und respektvoll anzusprechen, dies meist aus Angst, die Freundschaft oder auch die Arbeitsstelle dadurch zu verlieren. Untersuchungen würden aber zeigen, dass die Beziehung meist sogar auf eine bessere Basis gestellt werde, wenn die Wahrheit ausgesprochen wird (Bedingung: die andere Person muss spüren, dass ihre Ziele und ihre Person respektiert werden!).Konflikte möglichst rasch ansprechen
Als Leitgedanken stellte Joseph Grenny folgenden Satz ins Zentrum: «Die Gesundheit einer Beziehung, eines Teams oder einer Organisation leitet sich aus der durchschnittlichen Zeitdauer ab zwischen der Identifikation eines Problems und dem Gespräch darüber.» Die unzureichende Leistung von ehrenamtlichen Mitarbeitern oder Pastoren werde zum Beispiel zu oft nur in Vorzimmern diskutiert, ohne die betroffenen Personen direkt zu konfrontieren. Grenny: «Wir brauchen eine Kultur, um Konflikte angemessen auszutragen.» Er verwies auf die Berichte der Apostelgeschichte und unterstrich, dass Kontroversen zum Gemeindeleben dazugehörten. Nicht die Auseinandersetzungen seien das Problem, sondern ihr Umgang mit ihnen. Grenny rief die 9'500 Zuhörer dazu auf, Konflikte nicht zu beschönigen: «Wir wachsen durch Wahrheit.» Aktuellen Erhebungen zufolge führe in einer Gemeinde die Kultur der Ehrlichkeit zu einer Zunahme von Mitgliedern und Finanzen.
«Bemühen Sie sich, diese Fähigkeit zu erlernen!»
Der Hauptpastor der Willow-Creek-Gemeinde in Chicago, Bill Hybels, bezeichnete die Kunst, schwierige Gespräche zu führen, als eine der wichtigsten Fähigkeiten im Umgang mit Menschen. «Bemühen Sie sich, diese Fähigkeit zu erlernen!», rief Hybels den Teilnehmern zu. Sie sei ein unschätzbarer Vorteil für die Gemeindepraxis und die persönliche Lebensführung.
Der nächste Willow-Creek-Leitungskongress findet vom 8. bis 10. Februar 2018 in der Dortmunder Westfallenhalle statt.
Zur Webseite:
Willow Creek Deutschland
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Fazit: 20 Jahre Willow-Creek-Kongresse – was bleibt?
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet